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unüberhörbar 2021/06

Untertitel
Simon Laks, Lukas Ligeti, Flute Transcriptions, David Popper
Publikationsdatum
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Simon Laks: Complete works for voice and piano. | Lukas Ligeti: That Which Has Remained…That Which Will Emerge… Of Apocalypses And Dreamscapes | Ravel, Schumann und Debussy. | David Popper: Etudes for Cello op. 76

David Popper: Etudes for Cello op. 76. Martin Rummel mit Sebastian Hartung (Violoncello). Paladino Music

Nur selten sind Etüden so schön. Ich weiß nicht, ob auch die Violoncello spielende Zunft dieser begeisterten Aussage zustimmt, doch eignen sich die Piècen von David Popper (1843–1913) nicht allein für das tägliche Training, sie können mit ihren Motiven und Figuren auch musikalisch überzeugen und bilden letztlich auch so etwas wie eine Hör-Schule für das Violoncello. Nach den Konzerten und den Suiten für zwei Violoncelli hat Martin Rummel bereits die zweite CD mit Etüden vorgelegt – technisch souverän und musikalisch hochinspiriert. In diesem Fall sind es die Großen Etüden op. 76 (1906) wie auch die als Duett angelegten leichten, melodisch-harmonischen Etüden op. 76a (1908) – ein Album auch mit pädagogischer Funktion.
Michael Kube


Flute Transcriptions: Werke von Ravel, Schumann und Debussy. Raquele Magalhães, Flöte; Marie-Josephe Jude, Klavier. NoMadMusic

Nach ihrem fulminanten Debütalbum „Patchwork“ (Schulhoff, Prokofieff, Muczynski, Enescu) überrascht uns die in Paris lebende brasilianische Flötistin Raquele Magalhães mit „Flute Transcriptions“, nun imDuo mit Marie-Josephe Jude, die einst mit einer exzellenten Einspielung von Dutilleuxs Klaviersonate bekannt wurde. Zu vollkommener Ausdruckseinheit verschmelzen die beiden, und daher sind die Transkriptionen von Geigensonaten Schumanns (Nr. 1), Debussys und Ravels (Sonate postume) mehr als zauberhaft. Samazeuilhs Übertragung des „Prélude à l’après-midi d’un faune“ könnte idiomatischer nicht dargeboten werden, und für mich repräsentiert Raquele Magalhães den Gipfel heutiger Flötenkunst.
Christoph Schlüren


Lukas Ligeti: That Which Has Remained…That Which Will Emerge… Of Apocalypses And Dreamscapes. Col legno

Stimmen alter Menschen, die sich Jiddisch singend erinnern, Stimmen junger Menschen, die sich auf Polnisch auf die Geschichte des Warschauer Ghettos im besonderen und der Juden in Osteuropa allgemein besinnen. Selbst aus jüdischer Familie stammend hat Lukas Ligeti als composer in residence im POLIN-Museum vokale Polyphonie – oft asymmetrisch gelagert – und instrumentale Elemente wie metallische Perkussion, Sounds einer Klezmer- Geige und -Klarinette simultan zu rhythmischen Patterns sowie sakralen Deklamationen arrangiert. Apokalyptische Vergangenheit und Traumlandschaften der Zukunft fügen sich in seinem komplexen Klang-Mosaik zur Hoffnung akzeptabler Differenzen.
Hans-Dieter Grünefeld


Simon Laks: Complete works for voice and piano. Ania Vegry, Sopran; Katarzyna Wasiak, Klavier; Dominique Horwitz, Sprecher. EDA Records

Warum die Werkgruppe für Stimme und Klavier als die bedeutendste gilt, die Simon Laks (1901–1983) hinterlassen hat, macht diese exemplarische Aufnahme auf eindrucksvolle Weise deutlich. Der in Warschau geborene Komponist, der die Lager Auschwitz-Birkenau und Dachau überlebte, widmet sich den durchweg erstklassigen Texten – wichtigster Autor ist Julian Tuwim – mit einem Einfühlungs- und Ausdrucksvermögen, das in jedem Lied aufs Neue fesselt. Mit faszinierender Selbstverständlichkeit balanciert Laks auf einem Grat zwischen chansonhafter Leichtigkeit – der Stil der Groupe des Six scheint durch – und kompromissloser Expressivität. Zum Ereignis werden diese Lieder dadadurch, dass die wunderbare Ania Vergy diese Gratwanderung mit größter Selbstverständlichkeit und sängerischer Finesse meistert. Man könnte ihr stundenlang zuhören. Mit Katarzyna Wasiak ist auch der Klavierpart herausragend besetzt, prominente Unterstützung erhält das auch in den Begleitheften vorbildliche Projekt mit Dominique Horwitz, der das düster-sarkastische Melodram „Le Général“ fesselnd gestaltet.
Juan Martin Koch

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