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Nachrichten: Musikwirtschaft und Musikleben

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Sanierung über Insolvenzverfahren: Neue Chance für Instrumentenhersteller Schreiber & Keilwerth *** Neues Marktsegement: Musikverlage auf der Leipziger Buchmesse *** Tim Renner fordert Kulturflatrate *** Albtraum Elbphilharmonie *** Männerchorsätze von Brahms entdeckt *** Einmaliger Einblick in J.S. Bachs Werkstatt *** Neuer Wechsel bei EMI *** School-Jam Finale

Sanierung über Insolvenzverfahren
Neue Chance für Instrumentenhersteller Schreiber & Keilwerth

Der Instrumentenbauer Schreiber & Keilwerth Musikinstrumente GmbH mit Sitz im hessischen Nauheim steht vor einem Neuanfang. Das Traditionsunternehmen mit über 80-jähriger Erfahrung im Bau von Holzblasinstrumenten strebt eine Sanierung über ein Insolvenzverfahren an. Geschäftsführer Armin Eckert hat dazu am 12. März beim Amtsgericht in Darmstadt Antrag auf Eröffnung eines Insolvenz­verfahrens gestellt. Daraufhin wurde der Sanierungsexperte Tobias Hoefer von der Mannheimer Kanzlei Hack Hoefer zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.

„Produktion und Vermarktung gehen in vollem Umfang weiter. Wir sehen nach ersten Analysen gute Chancen für eine dauerhafte Fortführung und haben bereits mit der Investorensuche begonnen“, ließen Eckert und Hoefer mitteilen. Als Grund für den Insolvenzantrag sieht die Geschäftsleitung die Auswirkungen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Finanzierungsmöglichkeiten des Unternehmens. „Die Finanzierung unserer Firma erfolgte über eine Bank, die seit der Finanzkrise den so genannten ,Bad Banks‘ zugeordnet wurde“, so Geschäftsführer Armin Eckert. „Daraus haben sich in den vergangenen Monaten mehrere Probleme ergeben. Zu den Charakteristika einer ,Bad Bank‘ gehört es unter anderem, das eigene Risiko zu minimieren. Als Folge dessen hat die Bank in den vergangenen Monaten zunehmend unsere Liquidität eingeschränkt, wodurch am Ende ein sinnvolles Weiterarbeiten im Unternehmen nicht mehr gegeben war. Die branchenüblichen, saisonal schwächeren Umsätze in den Monaten Januar und Februar haben weiterhin dazu beigetragen, dass sich das Unternehmen aktuell in einem Liquiditäts-engpass befindet.
Auf der kommenden Musikmesse wird sich Schreiber & Keilwerth mit einem attraktiven Angebot auf über 120 Quadratmetern präsentieren. Das Messe-Highlight, so ein Firmensprecher, ist ein neues Sopransaxophon, das in Zusammenarbeit mit der Saxophonlegende David Liebman entwickelt wurde. Außerdem stellt Keilwerth erstmals das neue „Edition ToneKing“ vor: ein Saxophon in der Profiklasse zu einem äußerst attraktiven Preis. Weiterhin auf der Messe zu sehen sind das neue S.K.Y. concert by W. Schreiber Fagott, das deutsche Klarinetten-Sondermodell „Virtuoso“ sowie die neue York Prescience Posaune.“

Neues Marktsegement
Musikverlage auf der Leipziger Buchmesse

Alljährlich findet in der zweiten Märzdekade die Leipziger Buchmesse statt. Erstmals gab es in diesem Jahr einen eigenen Bereich für Musikverlage, der zur Premiere 20 Aussteller versammelte. Das Interesse der Branche sei groß, und für 2011 werde schon am Ausbau des neuen Segments gearbeitet, wie die Leipziger Buchmesse verkündet. Problematisch könnte künftig allerdings die zeitliche Nähe zur Frankfurter Musikmesse sein. Diese Doppelpräsenz könnte die Kapazität einer Vielzahl von Musikverlagen, die gern in Leipzig ausstellen würden, sich traditionell aber für die branchennähere Musikmesse entscheiden, überfordern. Vor allem kleine – deshalb aber nicht unbedeutendere – Musikverlage dürften allein aus personellen Gründen der Buchstadt Leipzig fern bleiben.

Mit der besonderen Präsentation der Musikverlage in Leipzig will die Buchmesse die langjährige Musikverlags-Tradition der Stadt unterstreichen. Der neue Messebereich informierte Besucher über das Programm von Musikverlagen wie Edition Peters, Schott Music, Breitkopf & Härtel, AMA Verlag, Edition Dux, G. Henle Verlag, Bärenreiter-Verlag, Notenversand Kurt Maas, Friedrich Hofmeister Musikverlag und Universal Edition. Der neue Messebereich will sowohl das interessierte Publikum als auch Fachbesucher ansprechen. So konnten sich Lehrer über Möglichkeiten der musikalischen Früherziehung informieren. Begleitet wurde die Ausstellung von einem Musik-Café des Leipziger Klang Quartiers mit Bach-Archiv, Mendelssohn-Haus, Schumann-Haus und dem Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig. Zudem gab es, und das ist das Markenzeichen der Leipziger Buchmesse, ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm. Barbara Lieberwirth

Tim Renner fordert Kulturflatrate

Der Bundesverband Musikindustrie (BMVI) sollte nach Ansicht des Musik-
unternehmers Tim Renner eine eigene Kulturflatrate für Internetbenutzer einführen. Man könne potenziellen Musikkäufern im Internet für 12,90 Euro pro Monat einen unbeschränkten Zugriff auf das Repertoire der Plattenfirmen gewähren, forderte der Chef des Musikunternehmens Motor Entertainment im „Rolling Stone“. Der Verband lehnt eine mögliche staatliche Kulturflatrate ab, kann sich aber privatwirtschaftliche Modelle einer Musikflatrate vorstellen. „Der beste Weg, die Schwächen einer staatlichen Kulturflatrate zu vermeiden, wäre, selbst eine anzubieten“, sagte der frühere Universal-Deutschland-Chef Renner.

Albtraum Elbphilharmonie

Die Kosten für die Elbphilharmonie steigen einem Medienbericht zufolge noch höher als bislang angenommen. Der Bau des Prestigeprojekts wird mindestens 40 Millionen Euro teurer als zuletzt veranschlagt, wie das Onlineportal des Magazins „Stern“ am Donnerstag berichtete.
In einem „Brandbrief“ beklagte der Baukonzern und Generalunternehmer Hochtief dem Bericht zufolge „vielfältige Störungen“ und „Bausolländerungen“, die zu Nachforderungen von 22,4 Millionen Euro führten. Zusätzlich verlange Hochtief 12 Millionen Euro für bisher nicht eingeplante „Budgetleistungen“, dazu gehörten unter anderem moderne Technik bei Akustik und Licht.

Auch der Zeitplan für die Gesamtfertigstellung wird laut „stern.de“ vermutlich nicht eingehalten. Zuletzt war mit Hochtief Ende 2011 als Termin vereinbart. Das Bauunternehmen halte dieses Datum inzwischen für „nicht realisierbar“ und habe eine weitere „Verspätung von etwa einem Jahr“ ankündigt, hieß es in dem Bericht weiter.
Derweil hat der Senat „erhebliche Fehleinschätzungen“ in der Anfangsphase der Planung der Elbphilharmonie eingestanden.  „Nicht zuletzt haben diese fehlenden Vergleichsgrößen sowohl bei der Stadt als auch bei allen anderen Beteiligten zu erheblichen Fehleinschätzungen in Bezug auf Kosten und Abläufe geführt“, hieß es. Daraus habe man Konsequenzen gezogen. Die im Bau befindliche Elbphilharmonie ist seit Jahren Streitobjekt zwischen der Stadt, dem Baukonzern Hochtief, den Generalplanern und den Parteien in der Bürgerschaft.

Dennoch geht Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) von einer planmäßigen Eröffnung des Konzerthauses im Mai 2012 aus. Die Hamburgische Bürgerschaft bewilligte bisher Kosten in Höhe von 323,5 Millionen Euro für die Elbphilharmonie. Ursprünglich waren 77 Millionen Euro veranschlagt worden.

Deutscher Musikautorenpreis

Am 22. April 2010 findet zum zweiten Mal die Verleihung des Deutschen Musikautorenpreises in Berlin statt. Nach der Premiere im Vorjahr werden auch in diesem Jahr zehn Auszeichnungen an herausragende Komponisten und Textdichter verliehen. Durch den Abend im axica-Gebäude am Pariser Platz führt Moderator und Schauspieler Dieter Moor.
Unter dem Motto „Autoren ehren Autoren“ werden die Preise in den Kategorien Lebenswerk, Nachwuchsförderung, Komposition Dance, Komposition Experimentelle Musik, Komposition, Instrumentalmusik, Komposition Jazz, Komposition Rock/Pop, Text Rock/Pop, Text Schlager und Erfolgreichstes Werk des Jahres verliehen.

Die Preisträger bestimmt eine siebenköpfige Fachjury, die sich aus Autoren, Musikern und Produzenten verschiedener Musikrichtungen zusammensetzt. Dazu gehören zum zweiten Mal Thorsten Brötzmann (Komponist), Moritz Eggert (Komponist) und Lukas Hilbert (Textdichter). Neue Jurymitglieder sind Rudolf Müssig (Textdichter), Henning Sieverts (Komponist), der letztjährige Sinfonik-Preisträger Prof. Manfred Trojahn (Komponist) und Alexander Zuckowski (Komponist). Der mit 10.000 Euro dotierte Nachwuchsförderpreis und der Ehrenpreis für das Lebenswerk werden aus den Reihen der GEMA Mitglieder der Jury zur Entscheidung vorgeschlagen. Der Preis für das Erfolgreichste Werk des Jahres wird anhand von Media Control erhobener Daten ermittelt. Während die von der Jury ausgewählten Nominierten bereits im Vorfeld der Veranstaltung bekannt gegeben werden, bleiben die Namen der Preisträger bis zur Verleihung am 22. April geheim.

Männerchorsätze von Brahms entdeckt

Der Musikforscher Helmut Lauterwasser, Mitarbeiter am „Internationalen Quellenlexikon der Musik“ (RISM) in der Arbeitsgruppe an der Bayerischen Staatsbibliothek in München, entdeckte kürzlich zwei Chorsätze für Männerstimmen des jungen Johannes Brahms: „Des Postillons Morgenlied“ (Text von Wilhelm Müller) und „Goldne Brücken“ (Text von Emanuel Geibel). „Des Postillons Morgenlied“ schrieb Brahms vermutlich schon 1847 im Alter von 14 Jahren. Das Stück ist damit die älteste überlieferte Brahms-Komposition überhaupt. „Goldne Brücken“ entstand möglicherweise erst für ein Konzert Anfang Mai 1853 in Celle.

Brahms widmete die Werke dem dortigen Männergesangverein. Zu hören sind die beiden Chorsätze unter: http://www.br-online.de/br-klassik/leporello/klassik-news-johannes-brah….

Ein Erstdruck der zwei Chorsätze ist bei Breitkopf & Härtel in den nächsten Wochen geplant.

Einmaliger Einblick in J.S. Bachs Werkstatt

Im März 2010 erscheinen erstmals die autographe Partitur, das originale Aufführungsmaterial sowie der Originaldruck einer Bach-Kantate in einer Faksimile-Ausgabe. Es handelt sich dabei um „Allein zu dir, Herr Jesu Christ“ BWV 33, die Choralkantate zum 13. Sonntag nach Trinitatis. Sie wird als Band V der Faksimile-Reihe Bachscher Werke und Schriftstücke vom Bach-Archiv Leipzig und dem Bärenreiter-Verlag veröffentlicht.

Die Ausgabe ist in ihrer Form einzigartig: Die Kantate ist das bislang einzige Vokalwerk, zu dem das vollständige Quellenmaterial aus der Entstehungszeit im Faksimile vorgelegt werden kann. Sie gehört zu den wenigen Werken Bachs, deren Material zur Erstaufführung nahezu vollständig erhalten ist.

Allerdings ist das Material über die ganze Welt verteilt: Die Kompositionspartitur befindet sich in der Scheide Library zu Princeton, die Aufführungsstimmen im Bach-Archiv Leipzig und das Textheft von 1724 in der Russischen Nationalbibliothek St. Petersburg.

Sowohl für Fachleute als auch für Freunde Bachscher Musik bietet diese Ausgabe einen einmaligen Einblick in die Werkstatt des Komponisten und die wechselnden Aufführungsbedingungen unter seiner Leitung. Zusätzliche Informationen bietet darüber hinaus der ausführliche Kommentar (deutsch/englisch) von Christoph Wolff und Peter Wollny.

Faksimile-Reihe Bachscher Werke und Schriftstücke – Neue Folge, Band V
Herausgegeben vom Bach-Archiv Leipzig. 24, 50, 16 und 16 Seiten im Schuber.

Bach-Archiv Leipzig (ISBN 978-3-9811902-2-9) und Bärenreiter-Verlag
Kassel - Basel - London - New York - Praha (ISBN 978-3-7618-2201-2)

Neuer Wechsel bei EMI

Das krisengeschüttelte Major-Label EMI kommt nicht zur Ruhe. Nach nur 18 Monaten im Amt zog sich der CEO Elio Leoni-Sceti zurück. Auf ihn folgt der ehemalige ITV-Boss Charles Allen. Laut internationalen Presseberichten erklärt Leoni-Sceti, seine Aufgabe sei erfüllt. Dem britischen „Telegraph“ erklärte er noch vor wenigen Monaten, die vertraglich gebundenen Künstler hätten das Vetrauen in die Firma verloren. Leoni-Sceti wechselte vor eineinhalb Jahren von der Haushaltswaren-Herstellerin Reckitt Benckiser zu EMI, ohne über Erfahrungen im Musikgeschäft zu verfügen. An seinem Nachfolger Charles Allen wurde laut der österreichischen Presseagentur APA nach seinem Abschied vom britischen Medienunternehmen ITV im Jahr 2007 Kritik laut, es mangle ihm an Kreativität.

School-Jam Finale

Beim Finale von Deutschlands größtem Schulbandwettbewerb SchoolJam treten am 26. März auf der Frankfurter Musikmesse acht Gruppen gegeneinander an. Die Finalisten sind 3Samkeit aus Trossingen, The Mustard Tubes aus Traunstein, UnPrepared aus Bochum, No Problem aus Löffingen, Romeo aus Trebur, Lautstark aus Legden Asbeck, Alex Knolle aus Braunschweig und Jazzica Nabis aus Oranienburg. Das Finale findet auf der Agora Bühne mitten auf der Frankfurter Musikmesse statt.

Insgesamt hatten sich rund 1.400 Bands beworben. Zu gewinnen gibt es unter anderem einen Auftritt bei dem Festival „Rock am Ring“ und eine Reise zur Musikmesse NAMM Show nach Los Angeles. www.youtube.com/schooljamfestival / www1.schooljam.de/festival/index.html

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