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Holocaust-Mahnmal mit Degussa-Beteiligung

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Das Berliner Holocaust-Mahnmal wird weiter unter Beteiligung der historisch belasteten Chemiefirma Degussa gebaut. Das entschied das Kuratorium der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

mdr - Bundestagspräsident und Kuratoriums-Vorsitzender Thierse sagte, die Entscheidung sei nach schwieriger Diskussion gefallen. In der NS-Zeit hatte die Unternehmenstochter Degesch das Giftgas Zyklon B hergestellt, mit dem Millionen Juden ermordet wurden. Thierse sagte, die heutige Degussa sei eine andere Firma. Es könne nicht ein einzelnes Unternehmen aus dem Projekt ausgeschlossen werden.

Außerdem hätte eine Entscheidung für ein anderes Produkt den Kosten- und den Zeitrahmen des Baus gesprengt und zu einer erheblichen rechtlichen Unsicherheit geführt.

Die Initiatorin Denkmals, Lea Rosh, zeigte sich erleichtert und besorgt zugleich. Es sei wichtig, dass das Mahnmal gebaut werde, sagte Rosh. Für sie sei die Vorstellung fürchterlich, dass jüdische Menschen und Nachkommen von Holocaust-Opfern nicht zu diesem Denkmal kommen würden. Sie hoffe, dass sich das verwachse. Wichtig sei auch eine Dokumentation am Denkmal über Degussa.

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Alexander Brenner, der eine Beteiligung der Degussa strikt abgelehnt hatte, sagte: "Ich bin unzufrieden. Aber es wäre absurd, wenn man von der Beteiligung der Degussa den Bau abhängig gemacht hätte."

Ende Oktober war die Produktion der Mahnmals-Stelen vorläufig gestoppt worden; die Bauarbeiten ruhten kurzzeitig. Nach der Entscheidung einer weiteren Beteiligung der Degussa liefert das Unternehmen nun weiter den Graffiti-Schutz für die 2700 Stelen und den Betonverflüssiger für die Fundamente. Das Mahnmal soll rund 27 Millionen Euro kosten. Die ARD hatte ein Gutachten zitiert, wonach der Graffiti-Schutz ohne Degussa 2,3 Millionen teurer würde.

Quelle: http://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/1046297.html