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Vertagung für «Die Wölfe» - Erlangen hält an umstrittenem NS-Drama fest

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Nach Protesten gegen das umstrittene NS-Drama «Die Wölfe» von Hans Rehberg hat die Stadt Erlangen die Aufführung auf unbestimmte Zeit verschoben. Der Kulturausschuss der Hugenottenstadt entschied sich am Mittwoch nach kontroverser, einstündiger Debatte dafür, die Premiere so lange zu vertagen, dass zwei begleitende Ausstellungen zu dem Thema realisiert werden können.

Erlangen (ddp-bay). Die Projekte sollen sich mit dem «zeithistorischen Kontext und der gegenwärtigen Diskussion auseinandersetzen», wie Erlangens Kulturreferent Dieter Rossmeissl (SPD) sagte. Der Kulturausschuss stimmte der Verschiebung bei nur einer Gegenstimme zu. Ursprünglich sollte die Premiere am 23. Oktober in der «Garage» stattfinden.

Der Publizist und Holocaust-Überlebende Ralph Giordano hatte die vorgesehene Aufführung heftig kritisiert. Er nannte die Wiederbelebung des NS-Autors einen «Akt der Versöhnung mit den Tätern auf dem Rücken der Opfer» und forderte die Absetzung des Stückes. Hier komme das Werk eines «Hitler-Verherrlichers» unter dem Vorwand, «die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus zu fördern», erneut auf die Bühne. Der Schriftsteller Gerhard Zwerenz schloss sich dem Protest Giordanos an.

Rossmeissl hofft, dass mit der jetzigen Entscheidung der seit vergangener Woche schwelende Streit zu den Akten gelegt werden kann. Eine vorsichtig kritische Aufführung des umstrittenen Stücks sei besser als eine Tabuisierung des Themas, betonte der Kulturreferent. Ein «Stück Restrisiko» müsse man in Kauf nehmen. Die Premiere solle relativ «zeitnah» stattfinden. Ein Sprecher der Stadt äußerte allerdings die Befürchtung, dass dies nicht mehr in diesem Jahr zu bewältigen sei.