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Neuer Hochschulrat an der Hochschule für Musik Nürnberg. Foto: Hufner
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Countdown läuft - Dresden bekommt einen neuen Konzertsaal

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Dresden - Nach der «Elphi» kommt der «Kulti». So nennen die meisten Dresdner ihren Kulturpalast. In fünf Jahren wurde er umgebaut und soll nun einen guten Klang bieten. Für die Philharmoniker endet eine Leidenszeit.

Die Jubelarien für die Hamburger Elbphilharmonie sind noch nicht verhallt, da wird knapp 400 Kilometer Luftlinie entfernt der nächste Klangraum eingeweiht. Der 1969 eröffnete Dresdner Kulturpalast wurde in den vergangenen fünf Jahren für rund 100 Millionen Euro umgebaut und soll der hiesigen Philharmonie nun endlich den Sound ermöglichen, den das 1870 gegründete Orchester sonst nur auf Tourneen in Tokio, New York oder London erzielt. Zudem nimmt der Musentempel auch die Zentralbibliothek und das Kabarett «Die Herkuleskeule» auf.

Dass der «Kulti» - wie die Dresdner den Palast am Altmarkt nennen - mehr als 15 Millionen Euro teurer wurde als geplant, dürfte am Ende eher eine Fußnote bleiben. Zähneknirschend gab der Stadtrat zuletzt immer weitere Zuweisungen für den Prestigebau frei. Ein Fingerzeig auf ausufernde Vorhaben wie die Hamburger Elbphilharmonie oder den neuen Berliner Flughafen lässt die Mehrkosten in Dresden noch überschaubar erscheinen. Dennoch sorgte das im Vorfeld der für diesen Freitag (28. April) geplanten Eröffnung immer mal wieder für Misstöne. Klangzauber soll die Kritiker nun beschwichtigen.

Kurz vor der Wiedereröffnung des Kulturpalastes wird in Dresden an seine Geschichte und Vorgeschichte erinnert - auch in einer Schau des Stadtmuseums. Das 60 Millionen Ost-Mark teure Projekt war seinerzeit der größte Mehrzweckbau der DDR. Der «gegen Widerstand der Parteidogmatiker durchgesetzte, horizontal entwickelte Baukörper durfte damals als unmissverständliches Signal verstanden werden, dass die DDR-Architektur wieder Anschluss an die internationalen Nachkriegsentwicklungen gefunden hatte», heißt es in einer Einschätzung der Sächsischen Akademie der Künste.

Unabhängig von architektonischen Bewertungen - die Fassade des Hauses steht unter Denkmalschutz - war der «Kulti» für die Dresdner immer ein Haus der Kunst, nicht der Macht. Als Heimstätte von Philharmonie, Musikfestspielen, Dixieland-Festival oder dem internationalen Tanzturnier avancierte er zum Treffpunkt der Kulturfans. Namhafte Orchester aus aller Welt gastierten hier und auch Größen aus Rock, Pop und Jazz nutzten den Palast als Bühne für ihre Shows - ob nun Stars wie Paco de Lucia, Pat Metheny, Milva, Zucchero und Bruce Springsteen oder Schlagersänger aus dem eigenen Land.

Selbst das St. Petersburger Eisballett drehte regelmäßig seine Runden auf der Palastbühne. Eine riesige Hebebühne an der Hinterseite machte technisch aufwendige Produktionen möglich. Einmal avancierte der Kulturpalast sogar zum weltpolitischen Schauplatz. Kurz vor Weihnachten 1989 gaben hier Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und DDR-Regierungschef Hans Modrow eine vielbeachtete Pressekonferenz. Immer mehr aber nagte der Zahn der Zeit an dem Haus. Schließlich musste zu jedem Philharmonie-Konzert die Feuerwehr vorfahren - weil der Brandschutz nicht mehr den Standards entsprach.

Das alles ist nun Geschichte, auch für die Philharmonie. Fünf Jahre lang war sie in diversen Interimspielstätten auf Tournee in der eigenen Stadt unterwegs. Keine leichte Phase für ein Orchester. Die Dresdner Philharmoniker besitzen in der Musikwelt nicht nur wegen ihrer Historie einen guten Klang. Berühmtheiten wie Peter Tschaikowski oder Antonín Dvorák standen einst an ihrem Pult. 1909 ging sie als erstes deutsches Orchester auf eine USA-Tournee. Auch zu DDR-Zeiten tourten die Dresdner durch den Westen und spielten regelmäßig in Fernost.

Um die Güte des neuen Klangraumes macht Dresden ein ähnlich großes Geheimnis wie kürzlich die Elbphilharmonie. Nur wenig dringt vor der Eröffnung an die Öffentlichkeit. «Der Saal ist überwältigend. Er besticht durch seine Wärme und akustische Geborgenheit. Für die Philharmonie und für Dresden ist er ein ganz großes Geschenk», berichtet Chefdirigent Michael Sanderling nach ersten Proben. Die Zeit des Improvisierens in anderen Spielstätten hält der Maestro im Rückblick für ein Plus. «Das Orchester hat an Flexibilität in der Tonsprache und an schneller Umsetzung gewonnen.» Er rechnet nun mit einem neuen Qualitätssprung.

 

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