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Melodische Floskeln mit Niveau

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Neue Stücke für Mallets – pädagogisch und konzertant
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Die Malletinstrumente Xylophon, Marimbaphon, Vibraphon und Glockenspiel sind nach den Schlägeln benannt, mit denen sie gespielt werden. Mallets haben einen dünnen Stiel, auf den ein mehr oder weniger großer Schlägelkopf montiert ist. Der Kern des Kopfes ist zum Beispiel aus Hartgummi, der – nach Bedarf – mit Garn oder Wolle umwickelt wird. Die Geschichte dieser Instrumente und ihrer Spieltechnik ist noch relativ jung. Aus diesem Grund gab es bis vor etwa 15 Jahren nur wenig solistische Literatur. Die Suche nach neuen interessanten Klängen hat dazu geführt, daß in der letzten Zeit mehr und mehr Komponisten Stücke für Malletinstrumente schreiben. Die folgenden vier Neupublikationen dokumentieren diese Entwicklung. Klaus Hashagen: Mallon „Mallon“ von Klaus Hashagen ist eine Etüde für die drei Malletinstrumente Glockenspiel, Vibraphon und Marimbaphon, die von einem Spieler zu spielen sind. Das etwa sieben Minuten lange Stück präsentiert verschiedene musikalische Gesten, wie Ton- und Akkordrepetitionen, Akkordbrechungen, melodische Floskeln, Glissandi und so weiter... „Mallon“ hat einen ansprechenden musikalischen Gestus, auch wenn mir der Anfang und das Ende der Komposition etwas schematisch erscheinen. Das Stück schließt eine Marktlücke, indem es dem jungen Schlagzeuger ermöglicht, das gleichzeitige Spiel verschiedener Malletinstrumente auf technisch relativ einfachem Niveau zu erlernen. Wessela Kostova, Mark Andreas Gie-secke: Compendium of 4 Mallet-Techniques Wessela Kostova und Mark Andreas Giesecke legen mit dem „Compendium“ ein überaus nützliches Schulwerk zum Erlernen der Vier-Schlägel-Technik vor. In Teil I werden die verschiedenen Arten erklärt, vier Schlägel zu halten. Danach folgt ein längerer Teil II mit Übungen, der dem Spieler solide Grundlagen vermittelt. Teil III enthält kurze Etüden für das Marimbaphon. Der Teil IV behandelt spezielle Spieltechniken auf dem Vibraphon. Selbst für mich als Malletspezialisten ist dies eine sehr interessante Auflistung der Möglichkeiten auf diesem Instrument, wobei sich einige der Techniken auch auf andere Percussion-Instrumente übertragen lassen. Im letzten Teil V präsentiert Giesecke sechs kurze Etüden auf dem Vibraphon, die – wie schon in Teil III – dem Spieler ermöglichen, die erlernten Techniken in musikalischem Zusammenhang anzuwenden. Somit ist dieses Schulwerk eine gelungene Kombination aus technisch-manueller Anleitung zum Spiel mit vier Schlägeln und musikalischer Anwendung auf dem Instrument. Emmanuel Séjourné: 5 Pièces pour Marimba Solo In den ersten drei Soli überträgt Séjourné klangliche und stilistische Eigenschaften afrikanischer Instrumente auf das moderne Marimbaphon. Im „Balafon“ verwendet er sehr effektvoll das Spiel am Knotenpunkt der Platten, wo die Schnur verläuft. Damit erzielt er einen Klang, der sich durch viel Anschlagsgeräusch und relativ wenig Grundton auszeichnet. „Ambira“, das zweite Stück, schließt musikalisch direkt an „Balafon“ an. Hier verwendet der Komponist das Spiel mit der Fingerkuppe und dem Fingernagel. Typisch afrikanische Rhythmen spielen in diesem Solo eine wichtige Rolle. In „Akadinda“ kommt der Autor fast ohne Spezialeffekte aus. Das Stück mit seiner einfachen melodischen Motivik birgt aber rhythmische Probleme. Hier ist die Unabhängigkeit der beiden Hände – mit vier Schlägeln – gefragt. Das vierte Solo, „Generalife“, erinnert mit seinen durchgehenden akzentuierten Sechzehnteln an Rockmusik, während das fünfte Stück, „Prétexte“, ein Swing-Solo ist, in dem Big-Band-typische Akkorde genauso vorkommen wie eine Baßfigur in Viertelnoten – walking bass genannt. Insgesamt stellen die Soli eine zeitgemäße, interessante Bereicherung des Marimba-Repertoires dar. Bertold Hummel: Marumbana für Marimbaphon solo Das Werk – für den brasilianischen Komponisten und Solisten Ney Rosanro geschrieben – besteht aus drei kontrastierenden Sätzen. „Fließend ist ein Perpetuum mobile mit schneller ununterbrochener Achtelbewegung. Taktwechsel, Dynamik und Akzente spielen dabei eine wichtige Rolle. „Pochend“ basiert auf der Wiederholung eines Sekundintervalls (Eb-F), die sich – mit einer Unterbrechung – durch das ganze Stück zieht. Dieses Ostinato wird durch verschiedene kurze melodische Einwürfe umspielt. „Stockend“ verbindet beide Elemente. Hier werden Sekundintervalle in verschiedenen Tonlagen und rhythmischen Varianten verarbeitet. Außerdem erweitert der Komponist die Motivik um einen Choral, der mit vier Schlägen gewirbelt wird. „Marimbana“ ist ein abwechslungsreiches Konzertstück, das keine übertrieben hohe Anforderungen stellt.

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