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Humorvoller Blick auf den Geschlechterkampf

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Die lustigen Weiber von Windsor in der Pasinger Fabrik
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Eine Spieloper wie „Die lustigen Weiber von Windsor“ kann sicher nur mit einem spielfreudigen und sängerisch hochkompetenten Ensemble wie in der Inszenierung der Regisseurin Julia Dippel gegeben werden.

Der Pasinger Fabrik ist es absolut überzeugend gelungen, die komisch- fantastische Oper von Otto Nicolai nach dem Drama von William Shakespeare auf die Bühne zu bringen. Wahre menschliche Abgründe zeigen sich und fast könnte man meinen, einen Blick auf die Berliner Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ geworfen zu haben. Sir John Falstaff, dargestellt von Philipp Gaiser, überschätzt seine männliche Attraktivität und möchte mit zwei verheirateten Frauen gleichzeitig anbandeln. Im Liebesrausch schreibt er beiden Damen die gleiche Liebeserklärung. Allerdings sind die beiden Empfängerinnen beste Freundinnen und schon sind wir im richtigen Leben angekommen: Die Damen tauschen sich aus, machen sich lustig über den Schwerenöter und beschließen sich zu rächen. Nastassja Nass als Frau Fluth und Alena Sautier als Frau Reich setzen ihre Stimmen effektvoll ein und setzen ihre eifersüchtigen Ehemänner, dargestellt von Tibor Brouner und Andrew Young gehörig unter Druck. Wie in der Soap kommt noch eine weitere Liebschaft hinzu. Als Frau Reichs Tochter Anna lässt Maria Helgath mit einem herrlichen Timbre voller Wärme und Intensität aufhorchen und verzückt mit ihrer Schönheit und ihrer Stimme den mittellosen Fenton, alias János Alagi. Aber auch hier versuchen die Eltern wieder einzugreifen. Herr Reich wünscht sich Junker Spärlich, der eher an einen großartig gesungenen Traumtänzer erinnert. Frau Reich träumt vom berühmten französischen Medicus Dr. Cajus, dessen Rolle mit Peter Trautwein schauspielerisch und sängerisch hervorragend besetzt ist. Das Bühnenbild pinkrot für die Damen, im Wechsel eher neutral für die Herren, die kreativen Requisiten wie Falstaff im Waschkorb oder die auf die Bühne geworfenen Dessous zeigen die schöpferische Ader von Julia Dippel. Unter der musikalischen Leitung von Andreas P. Heinzmann spielen Fagott und Flöte im Wald, das zehnköpfige Orchester läuft im letzten Akt zur Höchstform auf. Am Ende hat Anna ihre Liebe gefunden und Münchens kleinstes Opernhaus einen humorvollen Blick auf die immer noch brennende Frage des Geschlechterkampfes geworfen.

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