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„19.4“ bietet Plattform für Musikschulen

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Ein Interview mit der Redakteurin Susanne Antonia Prinz
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Wenn es um die Kommunikation zwischen klassischer Musik und Jugendlichen geht, gibt es seit jeher Vorurteile. So vermuten einige, Jugend und Klassik, das passe nicht zusammen. Das Jugendmagazin „19.4“ im Programm von Bayern 4 Klassik hat vor mehr als einem Jahr begonnen, diesem Vorurteil eine Tatsache entgegenzusetzen: Junge Leute hören vor allem kreuz und quer, man muss ihnen nur eine Brücke bauen. Deshalb holt das Magazin die Jugendlichen wöchentlich für eine Stunde dort ab, wo sie sind. Nämlich auf der vermeintlich anderen Seite der Klassik, der sogenannten „Leichten Musik“ und führt sie in eine ganzheitliche Musikwelt, in der Klassik ein Bereich davon ist. Das Team von „19.4“ hat eingefahrene Rituale der theoretischen Klassikvermittlung über Bord geworfen. Über die Sendung und die Zusammenarbeit mit Musikschulen hat der VBSM mit der „19.4“-Redakteurin Susanne Antonia Prinz gesprochen.

: Ist klassische Musik Jugendlichen schwer zu vermitteln?
: Kommt drauf an, was man unter „vermitteln“ versteht. Abstrakte Vermittlung in wenigen Musikstunden in der Schule funktioniert offensichtlich inzwischen sehr schlecht. Wir nehmen die Klassik so, wie die meisten Menschen sie auch hören, nämlich im Zusammenhang mit der gesamten Musik dieser Welt. Für manchen mag das eine komische Mischung ergeben, für uns aber ist das ein neuer Weg mit jungen Menschen zu kommunizieren. Viele Erwachsene können sich schon lange nicht mehr verständlich machen und weitergeben, was sie an klassischer Musik schön finden. Sie verhindern dies sogar, weil sie meinen, klassische Musik gehört in den Konzertsaal und kann mit theoretischem Wissen begriffen werden. Das mag so sein, aber keiner hat so angefangen – das haben viele offensichtlich vergessen. Die Kommunikation zwischen Erwachsenen und Jugendlichen ist diesbezüglich schon lange abgebrochen. Wir versuchen, sie mit unserem Magazin wieder aufzunehmen. : Dafür sind Sie im vergangenen Jahr mit dem Förderpreis „Inventio“ des Deutschen Musikrates und der Stiftung „100 Jahre Yamaha“ ausgezeichnet worden. Da so ein Format, klassische Stücke mit aktuellen Stücken der Jugendkultur zu mixen und junge Musiker in die Sendung einzubeziehen, in der Rundfunklandschaft sonst nicht zu finden ist. Wie läuft eine „19.4“-Sendung genau ab?
: Nehmen wir zum Beispiel die Sendung zum Thema „Cello“ Ende Januar. Den aktuellen Anlass für diese Sendung gibt die Cellistin Jacqueline du Prés, die im Januar ihren 60. Geburtstag feiern würde. Ins Studio laden wir einen Cellisten ein, der aus Russland stammt und russische Popmusik mitbringt. Wir stellen Cellomusik aus dem Popbereich und andere Cello-Konzertstücke vor. Eines erklärt sich aus dem anderen. Einmal hat eine gesamte Schulklasse eine Sendung konzipiert und sie im Live-Chat begleitet. Zwei Schüler blieben im Studio und erklärten, warum sie welche Musikstücke ausgewählt hatten. Im vergangenen Herbst stellten wir eine Sendereihe unter das Motto „Blechinstrumente“. Zu Gast war unter anderem das Blechbläserensemble der Städtischen Musikschule Dingolfing. : Wie bekommen Sie die jungen Musiker in ihre Sendung?
: Das ist der springende Punkt: Wie kommt das „19.4“-Team möglichst schnell und effektiv an die junge Musik-Szene? Wir telefonieren seit eineinhalb Jahren mit Musikhochschulen, Konservatorien, Musikschulleitern und Musiklehrern. Im Studio waren sehr viele Musikschüler und gesamte Schulklassen, die musiziert haben, aber die Sendung spricht sich nur langsam herum. Mühsam hangeln wir uns von Ast zu Ast. Unser Problem ist, dass „19.4“ offensichtlich bislang nicht als Forum verstanden wird, in dem man junge Musiker kennenlernen kann, die demnächst vielleicht bekannt werden; in dem Musik in einer irrsinnigen Mischung zu hören ist, die es nirgendwo sonst gibt; und wohin Musiklehrer ihre besten Schüler schicken können. : Dann starten wir hiermit gemeinsam einen Aufruf an die bayerischen Musikschulen, sich bei Ihnen zu melden.
: Sehr gerne. Willkommen sind junge Leute zwischen 16 und 24 Jahren, die offen für klassische Musik sind. Sie können ihr Lieblingswerk mitbringen, etwas über ihr Instrument erzählen, über ihren Umgang mit klassischer Musik berichten oder ihre Band oder Ensemble vorstellen. Und wenn sie musikalisch etwas drauf haben – um so besser. Einfach ein Demoband einschicken. Das kann klassische Musik genauso wie HipHop, Jazz oder Rap sein. Viele Bands spielen Heavy Metal und hören trotzdem gerne Bach. Dann lade ich sie ein und frage, warum sie Bach lieben und Heavy Metal spielen. Also bitte, liebe Musikschulen, ruft bei Frau Prinz an! : Wie ist der zeitliche Ablauf?
: Unsere Programm-Planung hat einen Vorlauf von sechs Wochen. Da die Sendung wie ein lebendiges Wesen ist, müssen wir oftmals auch kurzfristig agieren. Da ist es gut, Ensembles und Solisten zu kennen, die wir spontan ins Studio holen können. : Die meisten Musikschulen haben in ihrer Jahresplanung Projekte und Konzerte...
: …und wissen deshalb von vorneherein, was sie wann, wo und warum veranstalten werden. Viele Musikschullehrer unterrichten Schüler, die bei Wettbewerben teilnehmen oder Konzerte spielen werden. Das alles können wir frühzeitig gemeinsam besprechen.
Heben Sie das Telefon und kündigen Sie ihre Vorhaben an. Ich werde in 99 Prozent aller Fälle zuerst einmal „Ja“ sagen.
Da wir zeigen wollen, wie lebendig die junge Klassikszene ist, bieten wir unseren Zuhörern auch Szene-Tipps. Darin nehmen wir gerne tolle Musikschul-Konzerte auf. Rufen Sie einfach an, sagen Sie, was sie haben und fragen Sie mich, wie wir zusammenkommen können. Ich bin der Meinung, je besser man sich kennt, desto mehr Ideen hat man. : Können Sie den Musikschulen ein Beispiel geben?
: Vor kurzem habe ich den Musikschulleiter in Augsburg angerufen, der mir über sieben Ecken empfohlen wurde. Er erzählte mir, dass seine Musikschule in diesem Jahr 100. Geburtstag feiert. Mir ist eingefallen, dass wir einen Mozart-Tag durchführen werden und Vater Mozart aus Augsburg stammt. Daraufhin haben wir ein gemeinsames Konzert vereinbart, das wir am 1. Mai senden werden. : Musikschulen, die Lust haben mit „19.4“ ein Live-Konzert zu veranstalten, können sich auch melden?
: Ja, natürlich. Mit Live-Events erreichen wir die Jugendlichen am besten. Schließlich ist Musik ein sinnliches Erlebnis. Das kann die Radiosendung allein nicht bieten. Ich würde mir sehr wünschen, viele Live-Konzerte mit jungen Musikern für ein großes, junges Publikum organisieren zu können. : Die „KlassiXmiX-Party“ 2004 war ein solches Live-Event-Highlight?
: Die Party in dieser Form gab es bislang nirgends. Fast 3.000 junge Menschen feierten in den Studios und im Garten des BR-Funkhauses. Auf sieben Bühnen spielten rund 40 Ensembles, Laien, Newcomer, junge Studenten – von Renaissance bis Rap. Die Musiker waren im Durchschnitt 18 Jahre alt. Das junge Publikum kam aus den verschiedensten Schulen. : Wird es 2005 auch wieder eine „KlassiXmiX-Party“ geben?
: Ja, am 20. Juli. : Dann lassen Sie uns die bayerischen Musikschulen dazu aufrufen, am 20. Juli nach München zur „KlassiXmiX-Party“ zu fahren.
: Alle Musikschulen können schon jetzt Karten bestellen. Feiert mit uns das Ende des Schuljahres, verbringt einen Projekttag bei uns und hört gute Musik! Ensembles, die live auftreten wollen, können sich auch bewerben. Bei den einzelnen Bühnenacts legen wir allerdings hohen Wert auf die musikalische Qualität. Standard sind Jungstudenten und Preisträger. : „19.4“ bietet jungen Musikern eine echte Plattform. Dessen sollten sich Musikschullehrer, -leiter und
-schüler ab sofort bewusst sein.
: Wir nehmen unsere Zielgruppe, die Jugendlichen, sehr ernst. Sicher müssen wir noch viel lernen, um mit ihnen richtig zu kommunizieren. Aber wir sind auf ihrer Spur. Deshalb wollen wir so viel wie möglich mit ihnen zusammensein, damit wir wissen, wie es geht.

„19.4“ sucht junge Musiker

Bayern 4 Klassik hat mit dem Jugendmagazin „19.4“ ein Forum für 16- bis 24-Jährige geschaffen, in dem es junge, begeisterungsfähige Musiker und Musikfans jeglicher Couleur zusammenbringt, vom jugendlichen Rapper über den Pop- und Rockfan bis hin zum Klassik-Kenner.

Gespielt werden gute Musikstücke von Renaissance bis HipHop, von CD oder live aus dem Studio von den jungen Musikern selbst. Die Studiogäste sprechen über ihre Liebe zur Musik und ihre Begeisterung für die verschiedensten Musikstile.

Die Themen der Sendungen sind so unterschiedlich wie ihre Gäste: Nina Hagen im Köchelverzeichnis, Blinde Musiker in München, Skater in der Oper oder Comedy mit Akkordeon.

Das Jugendmagazin geht auf Tour, organisiert die „KlassiXmiX-Party“ zum Schuljahresende und sucht für seine Sendungen immer wieder Jugendliche, die bei „19.4“ dabei sein wollen, die ihr Instrument gut spielen und Vieles über klassische Musik zu erzählen haben. Das Magazin ist jeweils sonntags um 19.04 Uhr auf Sendung.

Nähere Informationen sind in der VBSM-Geschäftsstelle erhältlich, Tel. 0881/927 95 44.

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