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Im Zeichen Europas und der Kreativen

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5. pop.forum-Branchenmeeting am 5. Juni 2004 im Musikpark Mannheim
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Bereits zum dritten Mal fand im Rahmen des pop.forum-Branchenmeeting der Popakademie der Fachkongress ZukunftPop 2004 statt. Experten aus Szene, Wirtschaft, Medien, Politik und Forschung erarbeiteten unter Ausschluss der Öffentlichkeit neue Ideen und Thesen für die Musikwirtschaft. In diesem Jahr befassten sich alle drei Arbeitsgruppen thematisch mit dem europäischen Kontext der Popkultur.

Die Ergebnisse des Fachkongresses wurden im Rahmen des pop.forum Branchenmeeting dann erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Die erste Arbeitsgruppe unter Leitung von Udo Dahmen (künstlerischer Leiter Popakademie Baden-Württemberg) und Andrea Hartmann (Popakademie Baden-Württemberg) befasste sich mit dem Thema „Der universale europäische Popmusiker – Plattform für die Popmusik“. Wie kann der europäische Musiker 2010 aussehen, lautete eine der Kernfragen, mit denen sich Gerard Boontjes (Rockakademie Tilburg), Stu Lambert (Westminster University, London), Simon Pitt (Rockschool UK) und Dr. Hans-Jörg Reiter (Staatsministerium Baden-Württemberg) befassten.

Die Kernthesen im Überblick:

  • Wir sehen Europa als unsere Zukunft und Popmusik-Ausbildung auf universitärem Level als notwendige Investition, um Popmusik als europäisches Kulturgut zu etablieren.
  • Ein zu entwickelndes europäisches Curriculum für Popmusik-Ausbildung soll auf den bereits bestehenden Curricula der einzelnen Länder und deren Einrichtungen basieren und damit auch deren Ausbildungsschwerpunkte widerspiegeln.

Welche Möglichkeiten und Wege es gibt, erfolgreiche Musikprodukte auch im europäischen Ausland zu vermarkten und bekannt zu machen beschäftigte die Teilnehmer des Panels „Die Renaissance der Kleinen in Europa: The Music lingers on...“ Unter Leitung von Jens Michow (Präsident des Bundesverbandes der Veranstaltungswirtschaft) diskutierten Gerd Gebhardt (Vorsitzender der Phono-Verbände), Matthias Holtmann (Musikchef SWR 3) und Prof. Dr. Karl-Heinz Brandenburg (Fraunhofer-Institut).

Die Kernthesen im Überblick

  • Derweil zahlreiche kleinere Labels wie SPV, Indigo, Nuclear Blast oder K7! längst international Präsent sind, betrachten viele Indies nicht die europäische Expansion, sondern die Konzentration auf verkaufsträchtige Nischen als vorrangiges Ziel.
  • Das Kernproblem sowohl der Majors als auch der Indies besteht im Raubkopieren und den illegalen Downloads. Dessen Lösung ist aktuell die vordringlichste Aufgabe der Branche.

Das dritte Panel „Man singt deutsch? Deutsche Texte und Europa?“ unter der Leitung von Theo Geißler (Chefredakteur neue musikzeitung) befasste sich mit der deutschen Sprache im Popkontext. Nach Herbert Grönemeyer, Xavier Naidoo, Blumfeld, Wir sind Helden und den Sportfreunden Stiller ist die deutsche Sprache und die Popmusik offensichtlich versöhnt. Ist ein internationaler Erfolg in deutscher Sprache in Zukunft somit denkbar und wie stark sind die derzeitigen Charterfolge in den Jugendsprachen verankert? Es arbeiteten mit: Heinz Rudolf Kunze, Pe Werner, Jannis Androutsopoulos, Edo Zanki und andere.

Die Arbeitsgruppe wurde von Theo Geißler und Klaus Harten in der Flow Methode moderiert und kam zu detaillierten Ergebnissen:

  • Die deutsche Sprache und Kultur bilden ein von Humanismus und Toleranz geprägtes Identifikationsangebot für alle in Deutschland lebenden Menschen, egal ob deutscher oder anderer Herkunft. Jenseits aller Glaubensüberzeugungen und politischen Einstellungen beschreibt dieses Angebot einen Raum, den man „offene Heimat“ nennen darf und nutzen sollte.
  • Pop-Texte sind ein Teil der Kultursprache. Sie zeigen wie ein Kompass an, wie wir uns in unserer unmittelbaren Umgebung orientieren und finden. Dieser kreative Prozess vollzieht sich seit nunmehr über drei Jahrzehnten. Die Hörer und Hörerinnen nehmen diese Entwicklung sehr bewusst wahr und an: Von großen Teilen der Medien wird sie hartnäckig ignoriert.
  • Entgegen einiger Vorurteile gibt es eine Fülle von Beispielen, die belegen, dass die deutsche Sprache melodisch und singbar sein kann; im Kontext des Weltmodells „Rockmusik“ ist sie imstande, eine eigenständige Rolle zu spielen.
  • Unser Angebot in der Ausdrucksform, die uns gemäß ist, soll auf gleicher Augenhöhe mit den internationalen Produktionen stattfinden und wahrgenommen werden.
  • Wir fordern alle Entscheider und Multiplikatoren auf, endlich öffentlich zu dem zu stehen, was sie mehrheitlich insgeheim längst zugeben: Es existiert bereits eine „inoffizielle“ Quote. Sie wird gegen die Vielfalt des hiesigen Angebots ausgelegt und eingesetzt. Also geht es darum, das Instrument „Quote“ so zu nutzen, dass deutschsprachige Rock- und Popmusik eine faire Chance hat.
  • Dem deutschen Musikexportbüro German Sounds und anderen Institutionen kann eine Schlüsselrolle bei der Vermittlung deutschsprachiger Popmusik im Ausland zuwachsen. Gerade bei unseren östlichen Nachbarn gibt es ein historisch gewachsenes Interesse nicht nur an der deutschen Wirtschaftskraft, sondern auch an der deutschen Kultur. Sobald wir in Ländern wie Polen, Tschechien oder den baltischen Staaten Resonanz erfahren, wird sich dies auch auf die Wahrnehmung unserer Angebote im westlichen Ausland auswirken.
  • Dazu müssen diese Mittler-Institutionen finanziell und inhaltlich angemessen aufgestellt sein. Hierzu gehört, dass sie jungen Rock- und Popmusikern und ihren Netzwerken internationale Begegnungen ermöglichen.
  • Deutsche Popmusik als Teil des gesamten deutschen Kulturschaffens sollte ihre Vielfalt und Attraktivität bei allen sich bietenden Gelegenheiten internationaler Events (Biennale Venedig, Midem, Filmfestspiele Berlin) unter Beweis stellen können.
  • Auch im Bildungsbereich sollte der Dialog zwischen den Kultusbehörden und den Aktiven intensiviert werden mit dem Ziel, Texte und Songs, die das Lebensgefühl von Schülern/-innen akut betreffen, zeitnah ins Curriculum der Fächer Deutsch und Musik aufzunehmen.
  • Unser Ziel ist, dass die deutsche Sprache im Zusammenhang mit Popmusik zu einer Selbstverständlichkeit wird, die nicht mehr hinterfragt und gerechtfertigt werden muss.

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