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Chaos Oper

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Die Frankfurter, die am Main, stürzen sich mit scheinbar unerschöpflicher Begeisterung immer wieder in die historische Schlacht von Kronberg. Damals, im 14.Jahrhundert, zogen die Bürger hinaus ins Feld, um den Herren auf der Kronbergburg eins aufs stolze Haupt zu schlagen – was bekanntlich schlimm für die Frankfurter ausging. Das Schlimmste an der Niederlage aber war die riesige Auslösesumme für die in Gefangenschaft geratenen Zünfte, darunter die gesamte Bäckergilde. Da musste man zähneknirschend und magenknurrend die Stadtkasse bis auf den Grund leeren. Der Schock wirkt wohl bis heute. Denn anders lässt es sich nicht erklären, warum an der Städtischen Bühnen Frankfurts mit schöner Regelmäßigkeit immer wieder Chaos-Zeiten ausbrechen: Die Stadtoberen scheuen sich in Erinnerung an die alte Geschichte, den Stadtsäckel für sicher nicht unbeträchtliche Abfindungen für vorzeitig beendete Verträge zu beanspruchen, obwohl dies die einzige Chance wäre, an die Stelle der Chaoten endlich einmal künstlerisch qualifizierte Persönlichkeiten zu setzen. Aber um das zu verwirklichen, benötigte man vielleicht auch einen Kulturdezernenten, der sich umfassend informiert und kompetent beraten lässt. Die Frankfurter Misere, die zuletzt die Namen des künstlerischen und geschäftsführenden Opernintendanten Martin Steinhoff und des Generalmusikdirektors Paolo Carignani trug, die sich bis in die Öffentlichkeit im wahrsten Sinne des Wortes “fetzten“, hat ihre tieferen Ursachen in einer konfusen, inkompetenten, vor sich hin wurstelnden Kultur-und Personalpolitik, die es derzeit sogar fertiggebracht hat, auch die beiden anderen Spartenintendanten, William Forsythe für das Ballett sowie die designierte Schauspielchefin Elisabeth Schweeger, gegen den von Allmachtsfantasien befallenen Steinhoff und gegen sich selbst aufzubringen. Steinhoff ist als künstlerischer Leiter einer Oper, eines Theaters überhaupt, fehl am Platz, weil er nicht fähig ist, ein Theater von der Bühne her zu denken. Als Verwalter der Kassen und einer durch diese definierten künstlerischen Programmgestaltung mag er gewisse Qualitäten besitzen, doch für ein Haus wie Frankfurt, das einmal in Schauspiel und Oper, unter Buckwitz und Palitzsch, unter Dohnanyi, Gielen und Cambreling internationalen Rang besaß, ist das entschieden zu wenig. Mit der juristischen Umwandlung der Städtischen Bühnen in eine GmbH allein ist es nicht getan. Wichtiger wäre das Finden und Zusammenführen profilierter Künstler, die Frankfurts Bühnen wieder in den jeweils aktuellen ästhetischen Diskurs zurück zu führen vermögen – an dem derzeit allein das Forsythe-Ballett teilnimmt. Was nützt ein pompöses Symposium, wie kürzlich veranstaltet, über die Ästhetik der Operninszenierung, wenn man dazu als aktuellen Beitrag einen völlig missratenen „Troubadour“ beisteuert? Die Theater- und Musikstadt , die Frankfurt am Main auch ist und stets war, hat die Aufgabe, ja die Verpflichtung, im Kreis der deutschen Kulturgroßstädte die ihr zufallende Rolle zu übernehmen. Theater und Oper in Frankfurt sind deshalb auch nicht nur lokale Veranstaltungen. Das ist eine politische Forderung, die auf entsprechendem Niveau zuerst erfüllt werden muss.

Die Frankfurter, die am Main, stürzen sich mit scheinbar unerschöpflicher Begeisterung immer wieder in die historische Schlacht von Kronberg. Damals, im 14.Jahrhundert, zogen die Bürger hinaus ins Feld, um den Herren auf der Kronbergburg eins aufs stolze Haupt zu schlagen – was bekanntlich schlimm für die Frankfurter ausging. Das Schlimmste an der Niederlage aber war die riesige Auslösesumme für die in Gefangenschaft geratenen Zünfte, darunter die gesamte Bäckergilde. Da musste man zähneknirschend und magenknurrend die Stadtkasse bis auf den Grund leeren. Der Schock wirkt wohl bis heute. Denn anders lässt es sich nicht erklären, warum an der Städtischen Bühnen Frankfurts mit schöner Regelmäßigkeit immer wieder Chaos-Zeiten ausbrechen: Die Stadtoberen scheuen sich in Erinnerung an die alte Geschichte, den Stadtsäckel für sicher nicht unbeträchtliche Abfindungen für vorzeitig beendete Verträge zu beanspruchen, obwohl dies die einzige Chance wäre, an die Stelle der Chaoten endlich einmal künstlerisch qualifizierte Persönlichkeiten zu setzen. Aber um das zu verwirklichen, benötigte man vielleicht auch einen Kulturdezernenten, der sich umfassend informiert und kompetent beraten lässt. Die Frankfurter Misere, die zuletzt die Namen des künstlerischen und geschäftsführenden Opernintendanten Martin Steinhoff und des Generalmusikdirektors Paolo Carignani trug, die sich bis in die Öffentlichkeit im wahrsten Sinne des Wortes “fetzten“, hat ihre tieferen Ursachen in einer konfusen, inkompetenten, vor sich hin wurstelnden Kultur-und Personalpolitik, die es derzeit sogar fertiggebracht hat, auch die beiden anderen Spartenintendanten, William Forsythe für das Ballett sowie die designierte Schauspielchefin Elisabeth Schweeger, gegen den von Allmachtsfantasien befallenen Steinhoff und gegen sich selbst aufzubringen. Steinhoff ist als künstlerischer Leiter einer Oper, eines Theaters überhaupt, fehl am Platz, weil er nicht fähig ist, ein Theater von der Bühne her zu denken. Als Verwalter der Kassen und einer durch diese definierten künstlerischen Programmgestaltung mag er gewisse Qualitäten besitzen, doch für ein Haus wie Frankfurt, das einmal in Schauspiel und Oper, unter Buckwitz und Palitzsch, unter Dohnanyi, Gielen und Cambreling internationalen Rang besaß, ist das entschieden zu wenig. Mit der juristischen Umwandlung der Städtischen Bühnen in eine GmbH allein ist es nicht getan. Wichtiger wäre das Finden und Zusammenführen profilierter Künstler, die Frankfurts Bühnen wieder in den jeweils aktuellen ästhetischen Diskurs zurück zu führen vermögen – an dem derzeit allein das Forsythe-Ballett teilnimmt. Was nützt ein pompöses Symposium, wie kürzlich veranstaltet, über die Ästhetik der Operninszenierung, wenn man dazu als aktuellen Beitrag einen völlig missratenen „Troubadour“ beisteuert? Die Theater- und Musikstadt , die Frankfurt am Main auch ist und stets war, hat die Aufgabe, ja die Verpflichtung, im Kreis der deutschen Kulturgroßstädte die ihr zufallende Rolle zu übernehmen. Theater und Oper in Frankfurt sind deshalb auch nicht nur lokale Veranstaltungen. Das ist eine politische Forderung, die auf entsprechendem Niveau zuerst erfüllt werden muss.

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