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Foto: Jugend musiziert
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Jugend musiziert – eine Lebensaufgabe

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Der Geiger, Musik- und Hochschulleiter, Kulturpolitiker und Verbandschef Reinhart von Gutzeit wird 70
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Schon als 18-Jähriger „durfte“ Reinhart von Gutzeit (geb. am 18. Februar 1947) an seiner Ur-Musikschule in Meerbusch Geige unterrichten. Immerhin hat die renommierte Geigerin Petra Müllejans vom Freiburger Barockorchester damals ihre ersten Schritte in seiner Klasse gemacht. Auch sein Schulmusik- und Germanistikstudium brachten ihn nicht von der Musikschule-Straße ab.

1974 wurde ihm die Leitung der Musikschule Rheinbach übertragen, fünf Jahre später die der großen und angesehenen Musikschule Bochum. Sechzehn Jahre dauerte diese Ära, in der er durch wegweisende Impulse zur Weiterentwicklung der Bildungsinstitution Musikschule – mir immer noch unvergessen, seine Rede in Aachen über Musikschulen als Brückenbauer – zum größten Hoffnungsträger des VdM wurde, der ihn dann 1990 zu seinem Bundesvorsitzenden wählte.

Da konnte es nicht lange dauern, bis ihm auch die Leitung der Wettbewerbe Jugend musiziert übertragen wurde. Sein auf Respekt vor der Leistung anderer genauso wie auf intuitivem und gleichzeitig analytischem Erkennen von Strukturen und Zusammenhängen aufbauender Gestaltungswille prädestinierten ihn, nach der „Wende“ sowohl die Musikschulen als auch die Jugendmusikwettbewerbe beider deutschen Staaten zusammenzuführen. Beide „Ehen“ haben mittlerweile ihre Silberhochzeiten hinter sich und gehören zu den guten Beispielen gelungener Wiedervereinigung.

Dass Reinhart von Gutzeit 1995 die Herausforderung annahm, die Leitung des Bruckner-Konservatoriums im oberösterreichischen Linz zu übernehmen, mussten die Musikschulen in Deutschland erst einmal schlucken! Aber bald zeigte sich, dass der zum Abschied mit dem „Ehrenvorsitz“ ausgezeichnete Fremdgänger dem VdM tief verbunden blieb. Als ein schönes und immer noch quicklebendiges Beispiel dafür mag der Medienpreis „Leopold“ gelten. Die Verleihung der Preise, die alle zwei Jahre im WDR stattfindet, ist mittlerweile durch die liebevolle, kurzweilige, witzige und nachdenkliche Präsentation durch RvG – mittlerweile kongenial von Barbara Haack unterstützt – zu einer eigenen Kunstform geworden. Was er sich und uns – ob in Musikschule- oder Musikhochschulverantwortung – in Linz und als Rektor im musikalischen „Olymp“, dem Mozarteum Salzburg, eindrucksvoll bewiesen hat, ist, dass es möglich ist, Kunst, Pädagogik und Wissenschaft Plätze auf gleich hohen Säulen,  sich gegenseitig achtend und befruchtend, anzuweisen. Dass ihm dies hier wie dort gelungen ist, nötigt selbst eingeübten Österreich-Verstehern größten Respekt ab!

Möglich war dies nur durch seinen Qualitätsinstinkt als Musiker, als Pädagoge, als Analytiker und als Netzwerker, der auch heute noch echte und unverkrampfte Autorität ausstrahlt. Dieses Wesensmerkmal ist auch Lebenselixier für die Wettbewerbe Jugend musiziert, die er mehr als 25 Jahre lang verantwortlich steuert. Unter dem Schirm des Deutschen Musikrats spielt sich JuMu in einem höchst komplexen Kraftfeld ab, das sich gegenseitig vorzüglich lähmen oder aber höchste Energie freisetzen kann. RvG schaffte und ermöglichte von Anfang an die maximale Beteiligungs- und Begeisterungsquote.

Wie gut, dass es bei JuMu keine Sieger und Besiegte mehr gibt, dass Preisträger nicht mehr Konkurrenten sind, dass gemeinsames Musizieren auf höchstem Niveau nicht zum Feind exzellenten Solospiels wurde, dass die Balance zwischen kulturellem Erbe und kultureller Vielfalt immer wieder gelingt.

Wie gut, dass sich die Interpretation eines Baglama-Werkes, eines Mendelssohn-Oktetts, einer Beethoven-Sonate, einer Akkordeon-Improvisation und noch viel mehr an gemeinsam akzeptierten Qualitätsstandards messen lassen, die Jahr für Jahr durch die Jurys auf Regional-, Landes- und Bundesebene überprüft werden.

Und wie gut, dass Jugend musiziert weiterhin und mit immer noch steigender Tendenz von öffentlicher und privater Förderung getragen wird (...was nicht davon zu trennen ist, dass RvG über die Seele des Wettbewerbs immer wieder mit einer unendlichen Fülle an Bildern, Bezügen, Erfahrungen so feinsinnig, treffend und humorvoll zu sprechen weiß)!

Im Namen der JuMu-Wertegemeinschaft: Dank und herzlichen Glückwunsch!

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