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Förderung ist durch keinen Sachpreis zu ersetzen

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Nachwuchswettbewerbe der U-Musik und ihre Gesinnung &#183
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Der deutschen Wirtschaft geht es schlecht. Weil kein Wettbewerb herrscht. Und das trifft den Deutschen. Weil vergleichen möchte er sich stets gerne und zahlreich. Fränkische Bratwürste gegen Regensburger, Audi gegen BMW, Aldi gegen Lidl, Klosterbräu gegen Bräu nach Kloster Art. Selbstverständlich macht dieser gesunde Selektionskampf nicht vor der musikalischen Sparte halt. Popstars gegen Superstars ist die jüngste Ausgeburt des Wettbewerbgedankens.

Doch unterhalb dieser Medienspektakel gibt es in der Sparte Rock/Pop seit vielen Jahren unzählige Musik-Wettbewerbe, Förderkonzepte, Preise und Contests, die weniger die Show und öffentliche Ejakulation suchen, sondern sich um junge Künstler und Bands langfristig kümmern, ihnen Kontakte zugänglich machen oder Hilfestellung in Bereichen wie Jobsuche in der Musikbranche (Firmengründungen, Aufbau von Tonstudios oder Musikverlagen) oder Rechtsberatung (Urheberrecht, Steuerrecht) geben. Meist basieren jene Förderwettbewerbe auf industriellen Bemühungen im Rahmen eines Kultursponsoring (Itzehoer Versicherungen als Sponsor des John Lennon Talent Awards, Volkswagen als Unterstützer der BandFactory oder die „f6 Zigarettenmarke“ als Mäzen des f6-Music-Award), da sich die beteiligten Unternehmen Imagegewinne in einer jungen Zielgruppe versprechen, dafür aber auch richtig die Konten fluten und perfekte Rahmenbedingungen schaffen.

Streng genommen könnte der altehrwürdige „Jugend musiziert“-Wettbewerb als Urvater der musikalischen Fleischbeschau gelten. In manchen Fällen verdingte sich „Jugend musiziert“ sogar als Abschreckung und Filter. Noch heute trifft man 30-Jährige, die hemmungslos heulen und an ihre Schulzeit erinnern, in der sie elterlicherseits eine Trompete verpasst bekamen und im Schulorchester antreten mussten. Aber damals, in den 80ern gab es eben fast nichts anderes. Da sich „Jugend musiziert“ bis ins angebrochene Jahrtausend inhaltlich nicht wirklich verändert hat und die Bedienung der Sparte Rock/Pop für offensichtlich ausgeschlossen hält, mussten sich neue Konzepte finden, gestaltet und umgesetzt werden.

So schälten sich musikalische Vergleichskämpfe wie der erwähnte John Lennon Talent Award (seit 1991, der Deutsche Rockpreis (initiiert vom Deutschen Rock- und Popmusiker Verband, seit 1983), New Chance (seit 1996), der f6-Music Award (größter Newcomer-Wettbewerb der neuen Bundesländer, seit 1997) oder Emergenza (international größter Wettbewerb in zwölf Ländern, seit 1990) aus der unterpriviligierten Patina der U-Musik heraus. Exemplarisch und keineswegs vollständig sollen im Folgenden die erwähnten Wettbewerbe vorgestellt werden.

John Lennon Talent Award

Mit der Zustimmung Yoko Onos, die den Namen ihres Mannes zur Verfügung stellte, riefen die Itzehoer Versicherungen den JLTA 1991 ins Leben und zum ersten Mal Bands, Musiker und Künstler auf, ihre Demomaterialien einzusenden und sich der „Begutachtung“ einer Jury zu stellen. Aus dem anfangs regionalen Wettbewerb ist mittlerweile ein bundesweiter geworden, der in der Musikbranche und insbesondere bei Musikern höchsten Stellenwert genießt. Der JLTA setzt auf ein Konzept der Künstlerförderung und Kooperation mit Partnern wie VIVA, Deutsche Phono Akademie, Hörfunkpartner (u.a. Antenne Bayern, Radio Schleswig Holstein) und Medienpartner (u.a. musicoutlook – Zeitung für Musik, Markt, Technik und Pop-Politik). Der Modus blieb seit 1991 fast unverändert: im Zweijahres-Rhythmus findet der JLTA statt. Nachdem die Nachwuchskünstler ihre Demounterlagen eingeschickt haben, trifft eine Jury eine Vorauswahl von etwa 40 Bands. Jene werden dann zu einer BandFactory eingeladen und spielen vor einer Jury und unter Livebedingungen einen 15-minütigen Kurzauftritt. Bereits hier setzt die Förderung und das Coaching ein. Nach absolviertem Auftritt setzen sich Band und Jury zusammen, um konstruktiv das Erlebte zu analysieren. Durch die hochkarätige Besetzung der Jury (2003 mit Kati Eismann/Warner, Asterix Westphal/Sony, Hardy Krech/elephant music, Ulf Krüger/Produzent, Jürgen Stark/Journalist, Gerd Gebhardt/Vorsitzender der Phonoverbände, Jens Klopp/Kulturförderung und Medien der Itzehoer Versicherungen) können die Bands vor Ort und unbürokratisch die Erfahrungen der Jurymitglieder nützen und erste zarte Kontakte zur Branche knüpfen. Aus den 40 Bands werden weitere 20 ausgewählt, die in fünf Städten um den Einzug ins Finale in Kiel spielen. Wer nun glaubt, die Finalteilnahme und der Sieg beim JLTA wären das einzig Erstrebenswerte, liegt falsch. Gut, den Ruhm des Gewinners darf man sicher abschöpfen, aber durch keinen Gewinn zu ersetzen, ist die anschließende Förderung. Das Coaching Team, dass sich während der einjährigen Wartezeit auf den nächsten Wettbewerb intensiv mit den Teilnehmern des JLTA beschäftigt, möchte in erster Linie die Kreativität der Künstler fordern. Dabei wird einerseits Positives ausgebaut und falls nötig, auch mal zu einer Richtungsänderung geraten, da jede Band unterschiedliche Aspekte verfolgen kann und unter Umständen wenig Interesse an einem Plattenvertrag verspürt. Das Coaching Team geht dabei mit dem nötigen Respekt vor der künstlerischen Leistung vor und steht den Nachwuchsmusikern beim Übergang in das professionelle Business hilfreich zur Seite. 2003 konnte der JLTA unter anderem Gerd Gebhardt (Vorsitzender der Phonoverbände) und Ulf Krüger (Produzent) für das Coaching Kernteam gewinnen. Der Wettbewerb 2003 (Bewerbungen für 2003 sind nicht mehr möglich) läuft seit 13. Juni 2003 und wird mit den 20 Finalbands in folgenden Städten gastieren: München, 19.9., Muffathalle (Bands: Thaibnakkel, Anajo Campus, Entropy), Mannheim, 26.9., Capitol (Bands: Didgerission, Colors Of The Sun, Sugar, Breath V –Männer), Itzehoe, 4.10., theater itzehoe (Bands: About Amber, 5vor12, One Fine Day, Daily Grey), Berlin,10.10.2003, ColumbiaFritz (Bands: Schrottfisch, Nevis, Westwerk, Lebens WeGe), Hamburg, 1.10., Große Freiheit 36 (Bands, Soda Maker, N:B:M, Monokino, Kosmonauten. Das Finale mit den Siegerbands der jeweiligen Live Contests findet am 1. November in der Traum GmbH Kiel statt. Für die Bands fallen keinerlei Startkosten oder Teilnahmegebühren an.

Informationen: Itzehoer Versicherungen, Jens Klopp, Hansastraße 10, 25521 Itzehoe, Tel. 04821/77 34 21, Fax 04821/773 84 21, E-Mail: info [at] talent-award.de (info[at]talent-award[dot]de,) Internet: http://www.john-lennon-talent-award.de

Deutscher Rock&Pop Preis

Veranstalter ist der Deutsche Rock& Popmusikerverband e.V. (DRMV, gegründet 1993). Der DRMV repräsentiert mehr als 40.000 Rock- und Popmusiker in Deutschland, wobei dem Verband zirka 5.000 Künstler, Bands und Musiker sowie zirka 120 Musikerinitiativen angeschlossen sind. Der DMRV ist die älteste existierende Musikerorganisation in der Sparte Rock/Pop. Von Musikern 1983 ins Leben gerufen, wurde der DRMV zwischenzeitlich zu einer von Bund und Ländern geförderten Kulturinstitution. Ziele und Aufgaben des DRMV sind die gemeinschaftliche Wahrung der Interessen der Rock- und Popmusiker in Deutschland gegenüber den politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Institutionen sowie die Unterstützung und der Ausbau der Popularkultur in Deutschland.

Seit 1983 findet der „Deutsche Rock&Pop Preis“ statt. Bewerben kann sich jedermann, eine Mitgliedschaft im DRMV ist nicht erforderlich. Die Startgebühr beträgt für DRMV-Mitglieder fünf Euro, für Nichtmitglieder zehn Euro. Aus allen Einsendungen wählt eine Bundesjury die Teilnehmer für die einzelnen Landesrockfestivals beziehungsweise für das Halbfinale des Bundesrock- und Popfestivals. Neben den Kategorien Rockpreis, Poppreis und Songpreis, gibt es die Sonderpreis Kategorien „Hard & Heavy“ sowie „HipHop & Rap & Dance“, „Beste CD-Produktion“, „Kompositionspreis“ und „Textpreis“. Für den Wettbewerb 2003 (Bewerbung läuft noch) stehen den Preisträgern des 21. Bundes Rock & Pop Festival Sonderpreise und Förderprogramme mit einem Gesamtwert von zirka 40.000 Euro zur Verfügung. Die Endausscheidung findet am 9. November 2003 im Hamburger Congress Centrum statt. Im Rahmen des Events veranstaltet der DRMV zusätzlich die „Rock- und Popmusiker-Kulturmesse 2003“, auf der sich die einzelnen Musikgruppen mit ihren Demos, CDs, Infos und Plakaten vorstellen können. Wie 2002 rechnet der Deutsche Rock & Popmusikerverband auch 2003 mit über 1.500 Musikern aus ganz Deutschland als Teilnehmer. Ein Coaching wie beim JLTA findet mit Hilfe der Fördermittel ebenso statt. Auf Wunsch können Musiker an einem Einzel-Coaching (50 Euro für Nichtmitglieder, 25 Euro für DRMV-Mitglieder) während des Events am 9. November 2003 teilnehmen. Das Coaching dauert zehn Minuten pro Band/Musiker/Sänger und wird von einem Experten aus der Musikbranche gehalten. Voraussetzung für die Buchung eines Seminars ist allerdings die Reservierung eines Messe-Infostandes während der Messe (100 Euro).

Informationen: Deutscher Rock & Pop Musikerverband e.V., Anja Baldeh, Kolberger Straße 30, 21330 Lüneburg, Tel. 04131/233 03-0 , Fax 04131/233 03-15, E-Mail: info [at] drmv.de (info[at]drmv[dot]de,) Internet: http://www.drmv.de

Emergenza

Partner des Emergenza sind unter anderem Columbia/Sony Deutschland, die Musikmesse Frankfurt, Mapex oder Sennheiser. Der Emergenza existiert seit 1991 und entstand durch einen „privaten“ Wettkampf befreundeter Bands, die ihre Kräfte messen wollten. Die Idee kam an und wurde bis heute international ausgebaut: München, London, Paris und Toronto seien stellvertretend genannt. Die Rahmenbedingungen sind wie bei allen anderen Contests sehr professionell und kommen somit gut bei den Künstlern an. Bands bewerben sich an der nächst gelegenen Einschreibestelle. Genrebegrenzungen spielen keine Rolle. Jede Gruppe zahlt eine Teilnahmegebühr von 70 Euro, die aber keine Proteste unter den Musikern auslöst, da ein professionelles Ambiente als Gegenleistung geboten wird. Hört man sich bei Bands, die schon einmal beim Emergenza teilnahmen, um, erhält man durchweg positive Meinungen. „Als ich das erste Mal den Sound auf der Bühne erlebte, war ich ziemlich von den Socken“, meint David Ma, Schlagzeuger der Ska/Punk Band „Blown Fuse“ aus Berchtesgaden, die den fünften Platz beim diesjährigen Finale des Münchener Raums erreichten. „Wir wurden bei allen drei Auftritten, also den zwei Vorrunden und dem Finale, sehr gut verpflegt. Und die 70 Euro kann man leicht wieder reinkriegen, allein durch die kostenlosen Getränke, die so eine achtköpfige Band wie wir allein verbraucht. Dazu kamen noch viele kleine Geschenke wie Gitarrensaiten oder Schlagzeugsticks und das teure Sennheiser Mikro, das uns der fünfte Platz einbrachte“. Die Emergenza Festivals liefern ein akzeptables Preis-/Leistungsverhältnis sowohl für Akteure als auch für das Publikum. Dennoch müssen die Veranstalter sich oft heftiger Kritik stellen, etwa dass der Wettbewerb nichts anderes als pure Geldmacherei sei. Ferner ist das Abstimmungsverfahren bei den einzelnen Vorentscheiden umstritten, denn das Publikum darf per Handzeichen bestimmen, welche Band weiterkommt und welche ausscheidet. Man muss als Band nur genügend Anhänger zu den Veranstaltungen karren, um sich helfende Hände zu sichern. Das einzige Mal, bei dem sich eine Jury einschaltet, ist die Finalrunde, in der über die Platzierungen der ersten fünf entschieden wird. Alles in allem bringt der Emergenza Bandwettbewerb junge Gruppen hauptsächlich ein ganzes Stück näher an die Plattenindustrie, lässt aber im Vergleich zum JLTA keinerlei Coaching oder Förderung erkennen. Sind die Künstler gut, nehmen sich Plattenfirmen durchaus das Recht, den Edelrahm abzuschöpfen.

Informationen: Central Europe Head Office, Eurotime Media Marketing GmbH, Andrea Petricca, Müllerstrasse 41, 80469 München, Tel. 089/54 21 26 71, Fax 089/54 21 00 45, E-Mail: germany [at] emergenza.net (germany[at]emergenza[dot]net,) Internet: http://www.emergenza.de

f6-Music Award

Gesponsert wird der f6-Music Award von der Zigarettenmarke f6 (Phillip Morris). Partner sind unter anderem BMG Berlin und MMK PR–Agentur.
Der größte Bandwettbewerb der neuen Bundesländer stellt seine Rahmenbedingungen seit 1997 zur Verfügung. Bands (Voraussetzung: sie sind aus den neuen Bundesländern) schicken ihre Demo-Aufnahmen ein, die von einer Jury gehört werden. Heißt also, nicht jeder darf mitspielen. Für die Regionalvorentscheide werden aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern jeweils fünf, aus Berlin/Brandenburg sechs Bewerber ausgewählt. Das ergibt eine überschaubare Masse von 26 zu bewertenden Gruppen und fünf Finalisten. Die Preise sind jedoch für die wenigen Privilegierten sehr interessant. Anders als bei Emergenza überschüttet man hier die jungen Leute nicht mit Sachpreisen, sondern nimmt sie an der Hand. Die 26 Auserwählten werden zum Beispiel weitervermittelt an Produzenten, die zu ihnen passen. Dem Gewinner des Finales winkt ein Plattenvertrag bei BMG Berlin für die Produktion einer Maxi-CD, plus Beratung, Vermarktung und Promotion. Vor- und Nachteile? Offensichtlich, oder? Qualität statt Quantität ist wohl das Motto des f6 Music Awards. Nur schade, dass der Großteil der Bewerber eine weitere Absage in das Bandtagebuch schreiben muss.

Informationen: f6-Music Award, Postfach 10 06 16, 04006 Leipzig, Tel. 0180/ 363 66 36 (0,09 Euro/Min)

New Chance

New Chance ist ein eingetragener Verein, der den „New Chance“ Wettbewerb seit 1996 ausrichtet. Partner sind anderem die Universitäten Halle, Merseburg und Leipzig.

Der Wettbewerb für Bands aus Mitteldeutschland ist für jeden Teilnehmer eine Reminiszenz an die früheren Schuljahre. Aber eins nach dem anderen: Wie immer schicken Musikgruppen die üblichen Bewerbungsunterlagen ein. Eine Jury entscheidet sich für 15 Bands, die sich auf den Weg nach Halle an der Saale machen, um vorzuspielen. Diese Vorentscheide sind auf verschiedene Clubs der Stadt verteilt. Die Zuschauer erhalten am Eingang Stimmzettel, auf denen sie für jede Band eine Note von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend) eintragen. Diese werden am Abend, während die Musiker sich in einer Art Jugendzentrum wie im Schullandheim die Nacht um die Ohren schlagen, zusammengezählt und dividiert und zu einer Durchschnittsnote gemacht, welche am nächsten Morgen auf einem schwarzem Brett ausgehängt werden. Die beiden Klassenbesten dürfen am zweiten Tag im Finale spielen, zusammen mit zwei weiteren, die am Vortag in der Wertung einer professionellen Jury die höchsten Wertungen erhielten. Das Publikum schreibt an diesem Abend den Namen der Kapelle, die am besten gefiel, auf einen Zettel, und wer nach der Auszählung die meisten Stimmen hat, ist Klassensprecher oder Gewinner des Publikumspreises, der eine Clubtour von mindestens sechs Auftritten in den neuen Bundesländern beinhaltet.

Wer die meisten Stimmen der Jury erhält, gewinnt den Jurypreis: ein professionell produziertes Musikvideo in Zusammenarbeit mit den Medienfächern diverser Partneruniversitäten. Der New Chance e. V. vergibt auch einen Preis, nämlich die Teilnahmeberechtigung am sogenannten „Local Heroes Finale“ und weiteren vom Verein organisierten Auftritten. Dieser Wettbewerb ist sicher der familiärste Deutschlands. Musiker können sich am Veranstaltungs-Wochenende untereinander austauschen und werden vorbildlich von New Chance e.V. und seinen teilweise freiwilligen Mitarbeitern betreut. Das geht so weit, dass die Bands nicht nur keine Teilnahmegebühr zahlen müssen, sondern lediglich eine Verköstigungspauschale von sechs Euro und ihnen Fahrtkosten bis zu 100 Euro zurückerstattet werden. Auch bei diesem Wettbewerb gilt Qualität statt Quantität, was leider wieder für viele Bewerber eine Abweisung bedeutet, ohne die Möglichkeit zu haben, live ihr Können zu beweisen. Jedoch gilt grundsätzlich, Daumen hoch für New Chance. Förder- und Coachingprogramme werden beim New Chance nicht angeboten, dafür kann man durch das große Preisspektrum wertvolle Kontakt und Erfahrungen im Bandbereich sammeln.

Informationen: New Chance e.V., Stichwort Festival, Postfach 11 06 17, 06020 Halle, Tel. 0345/200 30 03, Internet: http://www.newchance.de


Berechtigterweise werden sich nach der Vorstellung der Wettbewerbe und Förderkonzepte einige fragen, wo denn die Stargeburten dieser Konzepte sind. Und fairerweise muss man antworten, dass es diese Megastars, die mancher gerne in die Fördercharakteristik hinein interpretieren möchte, nicht gibt. Allerhöchstens finden Bands und Künstler punktuelle Beachtung durch eine Radiosingle (die Band „Emil Bulls“, Emergenza Gewinner mit dem a-ha Cover „Take on me“) oder durch außergewöhnliche Events (die Band „Siamoon“, Sieger des JLTA 2001, die als einzige deutsche Band beim WWF Konzert in Südafrika auftrat).
Doch Starruhm, Plattenverträge und Karriereversprechen sind nicht das Hauptanliegen der Bandförderungen. Vielmehr sind die Organisatoren der Förderung an einem – vielleicht pathetisch formuliert – Kulturauftrag interessiert. Das bedeutet einerseits, individuell auf die Bedürfnisse der Künstler einzugehen, ihnen alle Richtungen aufzuzeigen (Plattenvertrag, Jobs in der Musikbranche, Kontaktvermittlung) und andererseits eine gesunde Entwicklung von Popularkultur und Subkultur abseits der breiten Öffentlichkeit am Leben zu erhalten und weiter zu fördern. Dazu gehören etwa die Schaffung von Auftrittsmöglichkeiten und Proberäumen. Das Ergebnis im Vergleich mit „Superstars“-Kandidaten wie Daniel Küblböck oder Alexander K. hinkt Verkaufzahlen- und Umsatzmäßig ohne Zweifel weit hinterher. Im Umkehrschluss darf man aber behaupten, dass jene Künstler der Subkultur, ob gefördert oder nicht, den „Reißbrett-Popstars“ eines voraus haben: Sie können Songs schreiben und wissen, ihre Instrumente zu bedienen. Fragen Sie mal bei den Popstars „Bro’Sis“ nach. Oder besser bei ihrem Songwriting- beziehungsweise Produzententeam.

Und wenn sich zu guter Letzt jemand wundert, wo denn das staatliche Förderengagement zu finden ist, das man Bundesregierungsseitig besonders in den Bereichen Film und E-Musik oft und selbstbeweihräuchernd propagiert, dann bleibt anzufügen: Wenden Sie sich an Kulturstaatsministerin Christine Weiss oder an den zum SPD-Popbeauftragten wider Willen bestimmten ehemaligen Ministerpräsidenten Sigmar Gabriel. Da werden Sie geholfen.

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