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Melodische Schwermut und Gefühlsinnigkeit

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Matinee zum 200. Geburtstag von Richard Wagner im Künstlerhof
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Kurz vor dem Ende des Wagnerjahres 2013 fand im Künstlerhof am Ludwigsplatz eine hochkarätige Matinee mit Vertonungen des Jubilars, aber auch mit Liedern von Beet-hoven und Mahler statt. Diese erste Matinee war der Auftakt zu weiteren Konzerten, die im nächsten Jahr folgen sollen. Ins Leben gerufen hatte das Konzert der TKV Südostbayern. Die Lieder sang Bass-Bariton Thomas Hamberger, der von Professor Dieter Lallinger am Klavier begleitet wurde. Durch das Programm führte Rainer W. Janka.

In den Liedern „An die ferne Geliebte op. 98“ sei Beethoven romantischer als die Romantiker. Tatsächlich erinnerte der schwärmerisch-sehnsuchtsvolle Charakter der Lieder unschwer an Schubert. Thomas Hamberger sang nicht nur das festlich-erhabene „Auf dem Hügel sitz ich spähend“, sondern auch das melancholische „Wo die Berge so blau“ mit herb-verschattetem, ausdrucksvollen Timbre und einer präzisen Intonation. Dieter Lallinger am Klavier rief behutsam begleitend Bilder voller Innigkeit und Wehmut hervor, die mal dramatisch effektvoll, mal zart und verhalten waren, deren Leuchtkraft und Farbigkeit die Hörer beglückte. Dass Wagner in der Dämmerstunde seiner großen Liebe Mathilde von Wesendonck Lieder vorgespielt hat, die er eigens für sie komponierte, wäre ja eigentlich nicht der Rede wert gewesen. Zugegen waren damals pikanterweise aber auch Wagners noch angetraute Frau Minna und Cosima, die der Komponist später ehelichte. Als Studien – nach Vorbildern für Tristan – eigentlich für eine Frauenstimme komponiert, sang Hamberger die Lieder mit poetischer Ausdruckskraft und schuf elegische Stimmungen, die von Lallingers düsteren Akkorden noch klangmächtig gesteigert wurden.
Herrlich webte und wogte, flutete und perlte Wagners Siegfried-Idyll, dessen raffinierten melodischen Zauber Lallinger mit seidig-weichem Anschlag gestaltete. Das Werk war für Nietzsche, so Janka, „heiter und tief wie ein Nachmittag im Oktober.“
Gustav Mahlers „Lieder eines fahrenden Gesellen“ bildeten den Abschluss des Konzertes. Die vier Lieder, in denen Mahler eine tragische Liebe verarbeitete, sind erfüllt von Dissonanzen, Schwermut und Gefühlsinnigkeit. Auch in diesem Liederzyklus zeigte sich, dass Sänger und Pianist hervorragend miteinander harmonierten. Unter die Haut im wahrsten Sinn des Wortes ging „Ich hab ein glühend Messer“, das Hamberger mit unerbittlicher Schärfe zu Gehör brachte. Nach dem anhaltenden Applaus des Publikums gab es noch zwei Zugaben, das fröhliche „Rhein-Legendchen“ von Mahler und Beethovens Lied „Der Kuss“.
 

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