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Digitalisierung der Musikvermittlung: ein Saxophon spielender Personal Roboter auf dem Deutschen Stiftungstag in Nürnberg. Foto: Susanne van Loon
Digitalisierung der Musikvermittlung: ein Saxophon spielender Personal Roboter auf dem Deutschen Stiftungstag in Nürnberg. Foto: Susanne van Loon
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Digitalisierung als kulturelle Prozesse: ein Bericht vom Deutschen Stiftungstag in Nürnberg
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„Update“ und „Digitalisierung gestalten“ – unter diesen Slogans trafen sich Deutschlands Stifter beim diesjährigen Stiftungstag in Nürnberg. Mit seinem Motto hatte der Bundesverband Deutscher Stiftungen sicher nicht ans Inkrafttreten der EU Datenschutzverordnung im Mai 2018 gedacht, aber dass Digitalisierung alles, täglich und permanent verändert, wurde auch an dieser eher zufälligen Koinzidenz deutlich.

Von annähernd 200 Veranstaltungen waren aus Sicht der musikalischen Bildung nur zwei wirklich von Interesse. „Digitalisierung als kultureller Prozess“ hatte der Rat für kulturelle Bildung seine Veranstaltung genannt. Nach einem Vortrag von Professor Benjamin Jörissen von der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg zur Kulturellen Bildung in digitalen und globalen Transformationsdynamiken wurde es schnell konkret: In einem World Café stellten Mitglieder des Rats für Kulturelle Bildung Best-Practice-Projekte vor.

Etwa das Fabmobil der PWC-Stiftung, ein fahrendes, mit Digital- und Prototypentechnologie ausgestattetes Kunst- und Designlabor, das seit 2017 in der Oberlausitz in Schulen und soziokulturellen Einrichtungen unterwegs ist. (www.fabmobil.org)

Ute Welscher und Helmut Seidenbusch von der Bertelsmann Stiftung stellten ihr Praxisprojekt „Entwicklung und Produktionen eines Klassensongs“ vor. Vincent Steinl vom Forum Bildung Digitalisierung ging den Fragen zur digitalen Transformation von  Schulen nach. Ergänzend dazu präsentierten Julia Heisig und Heide Schönfeld von der Stiftung Mercator die Entwicklung digitaler Materialien zu künstlerischen Prozessen in der Schule.

Den Herausforderungen digitalisierter Zukünfte stellte sich auch der Arbeitskreis Kunst und Kultur im Bundesverband. In den Vorträgen von Chantal Eschenfelder vom Städel Museum Frankfurt am Main und Philipp Ahner von der Hochschule für Musik Trossingen wurde schnell deutlich: Die Zukünfte haben längst begonnen. Wir sind schon mittendrin.

Digitales Museum heißt bei Städel „keine Screens neben den Werken“ und „kein virtuelles Museum“. In Frankfurt legt man Wert auf Storytelling in Bild, Film, Ton und Text vor, während und nach der Ausstellung. Die digitale Kunstvermittlung am Städel Museum kann seit ihrer Einführung 2015 auf eine halbe Million Nutzer verweisen. Es gibt keine eigene digitale Abteilung im Hause, sondern das ganze Haus denkt digital, betonte Eschenfelder. Wert lege man darauf, dass das neue digitale Museum keine Einnahmequelle, kein Marketingtool und vor allem kein Ersatz für einen Besuch ist. Ziel ist vor allem die Gewinnung neuer Zielgruppen, die nicht nach herkömmlichen Kategorien wie Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren unterschieden werden, sondern diversifiziert nach Interessengruppen.

Seit Dezember 2017 existiert an der Hochschule für Musik Trossingen ein Landeszentrum „Musik-Design-Performance“. Für diese strategische Ausrichtung sind die Hochschule Furtwangen University (HFU), die Universität Konstanz, die Tongii Universität Shanghai sowie ein Netzwerk renommierter künstlerisch-medial agierender Institutionen wie das IRCAM in Paris, das ZKM in Karlsruhe und die Filmakademie BW in Ludwigsburg wichtige Partner der Trossinger Hochschule. Philipp Ahner ist als Inhaber einer der sechs neu eingerichteten Lehrstühle zuständig für Musikpädagogik und Musikdidaktik im Kontext digitaler Medien. Auf dem Podium in Nürnberg beschäftigte er sich mit dem Phänomen, dass bis heute praktisch keine großen Projekte digitaler Musikerziehung existieren. Digitalisierung und Musikerziehung stehen seiner Auffassung nach nebeneinander wie Gegenwelten. Ahner sprach von einer „Bifurkation von Technizismus und Kulturalismus“. Mittels Artefakten (das können etwa Apps auf dem Handy der Schüler sein) sucht und untersucht er in seiner Forschungsarbeit den Wandel durch Technik, der die Trennung der Sphären aufheben kann. Im Zentrum seines Vortrags und seiner Forschung standen dabei die kreative und produktive Aktivierung der Schüler durch Smartphones im Unterricht. Das ist mutig und zugleich höchste Zeit!

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