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Sparprogramme belasten deutsche Bibliotheken

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Göttingen - Die deutschen Bibliotheken sehen sich ungeachtet steigender Anforderungen mit massiven Sparprogrammen konfrontiert. Die Hälfte aller Hochschulbibliotheken müsse jetzt oder in den kommenden Monaten Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung hinnehmen, sagte die Vorsitzende der Deutschen Bibliotheksverbandes, Monika Ziller, am Montag in Göttingen bei der Vorstellung des "Berichts zur Lage der Bibliotheken". Auch die öffentlichen Bibliotheken seien erheblich von Kürzungen betroffen.

In deutschen Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohner mussten dem Bericht zufolge in diesem Jahr bereits 37 Prozent der Bibliotheken Stellen streichen. In weiteren 21 Prozent stehe dies an. Kürzungen träfen besonders stark die kommunalen Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg, heißt es in dem Report.

In Nordrhein-Westfalen gebe es für die kommunalen Bibliotheken in diesem Jahr im Schnitt 53 Prozent weniger Geld von den Städten und Gemeinden als 2010. Die Spirale bewege sich "immer weiter nach unten", sagte Ziller.

Wachsende Bedeutung öffentlicher Bibliotheken dokumentiert

Der Bericht dokumentiert gleichzeitig die wachsende Bedeutung der öffentlichen Bibliotheken als Treffpunkte von Gemeinden oder Hochschulen. Diese zeige sich besonders augenfällig bei der Akzeptanz von Bibliotheksneubauten. So sei die Besucherzahl der Stadtbibliothek Chemnitz in den sechs Jahren nach dem Umzug in ein attraktives Gebäude von 400.000 auf 727.000 geklettert.

Der Verband forderte alle Politiker auf, sich weiteren Kürzungen im Bibliotheksbereich entgegenzustellen. Stattdessen solle durch Bibliotheksgesetze in den Bundesländern, durch Bibliotheksentwicklungspläne und durch die konsequente Förderung von Kooperationen mit anderen Bildungseinrichtungen das Bibliotheksangebot in den Städten und Gemeinden gestärkt werden.

Gesichertes Bibliothekswesen für eine Bildungsrepublik nötig

"Eine Bildungsrepublik ohne ein gut ausgebautes und finanziell gesichertes Bibliothekswesen bleibt eine leere Hülse", sagte Ziller. Als für jedermann zugängliche Einrichtungen könnten Bibliotheken bei der Integration von Bildungsbenachteiligten genauso viel leisten wie bei der Unterstützung von Exzellenzhochschulen. "Vorausgesetzt, sie sind in der Fläche gut vertreten und adäquat ausgestattet." Hier gebe es "noch viel zu tun", fügte Ziller hinzu.

Die in dem Bericht präsentierten Daten basieren auf Ergebnissen einer aktuellen Umfrage des Verbandes unter 1.304 hauptamtlich geführten öffentlichen Bibliotheken und 251 wissenschaftlichen Bibliotheken. Der Deutsche Bibliotheksverband mit Sitz in Berlin setzt sich seit mehr als 60 Jahren für Bibliotheken in Deutschland ein. Er hat bundesweit rund 2.000 Mitgliedsbibliotheken mit insgesamt etwa 25.000 Beschäftigten.