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Die Essenz des Singens

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Zum Tod der Sopranistin Edita Gruberová
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Bayerische Staatsoper, im März 2009: Edita Gruberová schleudert als Lucrezia Borgia im Finale von Gaetano Donizettis gleichnamiger Oper einen makellos gerundeten und doch alles vernichtenden Spitzenton in den Raum. Klugen, ihre Fähigkeiten in szenisch reduzierten Kontexten präzise einsetzenden Regisseuren wie damals Christof Loy ist es zu verdanken, dass die 1946 in Bratislava geborene und dort sowie in Wien ausgebildete Sopranis­tin nicht als bloße vokale Zirkusartis­tin in die Musikgeschichte eingehen wird, sondern als eine der großen Sängerdarstellerinnen ihrer Zeit.

Nur live teilte sich außerdem einer der vielleicht faszinierendsten Aspekte ihrer von Studiomikrophonen nicht optimal einzufangenden Gesangskunst mit: die Fähigkeit zur absolut kontrollierten, aber ganz natürlich wirkenden Zurücknahme in zerbrechlichste Pianissimo-Zonen. Dabei stellte sich der paradoxe Effekt ein, dass ihre Stimme umso tragfähiger zu sein schien, je leiser sie wurde. Man meinte, mit einem Zoomobjektiv in den Vokalklang hineingezogen zu werden. Diese auf der Basis einer bis in die späte Phase ihrer Karriere makellosen Gesangstechnik stehende Kunst prädestinierte sie für die großen Belcantopartien eines Bellini oder Donizetti (darunter viele Raritäten), die nach dem sensationellen Durchbruch Anfang der 1970er-Jahre als Königin der Nacht in Mozarts „Zauberflöte“ und Zerbinetta in Richard Strauss’ „Ariadne auf Naxos“ einen Schwerpunkt ihres Repertoires bildeten. Dieses verkörperte sie an den große Opernhäusern weltweit, vor allem aber an der Wiener Staats­oper, an der Oper Zürich und an der Bayerischen Staatsoper auf der Bühne und ist auf zahlreichen Tonträgern, unter anderem ihres eigenen Labels dokumentiert. Am 18. Oktober ist Edita Gruberová im Alter von 74 Jahren in Zürich verstorben.

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