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Die Teilnehmer der Jahrestagung auf einen Blick. Screenshot von Guido Froese.
Die Teilnehmer der Jahrestagung auf einen Blick. Screenshot von Guido Froese.
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Entwicklungsschub Digitalisierung

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Erste Online-Jahrestagung der Bundes- und Landesmusikakademien in Deutschland
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Jährlich treffen sich die Bundes- und Landesmusikakademien in Deutschland für gute zwei Tage in einem der über das ganze Bundesgebiet verteilten Häuser. Auf der letztjährigen Tagung in der Bayerischen Musikakademie Hammelburg im Januar 2020 wurde die Landesmusikakademie Rheinland-Pfalz in Neuwied-Engers als nächster Treffpunkt auserkoren. Damals waren Corona und die damit verbundenen Einschränkungen noch kein Thema.

Nach den Lockerungen im Sommer 2020 sah es lange so aus, als könne der Austausch auch im Januar 2021 tatsächlich vor Ort stattfinden, doch der Lockdown machte eine Verlegung in den digitalen Raum notwendig. Da der Austausch zwischen den Akademien über Videokonferenzen seit Monaten zur geübten Praxis wurde und das digitale Zusammenkommen ohne viel Mehraufwand eine breitere Teilnahme ermöglicht, trafen sich Ende Januar gut 40 Akademieleiter*innen, Geschäfts­führer*innen und Bildungsrefe­rent­*innen zur ersten digitalen Jahrestagung in der über 25-jährigen Geschichte des Verbandes. Zu Beginn konstatierte das aus Antje Valentin (Direktorin der Landesmusikakademie NRW) und Guido Froese (Akademieleiter und Geschäftsführer im Nordkolleg in Schleswig-Holstein) bestehende Sprecherteam ein Jahr des intensivsten Austausches zwischen den Akademien, Politik und weiteren Verbänden. Der individuelle aber insbesondere auch der gemeinsame Umgang mit den Herausforderungen der Corona-Pandemie prägte daher auch den Start der gegenseitigen Information. Aufgrund der ganz unterschiedlichen Trägerkonstruktionen der Bundes- und Landesmusikakademien sind die Herausforderungen unterschiedlich gelagert. Dennoch gelang es im zurückliegenden Jahr über verschiedene Förderwege des Bundes und der Länder sowie der kommunalen Träger, die Akademien allesamt zu sichern. Besonderer Dank wurde an die Bundesvereinigung kultureller Jugendbildung (BKJ) adressiert, die federführend die Corona-Fördermittel des Bundesminis­teriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) an einige der Musikakademien vergeben konnte. Bundes- und Landeshilfen sind für viele der Akademien auch im laufenden Jahr erforderlich. Zwar ergeben sich aufgrund des Föderalismus graduelle Unterschiede bei dem, was in den Häusern zu welchem Zeitpunkt erlaubt ist, doch führt der bundesweite Lockdown bei allen Verbandsmitgliedern zu erheblichen Belastungen. Dort, wo es möglich und erforderlich ist, mussten auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt werden.  

Gleichzeitig bedeuten die nach wie vor bestehenden Einschränkungen der Begegnungen vor Ort einen Entwicklungsschub in der Digitalisierung. Von digitalen Mitmachformaten, Konferenzen bis hin zu mehrteiligen Bildungs­angeboten haben die Musikakademien ein breites Angebot entwickelt, das sich reger Nachfrage erfreut. Die Fragen, wie sich Online-Fortbildungen technisch gut realisieren lassen und was davon bleibt, auch wenn wieder uneingeschränkt Präsenzveranstaltungen möglich sind, beschäftigt alle Akademien.

Einen inhaltlichen Schwerpunkt der Online-Tagung bildete der Austausch mit der Geschäftsführung des Netzwerk Junge Ohren (NJO). Katharina von Radowitz und Alexander von Nell stellten das bereits seit über zehn Jahren erfolgreich im gesamten deutschsprachigen Raum arbeitende Netzwerk vor und berichteten über neueste Entwicklungen. Das kleine und schlagkräftige Team des NJO sitzt in Berlin und kann schnell auf neue Entwicklungen reagieren. Dies wird auch im frisch entwickelten Leitbild des NJO deutlich. Im Gegensatz zur Anfangszeit des Netzwerks richtet es seine Aktivitäten nun nicht mehr primär an diejenigen, die Angebote für Kinder und Jugendliche entwickeln, sondern nimmt sich vor, die musikalische Praxis am Puls der Gesellschaft zu befruchten und zu vernetzen.

Das Netzwerk möchte Antworten finden auf die Fragen wie musikalische Praxis gesellschaftliche Transformation anstoßen, katalysieren und anreichern kann und wie performative Welten neu gedacht werden und Interaktion und Teilhabe ermöglicht werden können. Auch das Thema Nachhaltigkeit und die Entwicklung möglicher Strategien für das Musikleben, um mit den Folgen des Klimawandels umzugehen, stehen auf der Agenda. Referenzprojekte, Austausch, Vernetzung und Professionalisierung sind die Tätigkeitsfelder, in denen diese Ansätze praktisch umgesetzt werden. Acht regionale Arbeitskreise bundesweit bringen Institutionen und Einzelakteure zusammen. Zusätzlich werden neuerdings auch Umfragen und Beratungsprojekte durchgeführt. Musikinstitutionen, die an Change-Prozessen interessiert sind, finden im NJO kompetente Ansprechpartner. Im anschließenden Austausch stellten sich zahlreiche Anknüpfungspunkte zwischen NJO und Musikakademien heraus, die künftig auf gegenseitige Inspiration hoffen lassen. 

Während für das laufende Jahr bereits weitere virtuelle Treffen der Akademien in Fachrunden verabredet wurden, hofft man für die Jahrestagung wieder auf eine persönliche Begegnung. Im Januar 2022 soll das Kloster Michaelstein in Blankenburg nächster Austragungsort sein.

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