Florentina Holzinger ist bekannt dafür, dass sie mit ihren spektakulären Performances Grenzen sprengt. In Schwerin inszeniert die österreichische Choreografin eine Oper.
Schwerin - Die mit Spannung erwartete erste Opern-Inszenierung der österreichischen Performancekünstlerin Florentina Holzinger trifft beim Publikum auf großes Interesse. Die Premiere von «Sancta», einer Kombination aus Paul Hindemiths Einakter «Sancta Susanna» von 1921, neuen Kompositionen und geistlichen Werken, am Donnerstag am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin sei ausverkauft, teilte das Theater am Montag mit. Auch für die Aufführungen an den drei folgenden Tagen seien die Tickets für sämtliche Sitzplätze vergeben. Lediglich Karten für Stehplätze könnten noch an der Theaterkasse erworben werden.
Florentina Holzinger sorgt seit Jahren mit ihren Arbeiten, bei denen sie radikal, bildgewaltig und überaus freizügig weibliche Körper in Szene setzt, für Aufsehen in der Theaterwelt. In «Tanz», 2019 in Wien uraufgeführt, brach die Choreografin mit den tradierten Vorstellungen vom klassischen Ballett. Mit «Ophelia's Got Talent», 2022 an der Berliner Volksbühne zum ersten Mal gezeigt, holte Holzinger ein Sujet des klassischen Theaters in die Neuzeit der Castingshows.
Das Stück «Sancta», das die Bezeichnung feministische Messe trägt, ist eine Gemeinschaftsproduktion Holzingers mit dem Mecklenburgischen Staatstheater, der Staatsoper Stuttgart, den Wiener Festwochen, der Berliner Volksbühne sowie Künstlern und Veranstaltern in den Niederlanden und Belgien. Nach der Premiere in Schwerin wird die Inszenierung vom 10. bis 15. Juni bei den Wiener Festwochen zu sehen sein, im Herbst auch in Stuttgart und Berlin.
Mit der in Schwerin entstandenen Inszenierung widmet sich die 38-Jährige erstmals dem Opernfach. Hindemiths «Sancta Susanna» war von vielen seiner Zeitgenossen als zutiefst blasphemisch abgelehnt worden. In dem Einakter erfährt eine Nonne brutale Bestrafung für ihre sexuelle Selbstbestimmung. «Eine Oper, in der die weibliche Libido an zentraler Stelle steht, ist natürlich schon interessant. Und dann geht es auch um die Unterdrückung von Körperlichkeit im kirchlichen Kontext», sagte Holzinger zu Beginn der Proben. Die Sixtinische Kapelle werde zur Kletterwand, die Oper zum Rockmusical, Gott zum Roboter, die heilige Messe zum Spektakel, hieß es in der Mitteilung des Theaters.