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Moderne Pressekonferenz. Screenshot: Hufner
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An zahlreichen Baustellen wird geschraubt

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Einmalzahlungen hübschen die Bilanzpressekonferenz auf: die GEMA steigert ihre Erträge, aber nicht im Kerngeschäft
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Die GEMA konnte im vergangenen Jahr 2010 ihre Ertragssituation gegenüber dem Vorjahr um 2,6 Prozent auf 863 Millionen Euro verbessern. Aber von Euphorie war auf der Bilanzpressekonferenz der GEMA 2011 dennoch wenig zu bemerken. Das Geschäft mit Tonträgern ging auch 2010 weiter zurück, und damit sanken die Einnahmen aus diesem Bereich ebenso. Gleichzeitig waren Steigerungen im Bereich „Online“ zwar prozentual gesehen erstaunlich, in absoluten Zahlen jedoch mickerig.

Da kommt keine Freunde auf. Die Bilanz zu lesen ist aber momentan recht schwierig, weil in die GEMA-Jahres-Erträge auch Summen einfließen, die in den Jahren zuvor strittig und zurückgelegt waren. Kam den Urhebern in 2009 ein Batzen aus Zahlungen für Kabelweiterleitungen (zirka 33 Mio. Euro) zugute, fehlte dieser naturgemäß in 2010. Dafür fand sich ein größerer Posten, der von der Vereinigung der Verwertungsgesellschaften (ZPÜ) kam (47 Mio. Euro Nachzahlungen für die Jahre 2002–2007), der schließlich die Bilanz besser als im Vorjahr erscheinen lässt. Aber das sind nur Einmalzahlungen. Immerhin laufen in der näheren Zukunft Zahlungen kontinuierlich aus. Vielleicht rettet dann in 2011 das Fälligwerden aus Hinterlegungen im Bereich „Download, Ruftonmelodien und Streaming“ die Bilanz (insgesamt haben sich da von 2007 bis 2010 zirka 70 Mio. Euro angesammelt).

Die Bilanz im Sinne der Mitglieder der GEMA zu lesen, erweist sich aber auch aus anderem Grund als immer schwieriger. Durch die Wahrnehmung zahlreicher Inkasso-Mandate für andere Verwertungsgesellschaften (wie die VG Musikedition) gehen einige Erträge sozusagen an der GEMA vorbei wieder hinaus. Die Summe aus dem Inkasso beträgt mittlerweile etwa 192 Millionen Euro. Die GEMA zeigt sich hier nur als Dienstleister für andere Unternehmen, die dann auch noch für schlechte Publicity sorgen kann wie bei der Kindergarten-Noten-Problematik, die die VG Musikedition erzeugt hatte. Damit kommen diese Erträge auch nicht dem eigentlichen „Kerngeschäft“ der GEMA zugute. So stieg zwar insgesamt die Verteilungssumme für 2010 um 23 Millionen Euro auf 735,9 Millionen Euro. Abzüglich diverser Inkasso-Vorgänge dürfte es aber reichlich weniger sein.

Georg Oeller, Mitglied des Vorstands, erklärte die neue Positionierung des Außendienstes der GEMA. Angeblich wird zurzeit an zahlreichen Baustellen geschraubt: Tarifstrukturen sollen vereinfacht, Kosten optimiert werden und mehr. Die GEMA soll sich als Dienstleister aufstellen. Einstweilen fehlt den schönen Worten noch die Substanz. So sollen zwar Tarife am Grad der Kommerzialisierung einer Veranstaltung angepasst werden, doch wie diese angeblich gemessen wird, hängt mehr mit Indizien zusammen (Raumgröße, Preis für Karten, Besucher) als mit dem geläufigen Begriff des Kommerzes. Eine Kostenoptimierung machte man offenbar dadurch aus, dass man erst kürzlich Bezirksdirektionen zusammenlegte (beziehungsweise auflöste). Im Bereich der Aufwendung der GEMA hat sich das in harten Zahlen jedoch nicht ausgewirkt.

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