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Ein neuer Landeswettbewerb für Thüringen

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Die Preisverleihung ist erst der Beginn: Der 2. Landeswettbewerb „Jugend komponiert“ 2009
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Seit gut einem Jahr führten die zahlreichen Vorgespräche zu einem Ergebnis: Ein neuer Landeswettbewerb für Thüringen neben „Jugend musiziert“ und „Jugend Jazzt“ war geboren: „Jugend komponiert“. Die Idee ist nicht neu, schließlich gibt es seit Jahren in etwa einem Drittel aller Bundesländer diesen Wettbewerb und man liest über deren Erfolge.
Auch in Thüringen gab es bereits zwei Kompositionswettbewerbe, ausgeschrieben für Jugendliche, die sich (noch) nicht in einer Kompositionsausbildung befinden. Ausgangspunkt war seinerzeit das Bachjahr 2000, das selbstverständlich in dessen Geburtsland mit besonderem Engagement (unter anderem mit der 1. Landesausstellung) begangen wurde. Aktivitäten des Deutschen Komponistenverbandes und des Landesverbands Thüringen, dessen Bundesverband seit Jahren einen derartigen Wettbewerb erfolgreich durchführt, bereiteten ebenfalls den Boden. Dass die Schüler am Musikgymnasium Schloss Belvedere in Weimar sich neben ihrer Instrumentalausbildung auch mit Kompositionsstudien beschäftigen, ist seit Jahren bekannt.

Wenn man ein derartiges Unterfangen in Angriff nimmt, muss man sich fragen lassen: Wozu brauchen wir einen solchen Wettbewerb? Benötigen wir mehr Komponisten? Wir lesen viel über eine „überaus positiv zu bewertende Entwicklung der zeitgenössischen Musik in Deutschland“ (Musik-Almanach), aber wie geht es den Komponisten? Gibt es vielleicht ein böses Erwachen wie erst kürzlich in der Bildenden Kunst mit der öffentlichen Diskussion des durchschnittlichen Jahreseinkommens von 11.000 Euro bei Bildenden Künstlern? Auch an der Franz Liszt Hochschule Weimar ist wie überall in den Kompositionsklassen eine zunehmende Zahl von Studierenden zu beobachten, die Komposition als Zweitfach oder im Aufbaustudium studieren. Darin wird deutlich, dass den Musikstudierenden inzwischen klar ist, dass eine künftige Berufskarriere allein auf dieser Basis wohl kaum tragfähig sein dürfte. Dieser Realismus bei der Beurteilung der künftigen Berufschancen ist zweifellos zu begrüßen, ebenso wie die Erkenntnis über den „Mehrwert“ eines vielseitigen Studiums.

Ein Kompositionswettbewerb für Schüler dürfte daher weder auf eine berufliche Nachwuchsgewinnung noch auf eine eventuell notwendige Erweiterung der Ausbildungskapazitäten an den Musikhochschulen gerichtet sein, deren Zahlen ohnehin unaufhörlich seit 2000 auf über 300 Studierende anstieg; höchstens vielleicht darauf, dass in den Kompositionsklassen der Hochschulen auch wieder deutsche Studierende anzutreffen sind. Dass bei dieser Ausgangslage nach dem Motto „Augen zu und durch“ oder „ein Versuch lohnt immer“ oder vielleicht auch „warum nicht in Thüringen“ eine finanzielle Basis als PPP-Projekt gefunden wurde, ist bemerkenswert und gehört zu den erfreulichen Erfahrungen eines Musikratspräsidenten. Wie bei „Jugend musiziert“ konnten auch hier die Sparkassen, in diesem Fall die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen als Hauptsponsor gewonnen werden. Der Grund dafür dürfte im Konzept liegen, das dem Wettbewerb zugrunde liegt. Der Ansatz klingt vielleicht eher banal, nämlich den kreativen Umgang Jugendlicher mit ihrer eigenen Musik zu stärken. Dieser Wettbewerb will dazu beitragen, dass sich Schüler aktiv mit ihrer Musik beschäftigen, er will zur Erkundung des weiten Feldes musikalischer Erfahrungen anregen und will diejenigen, die sich von Musik auf diese Weise inspirieren lassen, dadurch bestärken, dass sie in dieser Freiheit ein Stück Normalität heutigen Umgangs mit Musik sehen. Diesem komplexen Ansatz folgen demzufolge die drei diesjährigen Wettbewerbskategorien: die klassische Komposition für eine Instrumentenauswahl („Bleistiftmusik“), elektroakustische Komposition (MIDI-Bereich) und Musik für Gesang und Bandbegleitung umfassen.

Mit der Preisübergabe findet Ende November in der Landesmusikakademie Sondershausen dieser 1. Landeswettbewerb seinen Abschluss. Der Ausgang ist ungewiss, die Einsendungen sind noch zögerlich und können bis Ende Oktober erfolgen. Es bleibt zu hoffen, dass die Überlegungen aufgehen, wobei jetzt schon klar ist, dass ein langer Atem benötigt wird. Was aber wird bleiben?

Unter der Leitung des gebürtigen Thüringers und heutigen Berliner Komponisten Helmut Zapf wird es zusammen mit Johannes K. Hildebrandt, Komponist und Veranstalter der Weimarer Frühjahrsstage für zeitgenössische Musik, einen Workshop für komponierende Jugendliche geben. Dieser Workshop, bei dem man über mehrere Tage hinweg praktische Erfahrungen im Umgang mit der eigenen Musik in einer anregenden Atmosphäre mit Gleichaltrigen machen kann, wird fest installiert und im Netzwerk der Neuen Musik in Thüringen verankert.

Im Tonstudio der Landesmusikakademie werden in Kooperation mit dem VdS verstärkt MIDI – Fortbildungskurse für Schüler und Lehrer angeboten. Die Weichenstellungen für einen neuen Bandwettbewerb für Schüler in Deutschland, an dem sich auch Thüringen beteiligen will, erfolgen in diesen Tagen. Die Fachtagungen für Musiktheorie, die in diesem Jahr in der Landesmusikakademie Sondershausen in Kooperation mit dem Institut für Musikpädagogik und Musiktheorie der Weimarer Musikhochschule begonnen haben, werden fortgesetzt und inhaltlich erweitert. Und schließlich gibt es noch immer einen Platzhalter für die Unterstützung einer außerordentlichen kompositorischen Begabung im Förderprogramm für musikalisch Hochbegabte, das auf Anregung des Landesmusikrates vom Thüringer Kultusministeriums aufgelegt wurde.

Fazit: Mit der Preisverleihung beginnen die eigentlichen Aufgaben, denn der 2. Landeswettbewerb „Jugend komponiert“ 2009 kommt ganz gewiss und wird offenbaren, ob es gelungen ist, einen guten Schritt voranzukommen.Und abschließend nun doch ein unterschwellig erhofftes Ergebnis: der erste Preisträger des Bach-Kompositionswettbewerbs 2000 ist heute Kompositionsstudent an der Weimarer Hochschule.

Der Autor ist Leiter des Institutes für Musikpädagogik und Musiktheorie
der Weimarer Musikhochschule und Direktor der Landesmusikakademie Sondershausen

Die Jury 2007
Helmut Peter Lang
Prof. Dr. Eckart Lange
Prof. Reinhard Wolschina
Wolfgang Wollschläger

Träger
Landesmusikrat Thüringen e.V. und
Sparkassen-Kulturstiftung Hessen- Thüringen

Kooperationspartner
Deutscher Komponistenverband
Landesverband Thüringen

Wettbewerbskategorien
Kategorie A eine Komposition, in der nachfolgende Instrumente in beliebiger Zusammenstellung vertreten sein können: Querflöte, Violine, Klavier, Akkordeon oder Gitarre
Kategorie B eine Komposition als elektroakustische Musik oder für Instrumente (siehe oben) mit Live-Elektronik oder Zuspielband
Kategorie C einen Titel für Sologesang/Gruppe und Begleitung (Gitarre, Bass oder Tasteninstrument und Drumset)

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