Trauerfeier für die Kultursendungen von Bayer2 Radio mit Grabreden, Musik, Kerzen und Fackelschein unter Anteilnahme der Hörerinnen und Hörer am Dienstag, 9. April 2024 um 17 Uhr, Rundfunkplatz 1, München.
Am 2. April startet der BR „verlässlich“ seine „Kulturoffensive“, wie Bayern2-Wellenchef Stefan Maier die seit mindestens einem halben Jahrhundert größte Reform der Kulturwelle Bayern 2 bescheiden ankündigt. „So wie Sie vermutlich zu Hause hin und wieder ein Regal umstellen, ein neues Bild aufhängen oder eine lieb gewonnene Gewohnheit verändern, so haben wir Bayern 2 einen neuen Anstrich gegeben.“ Euphemistischer kann man die Streichung langer Kulturformate nicht ausdrücken.
Denn konkret bedeutet das:
- das renommierte Kulturjournal ersatzlos gestrichen
- die tägliche Kulturwelt zerstückelt in Häppchen, serviert in einem dreistündigen gemischten Morgenmagazin, also „Pizza mit alles“
- Diwan, das Büchermagazin, transformiert auf eine nachmittägliche Zwei-Stunden-Strecke mit radioWissen und Kabarett und Wiederholungen aus der Morgenstrecke
- jede Stunde mindestens mit 40 Prozent Musik angereichert, denn Wortbeiträge müssen „abgepuffert“ werden
Das Ergebnis:
- ein uniformiertes Format-Radio, bei dem nicht der Inhalt, sondern das Format die Sendung bestimmt
- kein Platz mehr für Diskurs und Meinungsvielfalt von Autor*innen und Künstler*innen und ihrer Werke
Das können und wollen wir als Bayern2Freunde – einem Bündnis aus an knapp 10.000 Autor*innen, Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, kulturellen Funktionsträger*innen sowie Hörer*innen – nicht hinnehmen und protestieren seit nunmehr acht Monaten mit Veranstaltungen, offenen Briefen und einer Petition.
Anlass genug für eine Trauerfeier eine Woche nach Start des neuen Programmschemas. Wir verabschieden die eigenständigen Kultursendungen mit Tiefgang und langen Formaten, denn Kultur braucht Zeit.
Wir trauern um:
Kulturwelt, radioTexte mit Lesungen und Autorengesprächen, Diwan, das Büchermagazin, Nachtstudio und das Kulturjournal.
Am 9. April tragen wir die Kultursendungen feierlich zu Grabe. Anstaltsseelsorger Holger Paetz hält die Trauerreden, begleitet von diversen Bläserensembles, Kerzen- und Fackelschein unter Anteilnahme der Hörerinnen und Hörer. Anschließend gedenken wir bei einem Leichenschmaus den Sendungen und den hinterbliebenen Radiomachern.
In der Hoffnung, dass der Heilige Geist durch unsere Trauerfeier die Geschäftsleitung vielleicht noch vor Pfingsten ereilt und erhellen möge: Der Kultur als zentrale Säule einer demokratischen Gesellschaft eine tragende Stimme zu geben ist die Aufgabe des ÖRR.
Trauerfeierlichkeit am 9. April um 17 Uhr am Rundfunkplatz 1 in München.