Body
Berlin (ddp). Der Repräsentant der Jewish Claims Conference, Georg Heuberger, ist am Montag mit Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) zu einem Gespräch über die Restitution von NS-Raubkunst zusammengekommen.
Wie das Presseamt der Bundesregierung mitteilte, habe Neumann Heuberger dabei auch über die Expertenrunde zu diesem Thema vom 20. November unterrichtet.Der Staatsminister habe dabei wiederholt, dass Deutschland seiner moralischen Verpflichtung zur Restitution, wie sie im Washingtoner Abkommen fixiert worden sei, weiterhin «uneingeschränkt» nachkommen werde. Nicht zur Diskussion stünden die Washingtoner Erklärung von 1998 und die darauf beruhenden Einzelheiten der Gemeinsamen Erklärung, so die Ausschlussfristen, solange die Provenienzrecherche noch Defizite aufweise, sowie der Erlass von Verfügungsbeschränkungen zum Beispiel bezüglich Ausfuhr und Verkauf. Neumann habe ferner darauf hingewiesen, dass vor allem die Handreichung aus dem Jahr 2001 in einer Arbeitsgruppe insbesondere mit Blick auf ihre friedensstiftende Wirkung und Praktikabilität überprüft werden solle. Ziel sei die Befriedung der Lage und die Versachlichung der teils emotionalen öffentlichen Diskussion. Der Staatsminister sei sich mit der Jewish Claims Conference einig gewesen, dass die Provenienzrecherche gestärkt und besser koordiniert werden solle. Vor allem kleinere Museen müssten hierbei unterstützt werden, auch sei künftig mehr Transparenz notwendig.
Vor dem Treffen hatte sich Heuberger empört über die deutsche Debatte zum Umgang mit NS-Raubkunst geäußert. Anhand weniger spektakulärer Bilder sei eine Kampagne gestartet worden, die sich grundsätzlich gegen Restitutionsansprüche richte, sagte er im Deutschlandradio Kultur. «Das ist ein Punkt, der uns sehr enttäuscht hat.»
Heuberger kritisierte zugleich, Deutschland habe die Verantwortung für Provenienzrecherchen in Beständen von öffentlich finanzierten Kultureinrichtungen übernommen, führe diese aber nicht in zufrieden stellendem Maße durch. Er forderte mehr finanzielle Unterstützung für die Museen.
Ende November hatte Neumann mit Museumsvertretern darüber beraten, wie künftig mit der Rückgabe von Kunstwerken an die Erben von Nazi-Opfern verfahren werden soll. Hintergrund war der Streit um das Bild «Berliner Straßenszene» von Ernst Ludwig Kirchner, das jüngst kurz nach der Restitution von der Erbin für fast 30 Millionen Euro versteigert worden war.