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Die KUG als Ort der Entgrenzung

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Kunstuniversität Graz
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Die Meldung ging sprichwörtlich um die Welt: Senat und Rektorat der Kunstuniversität Graz haben beschlossen, zum ersten Mal in der Geschichte des Hauses, ein Ehrendoktorat zu vergeben. Der Geehrte: Philip David Charles Collins, bekannt als Phil Collins.

Ehrendoktorate werden für herausragende Leistungen in einem für die Universität zentralen Bereich der Forschung oder EEK (Entwicklung und Erschließung der Künste) vergeben. Der mit bisher insgesamt sieben Grammys ausgezeichnete Collins zählt zu jenen maximal zehn Persönlichkeiten weltweit, die sich derart erfolgreich über Jahrzehnte im internationalen Musikbusiness bewegen. Stilistisch ist der Sänger, Perkussionist, Komponist und Songwriter ebenso versiert im Jazz wie im Pop und einschlägigen Crossover-Bereichen zuhause. Er zählt mit dem von ihm etablierten spezifischen Sound zu den prägenden Persönlichkeiten jener internationalen Szene, für die die Kunstuniversität Graz und ihr Institut Jazz ausbilden.

Die besondere Verbindung zwischen dem Musiker und der Grazer Kunstuniversität ist auf den neuen KUG-Jazzprofessor Luis Bonilla zurückzuführen: Der zweifache Grammy-Preisträger und vielseitige Posaunist spielt bei The Vine Street Horns, der Horn Section Phil Collins’. Die KUG ist die erste europäische Universität, von der Collins eine entsprechende Ehrung angenommen hat, weltweit teilt sie sich diese besondere Stellung mit einer einzigen weiteren Kunstuniversität: dem berühmten Berklee College of Music in den USA. Die KUG und der Künstler Phil Collins begegnen sich in einem von Vielfalt, Offenheit und Mut zur Entgrenzung geprägten Zugriff auf Kunstschaffen, Lehre und Forschung. Dass dies keine Floskeln sind, illustriert unter anderem das vor über 50 Jahren an der KUG gegründete europaweit erste selbstständige Institut zur Jazzausbildung auf akademischem Niveau. Dieser Schritt im Jahr 1965 war Pionierarbeit und von einer visionären Bereitschaft zur Entgrenzung getragen: einer großen Lust am Blick über den Tellerrand.

Entgrenzung basiert hier auf umfassender musikästhetischer Reflexion, das unterstreicht die ähnlich lang zurückliegende Gründung des Instituts für Wertungsforschung (heute: Musikästhetik) an der KUG, einer immer noch einzigartigen Einrichtung, die sich dem philosophisch fundierten Diskurs über Fragen der Kunst widmet. Horizonterweiterung war hier auch Anfang Mai dieses Jahres angesagt, als man gemeinsam mit dem Institut für Musikethnologie ein Symposium zur Ethnoästhetik ausrichtete, um mit dem eurozentrisch geprägten Ästhetikbegriff verbundene Vorstellungen zu hinterfragen und aufzubrechen.

Im Juni 2017 hatte das Institut für Musikästhetik zu einer prominent besetzten Diskussionsrunde über die „Entgrenzung der klassischen Musiktradition“ geladen. Mit am Podium: der deutsche Musiker, Produzent, Komponist und Regisseur Sven Helbig. Helbig ist eine Zentralgestalt im Bemühen um einen neuen Zugriff auf die „klassische“ Musik, er hat mit großem internationalem Erfolg eine Reihe von musikalischen Grenzüberschreitungen realisiert. In den 1990er Jahren war er Mitbegründer der Dresdner Sinfoniker, eines auf neue, sinfonische Musik spezialisierten Orchesters. 2013 erschien beim Traditionslabel Deutsche Grammophon sein Debüt ,,Pocket Symphonies“, von dem 2016 unter dem Titel ,,Pocket Symphonies Electronica“ eine Remix-Version herauskam. Als Produzent verantwortet er ebenso Arbeiten von Rammstein und den Pet Shop Boys wie des Fauré Quartetts. Mit einem großen Konzert holt die KUG Sven Helbig und die titelgebende Diskussion zum Abschluss der diesjährigen Abo-Saison nun auch in den Konzertsaal. Am 24. Juni interpretiert Helbig (Live Electronics) gemeinsam mit dem KUG-Studiochor seine 2016 im Radialsystem V in Berlin uraufgeführte Komposition ,,I Eat the Sun and Drink the Rain”. Titel des Abends: „Entgrenzungen“.

www.kug.ac.at

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