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CD-Tipps 4/2010

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Zeitgenössische Komponisten in Bayern *** Johann Sebastian Bach: Goldberg-Variationen. Andreas Staier, Cembalo. *** Mathias Rüegg & Vienna Art Orchestra: Third Dream

Zeitgenössische Komponisten in Bayern: Harald Genzmer, Wilfried Hiller, Roland Leistner-Mayer, Peter Jona Korn, Robert M. Helmschrott. Franz Lörch, Orgel; Kevin Conners, Tenor; Florian Klinger, Bernhard Peschl, Trompete. Ambitus amb 96 916

Bis auf Wilfried Hillers bildhaftes, die Darstellung auf einer Tarot-Karte zum Ausgangspunkt für eine Reflexion über den 11. September nehmendes Orgelstück „Tarot XVI“ sind auf dieser CD Werke versammelt, die man im weitesten Sinne als kirchliche Gebrauchsmusik bezeichnen kann. Das Spektrum reicht dabei von Harald Genzmers unprätentiöser, sich ganz hinter die Texte zurücknehmender Melodik im Mariengesang „Lilie der Auen“ und in der gut zehnminütigen Kantate für Tenor und Orgel (mit klarem lyrischen Tenor: Kevin Conners) bis zu Peter Jona Korns Orgel-Meditation op. 76. Ihrem tastenden Voranschreiten scheint im Gegensatz zu Roland Leistner-Mayers Choralfantasie „O Jesus Christ, meines Lebens Licht“ ein Ringen um den Glauben eingeschrieben zu sein, das unmittelbar berührt. Franz Lörch, Widmungsträger vieler der eingespielten Stücke, ist ein souveräner, ganz uneitler Interpret. [Juan Martin Koch]

Johann Sebastian Bach: Goldberg-Variationen. Andreas Staier, Cembalo. Harmonia Mundi HMC 902058

An einem für manchen Alte-Musik-Puristen vielleicht zu enormen und in den klangfarblichen Möglichkeiten extrem reichen Cembalo nach H.A. Hass (1734) lässt Andreas Staier den ganzen Kosmos der Bach’schen Variationen erstehen. Obwohl er dabei immer eine Spur distanziert bleibt und dem Hörer seine Sicht auf den melodischen Reichtum und die Feinheiten der Stimmführung nicht aufdrängt, baut sich Variation für Variation ein meditativer, gleichzeitig aber hellwach im Hier und Jetzt präsenter Sog auf. Eine wunderbare Erfahrung, von der beigelegten Interview-DVD sinnfällig kommentiert. [Juan Martin Koch]

Mathias Rüegg & Vienna Art Orchestra: Third Dream
Art records/extraplatte 998

„Nachdem sich die Jazzmusik immer mehr dem Status der klassischen Musik nähert, ist es folgerichtig, dass die Jazzmusiker sich der klassischen Wurzeln annehmen, die im Bezug auf Harmonik, Melodik und Struktur die Jazzmusik schon vorweggenommen haben. Denn nur durch die Rhythmik unterscheiden sich diese zwei Musikgattungen fundamental voneinander.“ Dies sagte 2002 der Erfinder und Leiter des Vienna Art Orchestra, Mathias Rüegg, anlässlich des 25. Jubiläums zu dieser Zeitung. Das neue Programm „Third Dream“ macht nun hörbar, was er meinte. Jazzsolisten und ein klassisches Kammerensemble vereinen sich in einer natürlich anmutenden Balance. Die Streicher kadenzieren, die Bläser solieren, und alles fügt sich so selbstverständlich ineinander, als ob Jazz schon seit Jahrhunderten so geklungen hätte. Ein gelungenes Comeback für den Third Stream. [Andreas Kolb]

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