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Innovativ und repräsentativ: der Messestand der Musikverlage Hug zum 200-jährigen Jubiläum. Foto: Charlotte Oswald
Innovativ und repräsentativ: der Messestand der Musikverlage Hug zum 200-jährigen Jubiläum. Foto: Charlotte Oswald
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Neue Noten kurz vorgestellt

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Die Messenachlese der neuen musikzeitung
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Instrumentalpädagogische Werke, Spielliteratur mit verschieden Schwerpunkten, Schwierigkeitsgraden und Zielgruppen, Kammermusik für den Unterricht sowie neue Urtextausgaben halten sich bei den Neuerscheinungen 2007 die Waage, aber auch Fachbücher unterschiedlichster Themen sowie Kinderbücher mit Musikbezug finden sich unter der Vielzahl der neuen Angebote.

Im Bereich der Instrumentalschulen sind auch in diesem Jahr viele Neuheiten mit unterschiedlichster pädagogischer Ausführung und Zielgruppe erschienen. So ist bei Breitkopf und Härtel neu im Angebot Band 2 des als Leitfaden oder auch als Lieder- und Übungssammlung für den Geigenunterricht verstandene „Der Geigenkasten“ von Michael Dartsch. Als Kontrast dazu ist „Spiel Violine“ bei de Haske ganz in der traditionellen Form einer Instrumentalschule aufgebaut, allerdings mit engem Notendruck, dürftigem musiktheoretischem Anteil und zu diskutierender Grafik. „Claritop“ von Matthias Müller (Hug Verlag) ist hingegen ein „Lehrgang“ für Klarinette, der im „Notenheft“ in der Hauptsache Übungen verwendet und in einem „Theorieheft“ ausführlich das Spiel der Klarinette erläutert. Selbst im Bereich der Klavierschulen gibt es einige Neuerscheinungen, deren Inhalte und Aufmachung jedoch richtig darauf geprüft werden sollte, ob hier wirklich ein Zugewinn zu den schon so zahlreichen Schulen zu verzeichnen ist. Für Altblockflöte hat UE mit „Vester für Blockflöte“ eine Etüdensammlung aus dem 18. und 19. Jahrhundert erstellt. Bei AMA wurde Philipp Moehrkes „Jazz Workbook“ überarbeitet und neuaufgelegt, sowie mit „Creating modern bassparts“ auch eine Etüdensammlung als Schule angeboten. Die „Russische Klavierschule“ (Sikorski) ist nicht neu erschienen, aber sie ist nun auch auf CD eingespielt. Ein Plus: Eine CD ist auch allein erhältlich. Einmal mehr stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit und der Notwendigkeit des Gebrauchs von CDs, zumal viele der genannten Werke eine CD beinhalten, die mitgekauft werden muss.

Für musikalischen Aufbau und Spielfreude erschienen auch einige Spielhefte mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Schwierigkeitsgraden: So lohnt es sich immer für Pianisten bei Daniel Hellbach im Acanthus Verlag zu stöbern, jetzt neu „Piano for Two Vol. 3“. Auch im Nepomuk-Verlag wird man immer fündig mit guter Spielliteratur. Diesmal unter anderem mit 30 Spielstücken von Francis Schneider zum Thema “Unterwegs zu sein“ mit dem Titel „Ab durch die Mitte“. Die Ausgabe weist auf eine Besonderheit des Reisens: ein Loch für den Durchblick in der Mitte des Buches, was dann wieder Durchblick für Schüler oder Lehrer oder beiden suggeriert mit der entsprechenden Passage, die auf der Rückseite zu finden ist, vervollständigt wird. Passend zum Thema dann auch die „Eisenbahnstücke für Klavier“ von Jürg Hanselmann und der wunderschöne Bildband „Reisen durch die Schweiz“ mit einer CD mit Improvisationen von Francis Schneider zu den 17 Stationen in der Schweiz, aber auch zugleich anregend für eigene Improvisationen zu den traumhaften Stimmungsbildern. „Velvet Stars“ bieten eine Sammlung von ganz leichten bis anspruchsvolleren Klavierstücken im Stil von Romantik, Pop, Klassik und Jazz von Luis Zett (UE). Auch der Spielband für Violine von Aleksey Igudesman (UE) „ Style Workout, Studies in Classical Worldmusic“ führt in die Stilvielfalt von Klassik, Jazz und Folk aus aller Welt. „Tea for Two“ setzt mit vierhändig gesetzten Evergreens von Mike Cornick (UE) auf vergnügliche Abwechslung im Unterricht. „My first Blues and Boogie“ von Uli Gruber (Doblinger) bietet im gleichen Sinne leichte Klavierstücke mit versteckten Lehrinhalten. Auf gleicher Schiene befinden sich noch „Easy Kino Hits für Kids“ (Alfred) mit unter anderem Harry Potter und Pumuckl. In der Literatur für Fortgeschrittene und Studenten gibt es unter Berücksichtigung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse bei UE/Schott neue Urtextausgaben von Liszt „Etüden op. 1“ und Brahms „Paganini-Variationen“ op. 35 für Klavier. Für Cembalo oder Klavier bieten zwei Sonaten und drei Rondos von Ignaz Pleyel (Doblinger) Neues.

Kammermusik für den Unterricht wurde von den meisten Verlagen, die solche Reihen schon anbieten (u.a. UE, EMB, Bärenreiter, Schott), mit Neuerscheinungen besonders mit leichterem Schwierigkeitsgrad in verschiedenen Instrumentenkombinationen ausgebaut: so auch der Spielband für zwei Violinen von Aleksey Igudesman (UE) „The Catscratchbook“. Hier helfen Texte zu den einzelnen Stücken auf Englisch und auf Deutsch, interpretatorische Fähigkeiten anzuregen. Für Flöte und Klavier finden wir Tschaikowskys „Kinderalbum“ arrangiert. Ebenfalls arrangiert für Querflöte und Klavier finden sich Barockstücke unterschiedlicher Meister wie Bach, Purcell et cetera, hier Mike Cornick „BlueBaroque“ (UE). In „Classic Mood“ (Sikorski) für Querflöte und 2 weitere Instrumente in C wurden Beethoven, Schubert unter anderem arrangiert. Anders Viktor Fortin „No Problem“ (Doblinger), der 14 leichte Duos mit breitem Klangspektrum komponierte und mittels Kommentaren und Spielanleitungen von Arno Steinwider-Johannsen die Probleme abschaffen möchte. Altblockflöten im jazzigen Duett in „Jazzy Recorder Duets“ (UE) von James Rae und „Mini Pictures“ von Daniel Hellbach (Acanthus) für Alt- oder auch Sopranflöte und Klavier bieten dem Blockflötenspieler Auswahl. Dorothea Rohdmann widmet sich den Streichern mit Kompositionen und arrangierten folkloristischen Tänzen. Mehrere Hefte von ihr, „Rondo“, „Vier Tänze“, „Acht folkloristische Tänze“, sind im Eres Verlag für junge Streicher in unterschiedlicher Besetzung erschienen. „Im Schritttempo … über alle Berge“ von Renata Wälti (Nepomuk) bietet zwei Celli oder zwei Violinen die Möglichkeit, sich gemeinsam auf den musikalischen Weg zu machen. Für unterschiedliche Bläser – immer im Duett mit Klavier – bietet die Vienna Solo Edition (Mitropa Music) verschiedene Ausgaben. Rudolf Mauz „Die fröhliche Klarinette“ Trioheft 1 (Schott) gibt jungen Klarinettisten schon sehr früh die Gelegenheit zum Zusammenspiel, genauso wie Matthias Petzold zwei gleichen Saxophonen (Alt oder Tenor) in „11 Duets for Saxophone“ (AMA) Anregung bietet. Für Fortgeschrittene und Studenten bieten sich „Postcards from Switzerland“ von Thüring Bräm (Nepomuk) mit fünf Sätzen nach Schweizer Volksliedern für Streichquartett und die nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen erstellte Urtextausgabe „Sonaten für Violine und Klavier“ von Robert Schumann Band 2 (UE/Schott) an.

„Internationale Fachmesse“ heißt – gerade im erweiterten Europa – auch Zugriff auf Notenmaterial anderer Länder. Gerade hier lohnt sich der Blick über den Zaun: An den Gemeinschaftsständen aus Italien und Spanien und aus den nordischen Staaten stand ein umfangreiches, ausgewogenes, aber wohl viel zu wenig bekanntes Sortiment zur Verfügung, über das in einer der nächsten Ausgaben separat berichtet wird. Auch Bücher und spezielle Literatur zum Klassenmusizieren werden in einem zweiten Artikel dem Leser vorgestellt.
Unverändert findet sich eine vielfältige Auswahl an Unterrichtsmaterial bei den verschiedenen europäischen Groß-Sortimentern. Aufpassen heißt es hier jedoch, denn Auswahl, graphische Aufmachung, pädagogische Qualität und Zielsetzung sind hier oft mangelhaft.

Es lohnt sich also immer noch allemal für den Musikpädagogen, die Musikmesse selbst zu besuchen. Der Fachhändler vor Ort wird die Neuheiten und auch vieles Althergebrachtes vermutlich nicht im Regal haben – aus vielen Gründen sollte daher die Messe für Pädagogen eigentlich eine Pflicht- und zugleich Lustveranstaltung sein, die Wege finden lässt, die den Instrumentalunterricht lebendig und nachhaltig erleichtern.

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