Hauptbild
Peter Hanser-Strecker. Foto: Schott Music
Peter Hanser-Strecker. Foto: Schott Music
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Mahner, Macher und Musikverleger

Untertitel
Der Mainzer Verleger Peter Hanser-Strecker wird achtzig
Publikationsdatum
Body

Erst vor zwei Jahren knallten in Mainz die Sektkorken – wenn auch gedämpft und im kleinen Kreis aufgrund der Coronapandemiebeschränkungen und der sich abzeichnenden Krise des Musikgeschäfts: Der Mainzer Schott Verlag konnte sein 250. Jubiläum feiern. Gründer war Bernhard Schott im Jahre 1770, dem Geburtsjahr Ludwig van Beethovens. Neben dessen 9. Sinfonie wurden das gesamte kompositorische Werk von Richard Wagner und etliche Werke von W.A. Mozart bei Schott verlegt. Das Engagement des Verlags für die Musik der Gegenwart auch nur annähernd zu skizzieren, würde den Rahmen dieser Geburtstagswürdigung sprengen.

Der derzeitige Chef des Hauses, Peter Hanser-Strecker, der in München und Mainz Musikwissenschaft und Jura studiert hatte, stand in einer großen Traditionslinie, als er 1968 im Alter von 26 Jahren als Leiter der Rechtstabteilung in den Verlag seines Großvaters eintrat. Erst wenige Monate zuvor hatte Peter Hanser-Strecker über das Thema „Das Plagiat in der Musik“ promoviert und auch seine Studien in den USA und in Lausanne am renommierten IMEDE-Institut beendet. Seit 54 Jahren ist er inzwischen in leitenden Positionen im Schott Verlag tätig, bis heute als Vorsitzender der Geschäftsleitung. Am 14. Juli kann der 1942 in Mannheim geborene Verleger seinen 80. Geburtstag feiern, dieses Mal hoffentlich unter deutlich weniger Corona-Beschränkungen. Hanser-Strecker blickt auf eine Zeit zurück, in der sich die Arbeit eines Musikverlages stärker verändert hat als in den zwei Jahrhunderten davor. Die Hauptherausforderung liegt heute in der Digitalisierung des gesamten Verlags- und Musikgeschäfts. Hier mussten der Mainzer Verlag und die gesamte Branche einen immensen Werteverfall konstatieren, Stichwort „Streaming“. Dennoch ist das Kerngeschäft, das sogenannte Papiergeschäft bis heute eine solide Basis des Verlags. „Solange Musik aufgeführt wird“, so Hanser-Strecker, „muss es auch Noten dazu geben. Insofern war das Notengeschäft von Anfang an der wichtigste Teil unserer Tätigkeit. Das ist selbstverständlich auch heute noch so. Nach wie vor ist die Herstellung von Aufführungsmaterial eine aufwändige Angelegenheit, auch wenn es längst den Computer-Notensatz gibt. In Zukunft werden die Noten immer häufiger für die Wiedergabe auf dem Bildschirm konfiguriert. Hier eröffnen sich neue Absatzwege und Benutzervorteile.“

Hanser-Strecker, der sich zeitlebens in zahllosen Ehrenämtern für die Sache der Musik einsetzte, bleibt aber auch ein Mahner in einer noch nicht endgültig versteppten Musiklandschaft: „Zurzeit scheint alles darauf hinauszulaufen, dass sich die wirtschaftliche Situation für die Kreativen immer weiter verschlechtert. Ich hoffe, dass die gegenwärtige Situation zu einem Umdenken führt und die potentielle Vielfalt gegenüber der Einfalt siegt.“

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!