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Der Griff in das Himmelszelt

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Berndt W. Wessling: Lotte Lehmann: „Sie sang, daß es Sterne rührte“. Köln, 1995. Tonger Musikverlag, 256 Seiten.Fidelio, Sieglinde, die großen Frauenfiguren bei Strauss und Puccini – Partien, in denen Lotte Lehmann (1888-1976) Operngeschichte schrieb. Unter Dirigenten wie Klemperer, Bruno Walter und Toscanini, an der Seite so berühmter Tenöre wie Caruso, Lauritz Melchior, Richard Tauber sang sie auf den bedeutendsten Opernbühnen der Welt: Wien, London, Paris, die New Yorker Met. Nur in Bayreuth trat sie nie auf, nicht zuletzt auf Wunsch von Richard Strauss, mit dem sie eine besonders enge Zusammenarbeit verband. Der stattlichen Zahl seiner Künstlerbiographien fügt Berndt W. Wessling die Lebensbeschreibung Lotte Lehmanns hinzu, lebendig, von großer persönlicher Verehrung getragen und dennoch nicht unkritisch. Er zeichnet das Bild einer hochbegabten und vielseitigen Künstlerin, einer Persönlichkeit zwischen Emotionalität und Eitelkeit, zwischen Selbstbewußtsein und Naivität. So wirkt sie 1933 an Hitlers „Tag von Potsdam“ ohne Bedenken in den zum Reichsparteitag deformierten „Meistersingern“ mit, lehnt jedoch wenig später ein von Göring angeordnetes Engagement als „reichsdeutsche Nationalsängerin“ glattweg ab. Wessling spannt einen großen, unterhaltsamen Bogen von der Jugend Lotte Lehmanns in Brandenburg und Berlin über die zwanziger Jahre in Wien, das amerikanische Exil, in das sich die mit einem Juden Verheiratete 1938 flüchten muß, bis hin zu ihren letzten Jahren in Santa Barbara, der kalifornischen Akropolis emigrierter deutscher Künstler. Der Leser erfährt etliches über das Kulturleben in den großen Musikmetropolen mit all seinen Sternstunden, aber auch den Rivalitäten und Ränkespielen.

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