Hauptrubrik
Banner Full-Size

Kultur ist das Gegenteil von Erstarrung

Untertitel
Zum Beitrag „Ästhetische Tauchgänge“ von Martin Hufner, nmz 7/8-02, S. 3
Publikationsdatum
Body

Inhalt und Tendenz des nmz-Beitrags von Martin Hufner zum Thema „Krise der Radio-Kultur“ in der Ausgabe Juli/August gehen an der Hörerresonanz, am Programmauftrag von Bayern2-Radio, seinem täglichen Angebot und an unserer Arbeit für eine verbesserte Programmstruktur vorbei.

Inhalt und Tendenz des nmz-Beitrags von Martin Hufner zum Thema „Krise der Radio-Kultur“ in der Ausgabe Juli/August gehen an der Hörerresonanz, am Programmauftrag von Bayern2-Radio, seinem täglichen Angebot und an unserer Arbeit für eine verbesserte Programmstruktur vorbei. Die Befürchtung, eine Optimierung der Programmstruktur von Bayern2-Radio bedeute eine Zusammenlegung mit dem Programm Bayern 4 Klassik, ist absurd. Sie entspricht weder einem Auftrag des Hörfunkdirektors Johannes Grotzky noch der Programmstruktur-Planung der von ihm eingesetzten Arbeitsgruppe „Bayern2Radio-Reform“, der ich angehöre.

Eine „Krise der Radio-Kultur“ mag für den Bayerischen Rundfunk und für die Kulturprogramme der ARD zwar herbeigeschwätzt werden, die These entspricht aber nicht unseren Erfahrungen und schon gar nicht unserer Programmarbeit.

Projekte wie unser Feiertagsprogramm „Radiorevue“ als hochkarätiges Radioprogramm zwischen Weihnachten und dem 6. Januar, die auf sechs Wochen pro Jahr befristete flexible Programmstruktur des Bayern2-Sommerradios, das mehr als 20 Sendestunden umfassende Programm der von der Abteilung Hörspiel und Medienkunst initiierten und realisierten internationalen Medienkunst-Biennale intermedium 2 – in Kooperation mit internationalen Partnern, zahlreichen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der ARD, dem ORF und drs, dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe (ZKM), dem Schauspiel Frankfurt und internationalen Partnerorganisationen in diesem Jahr – die Auslobung eines erstmals in diesem Jahr verliehenen intermedium-Preises durch den Bayerischen Rundfunk, die intermediale Zusammenarbeit bei Hörspielprojekten, bei bi-und trimedialen Regelsendungen anderer Hauptabteilungen des Bayerischen Rundfunks widerlegen die Klage des Autors über eine Krise der Radio-Kultur.

Das Internet wird längst in unsere Programmarbeit einbezogen. BR-online ergänzt geradezu vorbildlich – seit kurzem auch über ein neues Hörspielportal – Anspruch und Inhalt des Programms Bayern2Radio.

Bayern2Radio, von seinen Hörerinnen und Hörern durchaus als „Kultradio“ geschätzt, muss sich gleichwohl ständig darum bemühen, als Alternativprogramm zu anderen Programmen bei den Kulturinteressierten attraktiv und deshalb stets innovativ zu bleiben und ein jüngeres Publikum zu erreichen. Die Balance zwischen Tradition und Innovation bestimmt als Prinzip die Arbeit von mehr als 30 Redaktionen, die täglich ein Programm gestalten, das zu den anerkannten gehobenen Programmen in Mitteleuropa zählt. In den letzten Jahren hat der Bayerische Rundfunk für Kultur und Dokumentation, für Aktualität und künstlerische Produktionen stets mehr investiert, als es der nmz-Bericht vermuten lässt. Trotz relativ stabiler Quoten für Bayern2Radio ist aber nicht zu übersehen, dass wir einige Probleme mit einer Überarbeitung unserer Programmstruktur lösen müssen: Die Hörer werden älter, die Nutzerzahlen sind leicht rückläufig, die Kosten steigen. Also können die Programmstruktur von Bayern2Radio, seine organisatorische Infrastruktur, sein Programmprofil und seine akustische Anmutung nicht auf der Erfahrungsbasis der 50er- und 60er-Jahre festgeschrieben werden. Alles ist in Bewegung – und Kultur ist das Gegenteil von Erstarrung.

Wir arbeiten deshalb intensiv an einer Optimierung unseres Programms: Mehr Hintergrund, mehr Themenaktualität, häufigere Wiederholungssendungen für jene Hörerinnen und Hörer, die uns tagsüber nicht einschalten können, mehr Flexibilität im Programm und zugleich eine bessere Präsenz aufwändiger künstlerischer, dokumentarischer und aktueller Produktionen über die Regelsendezeiten hinaus. Dazu: Mehr Kooperation zwischen den Redaktionen, eine bessere Vernetzung von Fachkompetenz und Fachleuten über engere Ressortgrenzen hinaus.
Deutschland verfügt im internationalen Vergleich über die besten Kultur- und Vollprogramme im Hörfunk der ARD. Bayern2Radio hält einen Spitzenplatz unter ihnen seit Jahren inne. Das Vorurteil, jede Programmreform stärke populistische und generalistische Tendenzen, fördere sogar eine Demontage anspruchsvoller Kultur- und Informationsinhalte zugunsten von „easy listening“, ist falsch und deshalb auch ärgerlich.

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!