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Jim Beard und Gitarrist Jon Herington
Jim Beard und Gitarrist Jon Herington
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Duo-Diskurse

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Jazzneuheiten, vorgestellt von Hans-Dieter Grünefeld
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Im Duo bewähren sich besonders die Fähigkeiten genauen Zuhörens und gleichberechtigter Interaktion, wodurch erst Diskurse entstehen.

Geradezu wörtlich nehmen der Pianist Vladyslav Sendecki und der Schlagzeuger Jürgen Spiegel diese Maxime, indem sie sich als „Two In A Mirror“ betrachten. Obwohl sie glauben, sich in klangsatter Seelenruhe „Meanwhile In Heaven“ zu befinden, merken sie, dass vieles „Wrooong“ ist und ärgern sich in grellen Akkorden und Rockbeats. Sowohl bei balladesker Kontemplation als auch bei flamboyanten Kontrasten, beide Ebenen in stets verblüffend virtuos ausgereizten Klavier- und Drumregistern präsent, hat dieses Duo eine intuitiv perfekte Dramaturgie zu bieten. (Skip)

Ein Pendant dazu ist der poetische Pianostil von Yelena Eckemoff, die mit Manu Katché „Colors“ als synästhetische Tableaux vorstellt: zwischen Klassik und Jazz pendelt etwa „White“, während „Pink“ im Cool Jazz leuchtet und „Orange“ wie ein fröhlicher Popsong. So wird die Palette je eigenen Idiomen zugeordnet, wobei die perkussive Rolle oft kontrapunktisch besetzt ist. (L & H)

Näher gerückt sind die Timbres im Subsystem, wenn Almut Schlichting am Baritonsax und Kontrabassist Sven Hinse dem „Schneekönig“ ihre Aufwartung machen: Unisono verbeugen sie sich (Bass con arco) sehr tief in knorriger Melodik, nur um sich dann mit Staccato-Motiv und Ostinato-Figur wie Harlekine zu erheben. Clownesker Habitus bestimmt ihre Miniaturen, so beim Leierkasten-„Zirkuswalzer“ oder den schluchzenden Phrasen des „Nutmeg Tango“, und ihr Gesprächsstoff ist mindestens unterschwellig mit skurrilem Humor garniert. (Tiger Moon Records)

Nicht anders bei Pianist Jim Beard und Gitarrist Jon Herington, die sich allerdigs nicht unbedingt Eigenrepertoire, sondern Re-Interpretationen von „Chunks And Chairknobs“, also dem Ragtime-Charme knubbeliger Gegenstände widmen. Da ist das Vergnügen durch ungeteilte Stimmen zu hören, doch mit dem Bossa-Typ „Baubles, Bangles And Beads“ glitzert der Tand in wechselnden Soli um so auffälliger. Solche Effekte, auch mit Drive und Minimalpatterns, zu pointieren, sind das Kennzeichen dieser US-amerikanischen Revue populärer Genres.  (Jazzline)

Auf Jazzstandards „Playing The Room“ orientiert sind hingegen der Trompeter Avishai Cohen und sein Duo-Partner Yonathan Avishai, deren Version des Duke Ellington Songs  „Azalea“ mit Harmon-Dämpfer und lakonischen Klavier-Voicings gemeinsame Zuneigung zeigt. Schwerelos bewegen sie sich entlang der „Dee Dee“-Silhouette von Ornette Coleman und erdig swingend feiern sie „Ralph’s New Blues“ von Milt Jackson. Lyrischer Cantus der Trompete und aufs Wesentliche konzentrierte Klavierparts finden sich genuin in „Two Lines“, die sich ohne Hektik ineinander verweben. Hier ist suggestiv bestes Jazzerbe angeeignet und diskursiv gedeutet. (ECM) ¢

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