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Von Händel bis Debussy ließen sich zahlreiche Künstler vom Naturthema Wasser inspirieren. Im Zeitalter der Postmoderne wird das feuchte Motiv selbst zum Material. Das ZKM zum Beispiel bietet musikalische Körperselbsterfahrung im umgewandelten BioAdaptor nach Psycho-Pionier Oswald Wiener. Zum Konzerthappening empfiehlt es sich Badehose, Duschdas und Handtuch mitzubringen: Eine geschlagene Stunde schwebt man im Salzwasser, abgeschnitten von jeglichen äußeren Einflüssen. Aus den Geräuschen von Herzschlag und Geplätscher entwick-eln die Musiker Fennesz, Rantasa und Zeitblom individuelle Klangbänder, die dem Schwimmer dann während der Sitzung zugespielt werden. Das Klangergebnis bekommt er anschließend auf CD mit nach Hause.

Wem diese Rückkehr in den Uterus zu tiefenpsychologisch anmutet, der kann sich dem Thema Wassermusik zum Beispiel im St. Pöltener Klangturm auf andere Weise nähern. Dort räkeln sich die Zuhörer in Klangsesseln oder begehen verschiedene Wasser/Klang-Installationen. Den absoluten Höhepunkt des Wet-Sound-Fiebers stellt das Thüringer EXPO-Projekt "Liquid Sound Club" in Bad Sulza dar. Die dort entwickelte Klangtechnik ermöglicht es, unter Wasser Musik zu hören. Dazu müssen die Badegäste nicht einmal untertauchen, sondern können sich einfach auf dem Solewasser treiben lassen. Findige Event-Manager dachten sich, wenn die Besucher während der heißen Sommerzeit nicht in den Konzertsaal kommen, dann muss die Kunst eben selbst baden gehen. Was sie dann wohl auch tut. Demnächst sollen in Bad Sulza Meisterkurse in Tiefseetrompete und Unterwasserhorn gegeben werden. Das Sinken mehrerer Konzertflügel im Nichtschwimmerbereich des Freibades schätzen Experten nicht als ernsthafte Gefährdung für zukünftige Liquid-Sound-Projekte ein. Laut Angaben des Klavierherstellers wurden die Schwimmtanks des Instruments nicht sachgemäß geflutet. Probleme bereiten noch Fragen der Sicherheit: genügt das Freischwimmerabzeichen oder muss jeder Konzertbesucher den Fahrtenschwimmer machen? Dass an der Musikhochschule Hannover bereits über ein Aufbaustudium "Baywatch" (speziell für den Popularmusikbereich) nachgedacht wird, wurde von offizieller Seite noch nicht bestätigt.

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