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Keine Scheu vor unangenehmen Tonarten

Untertitel
Eine stilistisch vielgestaltige und technisch sehr anspruchsvolle Klarinettenschule
Publikationsdatum
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Lajos Dudas: Klarinettenschule, Teil II. Budapest 1995 (Music Trade), Vertrieb: Grahl & Nicklas, Frankfurt a.M., 26 Mark.In Ausgabe 6/1996 stellten wir den ersten Band der Klarinettenschule von Lajos Dudas vor. Der in Ungarn geborene und dort auch ausgebildete Musiker und Musikpädagoge lebt seit 1972 in Deutschland und unterrichtet vorwiegend an der Musikschule Neuss. Bekannt wurde er durch zahlreiche Konzerte und Studioarbeit; mehr als ein Dutzend Platten bzw. CDs hat er mittlerweile eingespielt. Da Dudas in allen Stilen zu Hause ist – und sie als gleichwertig resp. gleichberechtigt ansieht – stellte er bereits in Band I seiner Schule Stücke verschiedener Genres nebeneinander, jeweils sorgfältig dem gerade erreichten technischen Standard des Schülers angemessen. Der zweite Band ist eine Fortsetzung auf gehobenem technisch-musikalischem Niveau und zum Gebrauch en suite gedacht (er enthält kein Vorwort und geht in der Zählung der Stücke weiter). Der Autor behält das Tonartenschema bei: + 1# bzw. 1b, also links/rechts im Quintenzirkel mit den jeweiligen Mollparallelen. Stilistisch wird ein ebenso weiter Bereich wie im Anfangsband überdeckt: Klassik, Jazz, Folklore, Klezmer und Moderne sollen den Lernenden aufgeschlossen machen und anregen, die der Klarinette immanente Vielfalt zu entdecken – festlegen (wenn es denn sein soll) kann der Schüler sich später immer noch. Technisch muß man z.T. ganz schön hinlangen und aufpassen, bei Griffkombinationen ebenso wie beim Zählen. Dudas erspart dem Lernenden nichts und versucht auch gar nicht erst, mit irgendwelchen „Zuckerln“ schwierige Stellen oder solide Skalen-, Stufen- und Arpeggienübungen zu umgehen. Ein gestandener Musiker (und auch ein angehender) kommt halt ohne diese essentiellen Dinge nicht aus. Wer nach der Dudas-Schule lernt, wird später keine Scheu vor sogenannten „unangenehmen“ Tonarten oder Metren haben. In 61 Übungen und Stücken wird der Schüler zur sicheren Beherrschung der Tonarten bis drei Vorzeichen geführt. Etwa ein Drittel der Titel sind Duette, die (z.B. Nr. 140 „West Coast“ und 142 „Benny“) ob der raffinierten Stimmführung ziemlich anspruchsvoll sind, gleichzeitig aber viel Spaß machen. Der Autor verzichtet in beiden Bänden auf Hinweise zu Mundstücken, Blättern, Ansatz und sonstiges Umfeld, da sein Werk ausdrücklich die Erarbeitung mit einem Lehrer vorsieht. Der Tonumfang geht bis es3, weiter sind die Griffe auch in den Tabellen nicht eingetragen. In diejenige für Boehmklarinette könnten die Griffe für fis1 mit dem rechten Trillergriff und b1 ebenfalls mit dem 2. Triller aufgenommen werden. D3 und dis3 (letzteres mit f-fis-Trillergriff) mögen auf einigen Boehmklarinetten auch ohne as/es-Klappe mit R.H.4 stimmen; man sollte jedoch in der Schule auf deren alternativen Einsatz hinweisen. Die Tabelle für deutsche Griffweise gibt den Kreuzgriff von c3 auch für f1 an, der (leider) nicht verwendet werden kann, von Spezialmechaniken abgesehen, die z.B. von F. A. Uebel gebaut wurden. Von cis3 fehlt der kurze (Triller-)Griff, der bei vielen Klarinetten auch ohne Duodezimverbindung recht gut stimmt. Letztlich fehlt ein Hinweis auf den so praktischen h-cis-Triller, der selbst eingefleischte Boehmbläser neidisch macht. Aufgelockert wird die Schule durch Fotos von Klarinettisten sowie Klarinetten und ihren Bestandteilen. Man kann die beiden Bände der Schule von Lajos Dudas jedem Klarinettenlehrer empfehlen, vor allem denjenigen, die heranwachsende oder erwachsene Anfänger bzw. Fortgeschrittene unterrichten. Mit der im zweiten Band erworbenen Technik und Stilkenntnis ist die Beschäftigung mit einschlägigen Werken diverser Musikbereiche gut möglich. Da auch Transponieren geübt wird, kann und sollte der Lernende mitspielen, wo immer sich eine Gelegenheit ergibt, auch wenn keine speziellen Klarinettenstimmen vorhanden sind – gut vorbereitet ist er ja.

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