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Die Verfechter einer 50:50-Quote für öffentlich-rechtliche Radiosender erhalten Unterstützung von einem frühen Förderer der Idee: Der ehemalige Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin meldet sich in der Quoten-Debatte zurück - mit deutlichen Worten.
Die Debatte um eine Quote deutschsprachiger Musik in Radiosendern nimmt er zum Anlass, sich in der Süddeutschen zum Thema zu melden:"...Es gibt ein Spannungsverhältnis zwischen Markt und kultureller Vielfalt. Der Markt bevorzugt das Massenprodukt, je größer der Absatzmarkt, desto besser, je standardisierter, desto billiger. Den Befürwortern einer Quote geht es nicht um Deutschtümelei, sondern um kulturelle Vielfalt und künstlerische Kreativität. Ich spreche hier nicht nur für mich, da ich viele intensive Gespräche geführt habe, bevor ich mich für eine freiwillige Rundfunk-Quote im Sommer 2002 in meiner Rede auf der Popkomm aussprach.
Um das deutlich zu machen, sollte eine Vereinbarung gefunden werden, die nicht nur deutschsprachiger, sondern die generell anders-als-englischsprachiger Musik einen Minderheiten-Schutz gibt und die sicherstellt, dass mehr Neuheiten zu hören sind. Wir hören in Deutschland nicht nur immer weniger deutsche, sondern auch immer weniger französische, spanische oder italienische, ganz zu schweigen von russischer oder polnischer Musik...."
Als positives Beispiel nennt Nida-Rümelin Frankreich:
"... Die starke Ausrichtung an französischen Stars hat Frankreich vom allgemeinen Trend des Umsatzrückgangs abgekoppelt. Dort gilt eine - mit europäischen Wettbewerbsrecht vereinbare - Quote von 40% französischsprachiger Titel, und davon müssen mindestens 20% neue Songs (kombinierte Sprach- und Neuheitenquote) sein. Wir haben hier ein schönes Beispiel, dafür, dass Regellosigkeit nicht immer von ökonomischem Nutzen ist oder anders, dass der freie Markt gelegentlich die Grundlagen seines ökonomischen Erfolges selbst - hier: das kulturelle Interesse - zerstört..."
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/759/15744/