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Königskinder und Theresienstadt

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Dokumente zu Elsa Bernstein-Porges und Humperdinck
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Eva Humperdinck Sr. M. Evamaris: Engelbert Humperdinck in seinen persönlichen Beziehungen zu Richard Wagner, Cosima Wagner, Siegfried Wagner, dargestellt am Briefwechsel und anderen Aufzeichnungen. Bd. II: 1897–1904; Bd. III: 1905–1921, Görres Verlag, Koblenz 1997, 427 Seiten und 1999, 356 Seiten

Eva Humperdinck Sr. M. Evamaris: Engelbert Humperdinck in seinen persönlichen Beziehungen zu Richard Wagner, Cosima Wagner, Siegfried Wagner, dargestellt am Briefwechsel und anderen Aufzeichnungen. Bd. II: 1897–1904; Bd. III: 1905–1921, Görres Verlag, Koblenz 1997, 427 Seiten und 1999, 356 SeitenElsa Bernstein-Porges: Das Leben als Drama. Erinnerungen an Theresienstadt, hrsg. von Rita Bake und Birgit Kiupel, Edition Ebersbach, Dortmund 1999, 190 Seiten

Ein Märchen, das im 20. Jahrhundert von zahlreichen Experten als die Kunstmärchen-Oper par excellence angesehen wird, sind „Die Königskinder“ von der Dichterin Elsa Bernstein-Porges (1866–1949), in der Vertonung von Engelbert Humperdinck. Die jüdische Dichterin erzählt darin – unter dem Pseudonym Ernst Rosmer – die Geschichte zweier sozial extrem unterschiedlich angesiedelter Liebender, denen nur gesellschaftliche Außenseiter und Kinder den Rang eines geistigen Königtums einräumen.

Das 1897 am Münchner Hoftheater als Melodram und 1910 an der Metropolitan Opera als durchkomponierte Oper uraufgeführte „Königskinder“-Märchen war für eine Reihe von Komponisten im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts Vorbild und Anreiz. Besondere Popularität unter den Metaopern zu den „Königskindern“ erlangte Franz Schrekers „Der Schatzgräber“, die zehn Jahre später, 1920 in Frankfurt am Main, ihre Uraufführung erlebte.

In ihren Briefen an Engelbert Humperdinck, die in der dreibändigen Ausgabe, herausgegeben von der Humperdinck-Tochter, erstmals erschienen sind, polemisierte Cosima heftig gegen die Dichterin. Zurückzuführen schien dies auf Cosimas unbeugsamen Antisemitismus.
Wie erst jetzt durch eine Publikation bekannt wurde, war die Wurzel von Cosimas Bosheit darüber hinaus familiärer Art. Denn die begabte Dichterin war ihre Nichte. Elsa Bernsteins Vater war der von Richard Wagner zärtlich geliebte Münchner Liszt-Schüler Heinrich Porges, was für Cosimas Eifersucht und ihr erfolgreiches Bestreben in der Zerstörung von Richard Wagners Männerfreundschaften – etwa seiner Beziehung zu Peter Cornelius – allein schon Grund genug gewesen wäre. Aber Heinrich Porges war nicht nur Liszts Schüler, sondern sein illegitimer Sohn und Cosimas Halbbruder!

Die mit dem jüdischen Münchner Arzt Bernstein verheiratete Dichterin wurde, wie auch ihre Schwester, ins KZ Theresienstadt eingeliefert. Auf Intervention Winifred Wagners, die ihren Duzfreund Hitler wohl über die wirklichen Familienhintergründe aufgeklärt hat, überlebte Elsa Bernstein-Porges das KZ, nicht jedoch ihre Schwester Gabriele, eine weitere Liszt-Enkelin.

Das in jeder Phase höchst spannende Leben von Elsa Bernstein-Porges ist nachzulesen in ihren Memoiren „Das Leben als Drama“, das, herausgegeben von Rita Bake und Birgit Kiupel mit dem Zusatz „Erinnerungen an Theresienstadt“ erstmals veröffentlicht wurde. Über 130 Seiten in dem 190 Seiten umfassenden Büchlein sind die Erstveröffentlichung des von den Nachkommen der Dichterin verwahrten, auf einer Blindenschreibmaschine verfertigten Typoskripts.

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