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Einsame Revolutionäre und rebellische Pianistinnen

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Buch-Tipps aktuell: die traditionelle Umfrage der nmz unter Persönlichkeiten des Musiklebens
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Die alljähliche Buchumfrage der nmz. Biografisches +++ Kultur- und Bildungspolitik +++ Pädagogik/Schule +++ Sachbücher +++ Wissenschaft und Forschung +++

Biografisches

Jan Caeyers: Beethoven. Der einsame Revolutionär, C.H. Beck, München 2012, 832 S., € 29,95

Kurzbeschreibung: Noch eine Biografie über Beethoven? Aber ja, aber nur diese! Caeyers holt, jederzeit gut belegt – und wo er nicht belegen kann, gut und überzeugend die Fakten kombinierend – die soziale und persönliche Lebenswirklichkeit Beethovens so konkret und unsentimental vor des Lesers inneres Auge, dass man umso überwältigter vor dem Wunder Beethoven, dem Wunder seiner kreativen Lebensleis-tung steht. Das Kapitel über den Weg zur Eroika und deren Widmung liest sich wie ein politischer Thriller – und die „unsterbliche Geliebte“? Die behutsam-spekulative Enthüllung des sich über viele Jahre entwickelnden Dramas von Verlangen, Entsagung und kurzer, überwältigender Ekstase ist ein Meisterwerk der Einfühlung und des Distanzierenden: So war es – vielleicht, aber wir wissen es nicht. Ein wunderbares Buch.

Nikolaus Brass, Komponist, Münchner Gesellschaft für Neue Musik

Moritz von Bredow: Rebellische Pianistin. Das Leben von Grete Sultan zwischen Berlin und New York, Schott, Mainz 2012, 368 S., € 29,99.

Ein großartiges Buch über eine der ungewöhnlichsten Pianistinnen des 20. Jahrhunderts. Grete Sultan gelang 1941 in letzter Minute die Flucht, etablierte sich in New York als Pädagogin und wurde zur Freundin und Muse von John Cage, dessen Klaviermusik sie in aller Welt spielte. Der Autor erzählt ihr Leben zwischen Traumatisierung und Erfolg; ein deutsch-jüdisches Schicksal. Sehr lesenswert!

Prof. Dr. Peter Michael Hamel, Komponist

Eva Hesse: Ich liebe, also bin ich. Der unbekannte Ezra Pound, Osbourg Verlag, Berlin 2008, 384 S., € 7,99.

Liebe … Neugier … Schöpfungsstaunen.

Hans Joachim Hespos, Komponist

Friederike Wissmann: Hanns Eisler.Komponist, Weltbürger, Revolutionär, Edition Elke Heidenreich bei C. Bertelsmann, München 2012, 304 S., € 19,99.

Ein klug geschriebener Versuch der weder plump affirmativen noch polemischen Annäherung an einen so wichtigen wie widersprüchlichen Komponisten. Die Autorin leistet dies mit großer Sensibilität für die Wandlungen und Weitungen, aber auch die Einseitigkeiten und Paradoxien von Eislers Ästhetik, indem sie von sorgsamen Werkbetrachtungen ausgeht und diese jeweils in biografische und zeitgeschichtliche Kontexte stellt.

Dr. Jörn Peter Hiekel, Professor an der Musikhochschule Dresden

Jonathan Cott: Leonhard Bernstein. Kein Tag ohne Musik, Edition Elke Heidenreich, C. Bertelsmann, München 2012, 160 S., € 17,99

Dieses letzte große Interview zeigt den Künstler und Menschen Leonard Bernstein in seiner gesamten Bandbreite – klug, intelligent, launisch, sarkastisch –, aber immer am Eigentlichen der Musik interessiert. In der zwölfstündigen Unterhaltung, die hier erstmals in gesamter Länge aufgezeichnet ist, spricht Bernstein alle ihn bewegenden Themen an, verfolgt man ein Zwiegespräch über Gott und die Welt, Zeitgenossen und musikalische Vorbilder. Wer Bernstein einmal persönlich erleben durfte, wird feststellen: Das Interviewbuch zeichnet ein getreues und farbiges Bild des großen Komponisten und Musikers.

Dr. Christian Kröber, Rechtsanwalt für Urheberrecht

Moritz von Bredow: Rebellische Pianistin. Das Leben von Grete Sultan zwischen Berlin und New York, Schott, Mainz 2012, 368 S., € 29,99

Die Pianistin Grete Sultan (1906–2005) wurde von den Nationalsozialisten zur Flucht aus Deutschland gezwungen und konnte nach einer Höllenfahrt in einem verplombten Zugwaggon nach Portugal fliehen. In den USA baute sie sich eine neue Karriere auf, war mit John Cage eng befreundet und konzertierte jahrelang mit ihm. Die Biografie zeichnet ihr beschwerliches Leben eindrucksvoll mit Hilfe von Dokumenten und Interviews.

Prof. Dr. Eva Rieger, Musikwissenschaftlerin

Ulrich Kurth: The 4th Quarter of the Triad. Tony Oxley: Fünf Jahrzehnte improvisierter Musik, Wolke Verlag, Hofheim 2011, 256 S., € 24,00

Eine gut recherchierte und ebenso gut geschriebene Biografie mit starken musikalisch-analytischen Akzenten über einen der bedeutendsten Perkussionisten des zeitgenössischen Jazz in Europa.

Dr. Ekkehard Jost, Musikwissenschaftler und Saxophonist

Jan Caeyers: Beethoven. Der einsame Revolutionär, C.H. Beck, München 2012, 832 S., € 29,95

Diese Biografie ist ein Muss für jeden, der sich mit Beethovens Werk und Person auseinandersetzen möchte. Jan Caeyers beschreibt die Kunst der Kompositionen unter Einbettung in die Epoche ihrer Entstehung sehr verständlich und facettenreich. Der Autor, der zugleich Dirigent ist, schafft es, uns den Menschen Beethoven näher zu bringen, als es je zuvor geschehen ist.

Ilona Schmiel, Intendantin und Geschäftsführerin Beethovenfest Bonn

Gunter Schuller: Gunter Schuller. A life in pursuit of music and beauty, University of Rochester Press/USA 2011, 666 S., € 47,50

Detaillierte Lebensgeschichte eines Musikers und Komponisten, der sich in Klassik, Neuer Musik und Jazz gleichermaßen zu Hause fühlt. Seine Bedeutung für die Musikgeschichte ist immer noch nicht ausreichend gewürdigt worden. Was diesen Lebensbericht besonders auszeichnet, ist die genaue Schilderung des Innenlebens der klassischen Orchester, in denen er gespielt hat: sehr spannend, sachlich, offenherzig und emotional, aber ohne jede Polemik.

Joe Viera, Saxophonist und Autor

Egon Voss: Richard Wagner, C, H, Beck, München 2012, 128 S., € 8,95
Martin Geck: Wagner, Siedler, München 2012, 416 S., € 25,00
Ulrich Tadday: Paul Dukas, edition text + kritik, München 2012, 198 S., € 26,00 

Ein „Wagner-Jahr“ steht bevor, das heißt ein Tsunami unnötiger Wagner-Literatur. Zwei Maßnahmen taugen dagegen – beide von erstklassigen Kennern: Egon Voss liefert eine glänzende Grundlegung (auch für „Kenner“) und Martin Geck rückt den Komponisten kreativ in den Mittelpunkt,.– Ein kritischer „Wagnerianer“ war Paul Dukas, Giselher Schuberts 23 Seiten im Musik-Konzepte-Band sind wohl das Beste, was über den Komponisten von „Ariane et Barbe-Bleue“ und „L’Apprenti sorcier“ geschrieben worden ist.

Nike Wagner, Leiterin Kunstfest Weimar „Pèlerinages“

Kultur- und Bildungspolitik

Andreas Gruschka: Verstehen lehren. Ein Plädoyer für guten Unterricht, Reclam, Stuttgart 2011, 190 S., € 5,00

Der Erziehungswissenschaftler attackiert den ermüdenden „technokratischen Reformdiskurs“ der Bildungspolitik, der sich als unfähig erweist, die Frage nach „erziehendem Unterricht“ substanziell aufzunehmen und zu erkennen, dass der Vorrang der „Methodenkompetenzen“ ein Irrweg ist, der die „Sache“ selbst vergisst. Empfehlenswert auch für den Musik-unterricht.

Prof. Dr. Karl-Heinrich Ehrenforth, Musikhochschule Detmold

Jochen Zulauf: Aktivierendes Kulturmanagement, Handbuch Organisationsentwicklung und Qualitätsmanagement für Kulturbetriebe, transcript Verlag, Bielefeld 2012, 208 S., € 28,80.

Hier werden nicht nur Anforderungen an Kulturbetriebe gestellt oder Infarkte heraufbeschworen, hier sind konstruktive Anleitungen für ein Qualitätsmanagement in jeglichem Kulturbetrieb nachzulesen, die auf die existenzielle Absicherung unserer Kultureinrichtungen zielen. Die Vermittlung von Kunst unter verschärften Rahmenbedingungen der Finanzierung und Qualitätsanforderungen, eben: Kulturqualitätsmanagement,.Dem Autor gelingt eine praxisbezogene Aufarbeitung auf wissenschaftlich hohem Niveau.

Jens Klopp, Institut für Kultur- und Medienmanagement der Hochschule für Musik und Theater Hamburg

Michael Cornelius Zepter: Maskerade. Künstlerkarneval und Künstlerfeste in der Moderne, Böhlau Verlag, Wien–Köln–Weimar 2012, 584 S., € 39,90

Legendärer Künstlerfasching in München inmitten der Reventlows, Georges, Mühsams ist in manchem Bewusstsein auch außerhalb der bayerischen Metropole verankert. Dass zwischen 1850 und 2000 zum Beispiel auch in Wien, Weimar, Köln, Düsseldorf, Hamburg, Berlin, Dessau eifrig und kreativ den karnevalistischen Göttern gehuldigt wurde, ist an den genannten Orten bekannt. Dass das jetzt auch anderswo registriert werden kann, wird dem spannenden Buch von Michael Cornelius Zepter zu verdanken sein. Das ist voller Atelierfeste und im Zeichen sich auflösender Spartengrenzen prallvoll von Musik: Bauhaus-Musik, Hans Heinz Stuckenschmidt über Musik, Tanzmusik-Moden. Und voll von Künstlern, vernetzt in die politischen und religiösen Netzwerke der jeweiligen Zeit. Ein Aufklärungsbuch zur real-sinnlichen Seite der Kunst. Ein Muss im Regal – um zwecks Lektüre herausgenommen zu werden.

Wolf Loeckle, Musikjournalist

Elke Heidenreich (Hg.): Ein Traum von Musik, 46 Liebeserklärungen, C. Bertelsmann, München 2011, 380 S., € 19,95

46 Liebeserklärungen an Musik aus verschiedenen, sehr unterschiedlichen Perspektiven und Hintergründen. Das Buch gewährt Einblicke in unterschiedliche Erlebnisse mit und durch Musik. Vor allem zeigt es, dass Menschen ohne Musik nicht leben können, 

Prof. Manfred Schoof, Trompeter

Pädagogik/Schule

Gerhard Wanker, Bernhard Gritsch, Maria Schausberger: Club Musik. Bd. 2, Lehrwerk für die Sekundarstufe I, Helbling Esslingen Musik, Innsbruck – Esslingen 2012, 192 S., € 18,50

Überzeugend und gut aussehend. Der Schulbuchklassiker gefällt in seiner neuesten Überarbeitung mit ansprechenden Materialien. Bilder und Notentexte sind äußerst anregend. Die zahlreichen bislang wenig verbreiteten Lieder und vielfältige „Spiel-mit-Sätze“ regen zum eigenen Singen und Musizieren an. Insgesamt ein Arbeitsbuch, das in jedem Fall für einen modernen Musikunterricht viele Motivationen bietet!

Dr. Markus Köhler, Schulmusiker

Sachbücher

Ralf Beil, Peter Kraut (Hrsg.): A House Full of Music. Strategien in Musik und Kunst, Verlag Hatje-Cantz, 415 Seiten, € 49,90, ISBN 978-3-7757-3318-2

Der Katalog zur interdisziplinären Ausstellung im Jahr des 100. Geburtstages von John Cage ist ein exemplarisch gelungenes Beispiel für die „Ausstellbarkeit“ von Musik und Kunst als Parallelphänomene. Einzigartige genreübergreifende Dokumente von Künstlern des 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts, von Satie und Duchamp über Pierre Boulez, Dieter Roth und Steve Reich bis hin zu Karlheinz Stockhausen und Nevin Aladag.

Peter Ruzicka, Künstlerischer Leiter der Münchener Biennale

Hartmut Fladt: Der Musikversteher. Was wir fühlen, wenn wir hören, Aufbau Verlag, Berlin 2012, 329 S., € 19,99

Der Berliner Musiktheoretiker Hartmut Fladt hat schon früh den akademischen Elfenbeinturm verlassen und die Kommunikation mit musikalischen Laien gesucht. Die Qualitäten von Rock und Pop verteidigt er mit Leidenschaft und Kompetenz im Vergleich zur Klassik und erläutert Wechselbeziehungen. Eine für Kenner und Liebhaber erhellende, pointenreich vergnügliche Lektüre.

Dr. Albrecht Dümling, Berlin

Ekkehard Jost: Jazzgeschichten aus Europa, Wolke Verlag, Hofheim 2012, 334 S., € 24,80

Uneingeschränkt und mit Nachdruck zu empfehlen: eine Fülle interessanter Datails mit leichter Hand und hoher Kompetenz vorgestellt. Ein Lesegenuss für jeden Jazzfreund.

Prof. Dr. Klaus-Ernst Behne, Hannover

Ekkehard Jost: Jazzgeschichten aus Europa, Wolke Verlag, Hofheim 2012, 334 S., € 24,80

Die 33-teilige Sendereihe des Autors für die Jazzredaktion des WDR (2009–2011) liegt in bearbeiteter Form als Buch vor. In fakten- und umfangreichen Kapiteln werden die regionalen Besonderheiten der Jazzrezeption in Europa nachvollzogen (z.B. Le Jazz en France, Der Jazz erobert die britischen Inseln, Die Sowjetunion und der Jazz, Jazz unterm Hakenkreuz, Aufbruch allerorten – Wege des Free Jazz durch Westeuropa...). Dieses neueste, packend erzählte Meisterwerk Ekkehard Josts sollte nicht nur Kenner und Fans begeistern! „Neueste Jazzgeschichten aus Europa“ mögen folgen.

Dieter Glawischnig, Pianist

Marie Luise Knott und Walter Zimmermann (Hg.): John Cage: Empty Mind, Suhrkamp, Berlin 2012, 243 S., € 19,95
Andreas Kolb, Heike Lies, Bettina von Bechtolsheim (Hg.): Klang in Aktion –Josef Anton Riedl, ConBrio Verlag, Regensburg 2012, 204 S., € 39,00

Sie sind zwei außergewöhnliche und individuelle Persönlichkeiten: John Cage und Josef Anton Riedl. Ausgewählte poetische Schlüsseltexte von Cage einerseits, mitunter sehr Persönliches über Josef Anton Riedl andererseits – von dem inneren Bedürfnis und der gemeinsamen Freude, neue Wege zu gehen und Grenzen zu überschreiten, zeugen beide Publikationen. Es ist eine Freude, die ungemein ansteckend wirkt.

Meret Forster, BR-Klassik

Wissenschaft und Forschung

Anton Zeilinger: Einsteins Schleier. Die neue Welt der Quantenphysik, Goldmann Verlag, München 2005, 240 S., € 8,95.

Aufregendes vom genau Ungenauen.

Hans Joachim Hespos, Komponist

Werner Thomas: Carl Orff – Prometheus, Ein Werkkommentar in Beschreibung und Deutung, Orff-Zentrum München, München 2012, 111 S., € 14,00.

Studie eines langjährigen Wegbegleiters von Carl Orff und Nestors der Orff-Forschung Werner Thomas zum „Prometheus“, der dritten und letzten von Orff in Musik gesetzten griechischen Tragödie. Der von W, Thomas aus mehreren Rundfunkbeiträgen, Aufsätzen und Werkeinführungen zusammengestellte und bearbeitete Werkkommentar gibt einen vorzüglichen Einblick in den Schaffensprozess des Komponisten, seine Absichten und den geistesgeschichtlichen Hintergrund, Empfehlenswert für Kenner und Liebhaber des Werks von Carl Orff, unverzichtbar für alle, die sich mit Orffs „Prometheus“ befassen.

Dr. Dirk Hewig, Präsident des DTKV
 

Michel Wautelet u.a.: Nanotechnologie, Oldenbourg Verlag, München 2008, 241 S., € 39,80

Der Mensch stellt selbst für Gott eine Frage dar.

Hans Joachim Hespos, Komponist

Ulrich Tadday (Hrsg.): Mathias Spahlinger, Edition Text und Kritik, München 2012, 100 S., € 24,00

Ein trefflicher Band innerhalb einer immer noch unentbehrlichen Buchreihe, der den Facettenreichtum der Musik eines von der Musikwissenschaft bislang recht wenig beachteten, wichtigen Gegenwartskomponisten aufzeigt, Spahlingers Ansatz ist, wie man anhand von unterschiedlichen Werkbetrachtungen vor allem aus der Feder von Komponisten der nachfolgenden Generationen eindrucksvoll sieht, weit weniger einseitig oder gar „monolithisch“ als zuweilen behauptet.

Dr. Jörn Peter Hiekel, Professor an der Musikhochschule Dresden

Manuel Gervink, Matthias Bückle (Hg.): Lexikon der Filmmusik, Laaber Verlag, Laaber 2012, 710 S., e 78,00

Das neue Filmlexikon von Manuel Gervink und Matthias Bückle kann man wie einen Roman lesen, aber auch als Lehrbuch zur Filmtheorie. Da ist mehr zu finden als Wikipedia-Daten-Gerüste; z.B. wie die Kompositionswerkstatt von Hans Zimmer arbeitet oder wie es um die Leitmotivtechnik von Bernhard Herrmann bestellt ist. Doch die Auswahl des Lexikons ist deutsch geprägt, Und die Newcomer unter den Komponisten sind nicht dabei. Ein Lexikon ohne Yann Tiersen – wirklich kein Newcomer mehr – ist wirklich ein Fauxpas. Und Joseph Kosma ist eher als Randerscheinung gewürdigt. Schade. Aber die Begriffsklärungen machen Spaß. Die Genres sind kurz, aber treffsicher und gut beschrieben. Ärgern kann man sich über überflüssige Anglizismen, wenn Elmer Bernstein etwa einen „Score schuf“. Doch mein Resümee: Eigentlich richtig schön, dass es im Zeitalter des Internets solche Bücher noch gibt.

Friedrich Spangemacher, Musikchef von SR 2 KulturRadio

Hartmut Fladt: Der Musikversteher. Was wir fühlen, wenn wir hören, Aufbau Verlag, Berlin 2012, 329 S., € 19,99

Hartmut Fladt zeigt uns, wie gekonnte Musikanalyse neue Tiefenschichten des Musikgenusses erschließt. Ganz nebenbei reißt er dabei die Mauer zwischen E- und U-Musik endgültig ein.

Prof. Dr. Martin Ullrich, Präsident der Hochschule für Musik Nürnberg

Walther Dürr, Michael Kube, Uwe Schweikert u.a. (Hg.): Schubert Liedlexikon, Bärenreiter, 887 S., € 89,00

Ein Kompendium, das eine schmerzliche Lücke füllt – jedes einzelne der über 600 Lieder Schuberts wird in lexikalischer Form vorgestellt mit den Grundinformationen zu Entstehung, Eigenarten und Interpretation sowie nützlichen Literaturhinweisen. Durch Register lässt sich jedes Lied schnell finden, wobei sich das Lexikon durch die chronologische Anordnung auch als Handbuch nutzen lässt.

Peter Jost, Lektorat G. Henle Verlag

Byung-Chul Han: Die Philosophie des Zen-Buddhismus, Reclam, Stuttgart 2011, 135 S., e 4,00

Wer nicht zu den dummen Musikhörern gehören will, sollte dieses Büchlein lesen und den schönen Bildern folgen. Man kann viel über verschiedene Denkansätze erfahren, über sich, über Möglichkeiten der Realitätserfahrung und über John Cage. Und ja, damit natürlich auch über einen Musik(-Ton)-Raum, der kein oben, unten, links, rechts, keine Mitte kennt! Aber voller Bewegung ist!

Nicolaus A. Huber, Komponist

Harry Lehmann: Die digitale Revolution der Musik. Eine Musikphilosophie, Schott Music, Mainz 2012, 150 S., € 19,95

Ein Buch, das durch manche Verabsolutierungen Einwände provoziert, aber mit einigen plausiblen Überlegungen aufwartet und zur Belebung der Diskussion um die Zukunft der (Neuen) Musik in Zeiten rasant wachsender technischer Möglichkeiten beitragen kann. Bemerkenswert, dass Lehmann auf einige substantielle Entgegnungen, auf vorab veröffentlichte Teilaspekte der Darstellung sorgsam reagiert, ohne die gesamte Argumentation, die von einem radikalen Wandel der Produktionsbedingungen wie auch der Ästhetik handelt, zu entschärfen.

Dr. Jörn Peter Hiekel, Dresden

Richard Wagner: Sämtliche Briefe, Bd. 22: Briefe des Jahres 1870, hg. von  Martin Dürrer, Breitkopf & Härtel, Wiesbaden u.a, 2012, 543 S., € 44,00

Lektüre zur Einführung ins Wagnerjahr 2013: Die Briefausgabe ist bis zum Jahr 1870 gediehen. Es war kein turbulentes Jahr für Wagner, es geht in den Briefen um die Zahlung von Schulden, Reisepläne, Taufe Siegfrieds, Tribschener Glück und Vollendung des „Rings“. So lernt man sein Umfeld kennen. Wie immer ausgezeichnet ediert und kommentiert, die Themenkommentare ergänzen den Band durch übersichtartige Zusammenfassungen.

Prof. Dr. Eva Rieger, Musikwissenschaftlerin 

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