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Schlussbild mit Gewinnern. Foto: Peter P. Pachl
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Schurken-Stückchen – Der „Junge Ohren Preis 2015“ wurde zum zehnten Male verliehen

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Die Jury hatte dichtgehalten, und bis kurz vor 19 Uhr durfte niemand in den Saal der Berliner Elisabeth-Villa – selbst auf die Gefahr hin, die geladenen Pressevertreter zu vergraulen. Deshalb war die Spannung bei den Anwesenden enorm, auch bei einer großen Gruppe jugendlicher Teilnehmer, die das Auditorium bereits um kurz nach Acht verlassen mussten um ihr Flugzeug in die Heimat noch zu erreichen.

Nachdem tagsüber ab 11 Uhr in der Villa Elisabeth eine Projektbörse mit den in die Vorentscheidung einbezogenen Teilnehmern stattgefunden hatte, ging es abends ans Feiern – denn schließlich gibt es den Preis „Junge Ohren“ bereits seit einem Dezennium, „also seit kurz nach dem zweiten Weltkrieg“, wie die Moderatorin Vivian Perkovic launig vermerkte.

Im ersten Jahr war der Preis noch an Schlachtschiff-Organisationen, wie die Berliner Philharmoniker oder das Gewandhausorchester Leipzig verliehen worden. Das änderte sich in den Nachfolgejahren. Denn die Idee, junge Menschen gezielt an die Musik heranzuführen und womöglich aktiv in Projekte zu integrieren, fand rasch Verbreitung. Und so wurden bereits in den Folgejahren freie Formationen und Initiativen mit Schülern preisgekrönt, wie DOV-Chef Gerald Mertens – neben dem Leiter der Jeunesses Musicales, Ulrich Wüster, Mitbegründer der „Jungen Ohren“ – erläuterte. Gleichzeitig waren die Ansprüche an die Originalität und auch die Qualität der Darbietungen selbst gewachsen.

Davon konnten sich die Besucher anhand von Trailern der in diesem Jahr in die enge Wahl genommenen Projekte selbst überzeugen. Bisweilen verwunderte gleichwohl die Entscheidung der Juroren – aber das mag auch an der sehr unterschiedlichen Machart der Videofilme gelegen haben.

Im Bereich „LabOHR“ für experimentelle Konzepte trug weder das Hannoveraner „Klangradar Vision Kirchenräume“, noch der „Composer Slam“ des Musikzentrums aus derselben Stadt den Preis davon, sondern eine erst im Aufbau begriffene, mobile Klangmaschinerie „Plingpolyplü Fantastiko“ des Kölner Büros für Konzertpädgogik e. V.

Unter den „Partizipativen Projekten“ waren das Theater Freiburg mit einer Stadtoper für 250 Beteiligte, das Concerto Köln mit einer Rap-Version von Mozarts Requiem und die Berliner Fichtelgebirg Grundschule, mit einem skurrilen Instrumentarium, nominiert worden. Ein solches war dann auch neben der Bühne aufgebaut – aber keiner der BesucherInnen machte sich daran, beim anschließenden Empfang auf dem Schlauch zu einer Gieskanne oder auf einem Waschbrett zu musizieren. Der Preis in dieser Gruppe ging an „Radio Vielfalt“ in Augsburg, die ein interkulturelles Liederbuchkonzert realisiert hat, dem in den nächsten Jahren weitere Bände folgen sollen.

Der Wiener Juror für den Bereich „Konzert“, Gerhard Dienstbier, führte aus, dass die Trennung zwischen Oper und Konzert in den vergangenen Jahren aufgebrochen worden sei. In der Kategorie inszenierter Konzerte wetteiferten das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich mit „Monsters and Angels“, der Hamburger Kinderkinder e. V. mit einer skurrilen Musik-Kochkunst-Show „Teufels Küche“ und eine originelle Performance des Kammerorchesters Basel mit „Musiktheater im Klassenzimmer“, sowie die Bregenzer Formation „Die Schurken“. Letztere gewannen den Preis mit „Unterwegs nach Umbidu“, gebaut aus künstlich erfundenen Sprachen und dem Arrangement der persönlichen Lieblingsmusiken der Instrumentalisten.

Musikalisch umrahmt wurde der Abend durch den Saxophonisten Christoph Enzel, zunächst noch aus dem Off des Ranges als Duo mit Maike Krullmann, dann mit dieser Sopransaxophonistin auf der Bühne, am Ende mit dem Elektrogitarristen Justin Lèpany in einer noch namenlosen, zunehmend popigen Uraufführung mit elektronischem Rhythmus-Impulsgeber und obligater Rückkoppelung.

Wie Geschäftsführerin Lydia Grün in ihrem abschließenden Appell an potenzielle wirtschaftliche Partner ausführte, wurde der „Junge Ohren Preis“ in diesem Jahr letztmals gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Hohe Fördersummen im sechsstelligen Bereich seien daher für die Zukunft dringend anderweitig aufzubringen.

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