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In den vergangenen Tagen waren die Berliner Opernhäuser eher für negative Schlagzeilen gut. Kirsten Harms Entscheidung, eine religionskritische Idomeneo-Inszenierung an der Deutschen Oper abzusetzen, stieß auf heftige Proteste und der Generaldirektor der Operstiftung, Michael Schindhelm, musste sich vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sagen lassen, dass er möglicherweise nicht der richtige Mann für dieses Aufgabe sei. Jetzt hat sich Schindhelm mit neuen Zahlen über die drei Häuser der Opernstiftung an die Öffentlichkeit gewandt, die wir hier im folgenden dokumentieren.
(Stiftung Oper in Berlin) Im ersten Halbjahr 2006 steigerten die Opernhäuser Berlins ihre Platzausnutzung auf 72,3 Prozent. Damit konnte die Auslastung sowohl in Bezug auf das erste Quartal 2006 (70,8%) als auch auf den Vorjahreszeitraum (66,3 Prozent) verbessert werden. Die in 2006 insgesamt um zwei Millionen Euro gesenkten Zuschüsse des Landes Berlin sowie der insbesondere aus Umbaumaßnahmen an der Deutschen Oper Berlin resultierende Einnahmeausfall konnten durch Einsparungen und die fortschreitende Senkung der Personalkosten aufgefangen werden. Die wirtschaftliche Situation der Stiftung Oper in Berlin ist damit im ersten Halbjahr 2006 erwartet stabil.Die erfreuliche Zuschauerentwicklung in der Staatsoper Unter den Linden hielt im ersten Halbjahr weiter an: Mit über 130.000 Besuchern wurde die Auslastung auf 83,6 Prozent gesteigert (Vorjahreszeitraum: 80,5 Prozent). Im zweiten Quartal war von den zwei Premieren insbesondere Richard Wagners „Tristan und Isolde“ (Inszenierung Stefan Brachmann, Musikalische Leitung: Daniel Barenboim) im Rahmen der „Festtage 2006“ bei Kritik und Publikum gleichermaßen wertgeschätzt. Die Vorstellungen erreichten eine 100prozentige Auslastung. Der große Publikumszuspruch der „Festtage“ konnte auch im Jahr 2006 fortgesetzt werden: Die Aufführungen und Konzerte waren mit 95,6 Prozent nahezu ausverkauft. Wie schon im ersten Quartal trat die Staatskapelle Berlin erfolgreiche Gastreisen an, die das Orchester unter der Musikalischen Leitung von Daniel Barenboim nach Wien und Düsseldorf führten.
Die Komische Oper Berlin konnte in den ersten sechs Monaten des Jahres deutlich mehr Zuschauer gewinnen. Mit rund einhunderttausend Besuchern steigerte die Komische Oper Berlin die Auslastung damit auf 66,1 Prozent (plus 11,7 Prozentpunkte) und konnte die positive Tendenz weiter fortsetzen. Großartige künstlerische Anerkennung fand Richard Strauss´ „Rosenkavalier“ (Regie: Andreas Homoki, Musikalische Leitung: Kirill Petrenko), dessen insgesamt sieben Vorstellungen ausverkauft waren. Der Komischen Oper Berlin gelang zudem mit dem Projekt „Hip H´Opera – Cosí fan tutti“ ein ungewöhnlicher Brückenschlag zwischen Klassik und Hip-Hop. Erfreulich entwickelten sich hierbei die Besucherzahlen: Das Stück war mit 99 Prozent praktisch ausverkauft.
Die Deutsche Oper Berlin konnte durch die Renovierungsarbeiten nur von Januar bis Ende April genutzt werden. In dieser Zeit hat das Haus an der Bismarckstraße über 91.000 Besucher empfangen und damit die Auslastung um fünf Prozentpunkte auf 65,7 Prozent erhöht. Neben zwei weiteren Premieren fand insbesondere die konzertante Aufführung des „Ernani“ (Giuseppe Verdi) unter der Leitung des kommenden Generalmusikdirektors Renato Palumbo besondere Aufmerksamkeit. Die Renovierungsphase nutzte das Orchester der Deutschen Oper Berlin zudem für eine Reihe von Konzerten in Berlin. Die Baumaßnahmen an der Bühnenmaschinerie, dem Intendanzgebäude und dem Parkhaus werden zum Spielzeitauftakt am 16. September abgeschlossen sein. Die Deutsche Oper Berlin wird dann ihren Besuchern auch Verbesserungen im Gastronomiebereich und im Foyer anbieten.
Die 57 Vorstellungen des Staatsballett Berlin besuchten über 73.000 Zuschauer. Damit bestätigt die Compagnie den guten Zuschauererfolg des letzten Jahres. Die Auslastungsquote blieb im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nahezu unverändert und lag bei 73,8 Prozent. Die bemerkenswert positiv aufgenommene Premiere „Tschaikowsky“ (Choreographie: Boris Eifmann, Titelrolle: Vladimir Malakhov) und dessen sechs weitere Aufführungen war mit über 90 Prozent das bestbesuchte Stück der letzten Monate. Intendant Vladimir Malakhov rief zudem die Tanzwelt erstmals zur Veranstaltungsreihe „International Dance Summit“. Nahezu 12.000 Zuschauer besuchten die Vorstellungen des Staatsballetts Berlin und seiner internationalen Gäste. In diesem Rahmen prägte die Compagnie das Bild der Stadt als Tanz-Metropole auch abseits der Bühne: Die Lesungen, Buchpräsentationen und öffentlichen Gespräche wie Trainings waren beim Publikum überaus beliebt.
Quelle: Stiftung Oper in Berlin,
Michael Schindhelm, Generaldirektor