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Dessau (ddp). Dessau ist für das am Samstag beginnende 10. Kurt Weill Fest gerüstet. Auf dem Programm des Jubiläumsfestes, das einen Gesamtetat von mehr als 560 000 Euro hat, stehen bis 10. März insgesamt 29 Veranstaltungen.
Zur Eröffnung zeigt das Anhaltische Theater Kurt Weills große Oper «Die Bürgschaft», die 1932 in Berlin uraufgeführt wurde. Im Bitterfelder Kulturpalast wird Weills erstes amerikanisches Musical «Johnny Johnson» zu sehen sein, in dem der gleichnamige Held in den Krieg zieht, um diesen mit Lachgas zu beenden. Im Dessauer Bauhaus präsentiert das Festival die Uraufführung des Solo-Stückes «Lenya», eine Hommage an Weills Ehefrau. Darüber hinaus wird es im Kornhaus und dem Pächterhaus in Dessau die traditionellen Dinnershows geben. Zu den Stargästen des Festivals gehören Max Raabe und das Palastorchester sowie die dänische Sängerin Gitte.«Ich betrachte es als eine der wichtigsten Einsichten der letzten Jahre, dass die Unterscheidung von guter und schlechter Musik die Unterscheidung von leichter und ernster Musik ersetzt hat, und dass gute leichte Musik wertvoller als schlechte ernste Musik eingeschätzt wird», schrieb Weill 1936. Seit 10 Jahren fühlt sich seine Geburtsstadt Dessau seinem künstlerischen Schaffen und musikalischen Erbe verpflichtet und manifestiert dies im jährlichen Kurt Weill Fest.
Geboren wurde Weill am 2. März 1900 in Dessau als Sohn eines Kantors der jüdischen Gemeinde. Mit 18 Jahren ging er zum Musikstudium nach Berlin. Schon bald macht er als Komponist von Werken unterschiedlichster Genres, vor allem aber von Bühnenstücken, auf sich aufmerksam. In Zusammenarbeit mit Dramatikern wie Georg Kaiser, Bertolt Brecht oder Lion Feuchtwanger entstanden Werke, die das Musiktheater des beginnenden 20. Jahrhunderts revolutionierten. Anfang der dreißiger Jahre, nach dem überragenden Erfolg seiner stilprägenden 1928 entstandenen «Dreigroschenoper» gehörte Kurt Weill zu den bekanntesten Komponisten seiner Generation. Am 21. März 1933 floh er nach Paris, um der Verhaftung durch die Nationalsozialisten zu entgehen. Dort entstanden neben so bekannten Werken wie «Die sieben Todsünden» und der Symphonie No. 2 zahlreiche Chansons.
1935 emigrierte Weill mit seiner Gattin Lotte Lenya nach New York. Er etablierte sich als Theaterkomponist am Broadway. Seine Musicals zählen mit teilweise über 500 Aufführungen in Serie zu den erfolgreichsten des Broadway. 1950 starb Weill in New York.
Das Andenken Weills auch in Deutschland zu erhalten, hat sich seit 1993 die in Dessau gegründete Kurt-Weill-Gesellschaft zur Aufgabe gemacht. Sie engagiert sich mit Symposien, Vorträgen und einer Schriftenreihe, um sein Gesamtwerk einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Schwerpunkt der Arbeit ist die Durchführung des alljährlichen Kurt Weill Festes. Neben der Aufführung bekannter und unbekannter Werke von Weill sieht die Gesellschaft vor allem in der Förderung des künstlerischen Nachwuchses eine ihrer wichtigsten Ziele. Erfolgreiche Koproduktionen mit Hochschulen aus dem gesamten Bundesgebiet, die Durchführung von Meisterkursen mit international anerkannten Künstlern und der Lotte-Lenya-Gesangswettbewerb für junge Sänger haben dem Fest in den vergangenen zehn Jahren auch internationale Anerkennung verschafft.
(www.kurt-weill.de)