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Coole Idee: Kids engagieren sich für deutsche Sprache

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Keine Anglizismen, bitte! - 14jähriger engagiert sich angesichts seines Alters für ein ungewöhnliches Projekt: Zusammen mit 20 Altersgenossen will er Wirtschaft und Politik für die deutsche Sprache sensibilisieren.

Delbrück (ddp-nrw). Die Lektüre von Computerzeitschriften bringt den 14-jährigen Simon Keuer regelmäßig auf die Palme. Obwohl der Gymnasiast aus Delbrück in Ostwestfalen ein guter Schüler ist, fühlt er sich angesichts der Flut von englischen Begriffen regelrecht verschaukelt: «Es ist ein Witz, was einem heutzutage alles für Pseudo-Fachwörter aufgetischt werden», klagt Keuer, der ein «Aussterben der deutschen Sprache» befürchtet.

Um das zu verhindern, hat er sich, zusammen mit 20 Altersgenossen aus der Jahrgangsstufe acht des Delbrücker Gymnasiums, zu einem ungewöhnlichen Engagement entschlossen. Die Jugendlichen wollen Wirtschaft und Politik für die deutsche Sprache sensibilisieren und haben eine Unterschriftenaktion gegen die ihrer Meinung nach «überflüssige» Verwendung von Anglizismen gestartet. Zum Auftakt ihrer Aktion sammelten sie, unterstützt von Lehrer Johannes Breimhorst, in der Paderborner Innenstadt binnen weniger Stunden 120 Unterschriften.

Vor allem ältere Menschen hätten «sehr positiv» auf die Initiative reagiert. Da viele von ihnen der englischen Sprache nicht mächtig seien, fühlten sie sich vom gängigen Vokabular in den Medien «diskriminiert». Die Jugendlichen wollen diesen Zustand nicht hinnehmen. Ihnen will nicht einleuchten, weshalb Werbetexter englische Begriffe wie «Pocket Camera» verwenden, anstatt sie «einfach kleine Kamera zu nennen». In Briefen an Großkonzerne haben die Schüler ihrem Ärger Luft verschafft. Die Firmen hätten zwar geantwortet, dass sie sich des Problems bewusst seien. Trotzdem würden sich mit «Denglisch» bezeichnete Produkte besser verkaufen, hieß es.

Keuer kann dieses Argument nicht nachvollziehen. Da die Mehrheit der Bevölkerung den englischen Begriffen skeptisch gegenüber stehe, lohne es sich für Firmen, stärker auf die deutsche Sprache zu setzen. Eine entsprechende Trendwende hat Jürgen Himstedt vom «Verein Deutsche Sprache» registriert. Nach dem Zusammenbruch der «New Economy» würden vor allem Banken vom hippen Szene-Jargon zum gediegenen Wortschatz zurückkehren, da er mehr Seriosität ausstrahle. Dennoch sei die deutsche Sprache in Gefahr.

Für Simon Keuer zeigt sich das beispielsweise an «gedankenlos» in den Alltag übernommenen Bezeichnungen wie «Mountainbike». Niemand käme auf die Idee, in einem Geschäft nach einem «Bergfahrrad» zu verlangen. Nicht einmal, wie der junge Verteidiger der deutschen Sprache einräumt, er selbst.

Den ersten Teil der gesammelten Unterschriften haben die Schüler mittlerweile dem «Verein deutsche Sprache» übergeben, der sich laut Sprecher Himstedt «beeindruckt» von der Aktion zeigte. Die 1997 gegründete Organisation, die eigenen Angaben zufolge über 16 000 Mitglieder verfügt, will sie, im Rahmen einer eigenen Aktion, an Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) übergeben.