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28.11.: kulturfinanzierung aktuell +++ kulturfinanzierung

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Berlin: Neue Hoffnung für Symphoniker - Berliner Orchester wollen Abwicklung durch Gehaltsverzicht abwenden +++ Dresden: Rößler prüft Möglichkeiten zur Rettung der Neuen Elblandphilharmonie +++ Erfurt: Landesstiftung soll 320 000 Euro für Thüringer Künstler bringen +++ Jena: Kürzungen bei freiwilligen Leistungen - Auch Musikschule betroffen

Berlin: Neue Hoffnung für Symphoniker - Berliner Orchester wollen Abwicklung durch Gehaltsverzicht abwenden
Berlin (ddp-bln). Für die von Abwicklung bedrohten Berliner Symphoniker gibt es neue Hoffnung: Durch Gehaltsverzicht wollen Berlins Orchester sie vor dem Aus retten. Die Musiker der vier direkt aus dem Berliner Haushalt finanzierten Klangkörper - das Berliner Sinfonie-Orchester (BSO) und die Orchester der drei Opernhäuser - planen nach dem Grundmodell des öffentlichen Dienstes einen Verzicht auf zwölf Prozent ihrer Einkünfte und damit mindestens auf 3,1 Millionen Euro. Das sagte der Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung (DOV), Gerald Mertens, am Donnerstag in Berlin. Kultursenator Thomas Flierl (PDS) begrüßte das Hilfsangebot. Er werde Kontakt mit der Deutschen Orchestervereinigung aufnehmen und die Offerte eingehend prüfen, kündigte der Senator an.
Mertens erläuterte, dass die durch Gehaltsverzicht zusammen kommende Summe nahezu den benötigten Mitteln der Symphoniker für die Saison 2004/2005 entspräche. Von diesem Zeitpunkt an will der Senat die Zuwendungen für den Klangkörper dauerhaft streichen. Bislang galt das Ende des Ensembles als besiegelt. Sowohl der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und Finanzsenator Thilo Sarrazin (beide SPD) als auch Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) hatten sich gegen weitere Zuschüsse ausgesprochen.
Als weiteren Bestandteil ihres solidarischen Alternativkonzepts wollen die Orchester Mertens zufolge mit ihren jeweiligen Leitungen einen flexiblen Freizeitausgleich aushandeln. Damit sollen zusätzliche Schließtage vermieden und weitere Kosten gespart werden.
Bedenken dagegen äußerte der Deutsche Bühnenverein. Beim Plan der Orchestervereinigung stecke die «Tücke im Detail». Der Vorschlag der DOV sei nichts anderes als die Anwendung des Berliner Tarifvertrages für die öffentliche Hand auf die Orchester und kein «Sonderopfer». Wer die Vergütung kürzen will, müsse danach die tarifliche Arbeitszeit ebenfalls verkürzen. Das bedeute beispielsweise eine Reduzierung von tariflich acht auf sieben Dienste pro Woche. Die meisten Berliner Orchester hätten jedoch faktisch schon eine Sieben-Dienste-Woche.
Seit 1990 ist die Zahl der fest angestellten professionellen Musiker in der Stadt Mertens zufolge um etwa ein Drittel gesunken. Allein bei den Symphonikern, die überdies auf ihr 13. Monatsgehalt verzichteten, seien bereits 18 Stellen weggefallen. Mertens gab zu Bedenken, dass eine Abwicklung der Symphoniker vor allem für die musische Bildung an den Berliner Schulen und Vorschuleinrichtungen verhängnisvoll wäre. An diesen Einrichtungen gebe es kaum noch Musikunterricht, was bisher unter anderem durch Schulkonzerte ausgeglichen worden sei.
Susann Huster

Dresden: Rößler prüft Möglichkeiten zur Rettung der Neuen Elblandphilharmonie
Dresden (ddp-lsc). Für die von Insolvenz bedrohte Neue Elblandphilharmonie in Riesa ist möglicherweise in letzter Minute doch noch Rettung ins Sicht. Kunstminister Matthias Rößler (CDU) sagte am Freitag im Dresdner Landtag, es sei zu prüfen, ob dem Ensemble über die Umverteilung von Mitteln geholfen werden könne. Dazu sei noch am Freitag ein Beratungsgespräch mit den Landräten der betroffenen Kreise Sächsische Schweiz und Weißeritzkreis zu einer Übergangsregelung zum Erhalt des Orchesters geplant, sagte er in einer aktuellen Fragestunde im Parlament.
Rößler betonte zugleich, er bedauere den Beschluss des Kulturraums Sächsische Schweiz/Osterzgebirge zur Streichung der bisherigen Zuschüssen in Höhe von insgesamt 850 000 Euro «außerordentlich». Er gehe jedoch nicht von einer Schließung der Elblandphilharmonie, sondern von einer Verkleinerung des zur Zeit 60 Mitglieder zählenden Ensembles aus. Aufgrund der Eigenverantwortlichkeit der Kulturräume verfüge die Staatsregierung aber nicht über die rechtlichen Mittel, um bei Entscheidungen einzugreifen. Zugleich sprach sich Rößler gegen generelle Ausgleichszahlungen an die Kulturräume in Zeiten knapper Kassen aus.
Der Kulturraum hatte in der vergangenen Woche beschlossen, die finanzielle Unterstützung für das Orchester 2004 ersatzlos zu streichen. So wird das Ensemble im Entwurf des Kulturkonvents zum Haushaltsplan für das kommende Jahr finanziell nicht mehr berücksichtigt. Künftig sollen mit einem Teil des eingesparten Geldes Musikschulen der betreffenden Landkreise finanziert werden, die bislang aus Mitteln der Kreishaushalte unterstützt wurden.

Erfurt: Landesstiftung soll 320 000 Euro für Thüringer Künstler bringen
Erfurt (ddp-lth). Thüringens Künstler können ab 2005 auf Zuwendungen einer Landeskulturstiftung hoffen. Die geplante Einrichtung solle mit 7,6 Millionen Euro ausgestattet werden, teilte das Kunstministerium am Freitag in Erfurt mit. Als Ertrag könnten jährlich etwa 320 000 Euro ausgereicht werden. Förderschwerpunkt sollten zeitgenössische Projekte aller Sparten sowie Stipendien für einzelne Künstler sein.
Das Geld für die geplante Landesstiftung soll den Angaben zufolge aus der bisherigen Stiftung Kulturfonds kommen. Thüringen hatte im Juni den Ausstieg aus der von den neuen Ländern und Berlin gemeinsam getragenen Einrichtung für Ende 2004 angekündigt. Nach der Kündigung von Sachsen und Sachsen-Anhalt sei eine Weiterführung der Stiftung nicht mehr sinnvoll. Aus dem Kapitalvermögen stünden dem Freistaat 7,6 Millionen Euro zu.
http://www.tmwfk.de

Jena: Kürzungen bei freiwilligen Leistungen - Auch Musikschule betroffen
Kultur- und Freizeiteinrichtungen in Jena müssen sich im kommenden Jahr auf geringere Zuschüsse aus dem Stadtsäckel gefasst machen. Wie Finanzdezernent Jauch am Freitag mitteilte, muss die Stadt ein Defizit im Haushalt von 2,1 Millionen Euro ausgleichen. Möglicherweise werde die Etatlücke aufgrund weiter sinkender Einnahmen sogar auf drei Millionen Euro ansteigen.
Bislang seien Kürzungen bei den so genannten freiwilligen Leistungen geplant. Das betreffe Zuschüsse für das Theaterhaus, die Musik- und Kunstschule sowie für Bäder. Auch bei den Ausgaben für Umwelt und Naturschutz, für Spielplatzprojekte und den Bürgerservice soll nach Jauchs Worten gespart werden.
Der Finanzdezernent verwies darauf, dass die Stadtverwaltung als Alternative zu den Kürzungen eine Anhebung der Hebesätze für Gewerbe- und Grundsteuer auf das Niveau anderer deutscher Großstädte vorgeschlagen habe. Das könne Mehreinnahmen von zwei Millionen Euro bringen. "Dieser Vorschlag findet jedoch derzeit keine Mehrheit bei den Fraktionen von CDU und SPD."
Quelle: mdr