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Personalia 2011/12

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Alexander Pereira in Salzburg – Abschied von Georg Kreisler, dem großen bösen Mann des Wiener Cabaret – Zum Tod von Eberhard Schmidt – Wieniawski-Preis für Stefan Tarara – Zum Tod des Kritikers Dietrich Steinbeck

Alexander Pereira in Salzburg

Da sind es nur noch drei: Alexander Pereira als Intendant und Sponsorenfänger, Helga Rabl-Stadler als Präsidentin, die zugleich den früheren kaufmännischen Direktor „mitspielt“  und als Schauspielchef Sven-Eric Bechtholf (von links nach rechts). In der Salzburger Felsenreitschule gaben sie vor der Presse ihre Pläne für die Festspiele 2012 bekannt. Pereira holte weit aus: Sechs Opernpremieren im ersten Jahr: „Zauberflöte“, „Ariadne auf Naxos“, „La Bohème“, „Carmen“, Händels „Giulio Cesare“ und Bernd Alois Zimmermanns „Die Soldaten“. Jedes Jahr ab 2013 soll es eine Opern­uraufführung geben, die Aufträge sind vergeben, die Finanzierungen durch zusätzliche Einnahmen gesichert. Künftig möchte Pereira möglichst keine Operninszenierungen wieder aufnehmen. Das Festspiel soll seine Einmaligkeit zurückgewinnen. Dazu gehören auch Pereiras Pläne mit den Wiener Philharmonikern: Vier Opern sind für sie reserviert, dazu die üblichen fünf Konzertprogramme. Ohne „Wiener“ wird also nichts laufen. Pereira möchte auch nicht als Verhinderer der Moderne gelten: Bernd Alois Zimmermann, Witold Lutoslawski und Heinz Holliger sind Schwerpunkte gewidmet. Viel Beethoven und Dvorák. Große Namen überall. Die Festspiele werden auch länger dauern durch Vorschalten einer Woche mit Geistlicher Musik. Und damit das Fest am Ende nicht in Ermattung versinkt, wird es einen großen Festball geben. Alles Walzer! Bitte Pressekarten für die „Bunte“ nicht vergessen. 

„Nichtarische Arien“ für die Ewigkeit 

Abschied von Georg Kreisler, dem großen bösen Mann des Wiener Cabaret

Er war das dickköpfige Genie des Wiener Cabaret-Triumvirats Bronner-Qualtinger-Kreisler. Seine „alten, bösen Lieder“ wie „Tauben vergiften“ oder „Zwei alte Tanten tanzen Tango“ wurden zu Klassikern. Seine Stimme erklang in jedem musikalischen Haushalt in den 60er- und 70er-Jahren, wie die von Franz Josef Degenhardt. Eine Woche nach dem „Väterchen Franz“ starb am 22. November in Salzburg auch Georg Kreisler im Alter von 89 Jahren. Während der linke Liedermacher Degenhardt ein Nachfahre von Georges Brassens war, hatte der antikonformistische Kreisler seine Wurzeln im jüdischen Musikcabaret der Roaring Twenties. Und vielleicht war es kein Zufall, dass Friedrich Hollaenders älteste Tochter Philine seine erste Ehefrau wurde.

Es war eine kleine diskografische Sensation, als 2005 als „Zugabe“ zur ersten Biografie über den jüdischen Kabarettisten Georg Kreisler auf einer CD zum ersten Mal die sechs Lieder erschienen, die er 1947 in den New Yorker RCA-Studios aufgenommen hatte und die als verschollen galten. Ein kleiner Songzyklus, der das „link“ darstellt zwischen dem Wiener Cabaret der Vorkriegs- und Nachkriegszeit. Lieder wie „I Hate You“ oder „My Psychoanalyst Is An Idiot“ sind die Blueprints für all die großen „nichtarischen Arien“, die er bis zuletzt schrieb. Und eine Nummer wie „Please, Shoot Your Husband“ war natürlich inspiriert von Billy Wilders Film-Noir-Klassiker „Double Indemnity“. Wilders Co-Autor Walter Reisch war der Cousin von Kreisler gewesen und durch ihn kam er nach dem „Anschluss“ 1938 als 16-Jähriger nach Hollywood. Dort hat er Anfang der vierziger Jahre Philine Hollaender geheiratet, die älteste Tochter des großen Cabaret-Tausendsassas Friedrich Hollaender.

Während sein Cousin Walter Reisch für die Garbo und Ernst Lubitsch das Drehbuch zu „Ninotschka“ schrieb und sein Schwiegervater Friedrich Hollaender für Warner Brothers komponierte engagierte ihn ein winziges Filmstudio, „Boots and Saddles Pictures“. Wohl deshalb, weil ihr Präsident die Revolutionsetüde von Chopin liebte, wie sich Kreisler erinnert, und er sie spielen konnte: „Ich stellte hauptsächlich Verfolgungs- oder Liebespaarmusik zusammen, teilweise von Schallplatten, teilweise schrieb ich was dazu oder spielte es auf dem Klavier.“ Als musikalisches Mädchen für alles traf Kreisler schließlich auch Charlie Chaplin bei „Monsieur Verdoux“. Wie immer komponierte Chaplin die Musik für seinen Film selbst. Seine „Neger“, so Kreisler, mussten den Rest machen: „Er pfiff mir die Melodie vor, ich schrieb sie auf und brachte sie zu Hanns Eisler, der damals in Malibu lebte und sie instrumentierte.“ Im Vorspann des fertigen Films tauchte freilich keiner der beiden auf. 

Ende 1946 begann Georg Kreisler in der New Yorker Clubszene sein Glück zu suchen. Und dort traf er dann auch den Mann, der ihn entscheidend prägen sollte. Ein alternder Entertainer namens Murray Kane nahm ihn unter seine Fittiche, gegen 25 Prozent Provision. Aber dieses Geschäft lohnte sich für Kreisler: „Da lernte ich das Timing, den Gesichtsausdruck, die Gestik, die Lautstärke, die Akzente, die am Klavier zu setzen waren – es ist gar nicht zu beschreiben, wie viele Feinheiten und auch weniger feine Tricks er mir mühsam aufzwang.“

So wurde Georg Kreisler zum „amerikanischsten“ aller Wiener Kabarettisten der Nachkriegszeit, auch wenn er mit seinen makabren Liedern, die damals ja von RCA nie veröffentlicht wurden, in New York nie richtig ankam. Aber seine „Performance“ gefiel dem Publikum und der Presse. Bereits 1950 wurde er von der Showbiz-Gazette „Variety“ gelobt: „Georg Kreisler geht in intelligenter Weise an seine Themen heran. In seiner Musik steckt viel Raffinesse. Er hat einen ausgefeilten Stil des Vortrags. Das ist wie geschaffen für Eastsider.“ Fünf Jahre später war dieser Stil auch wie geschaffen für die Wiener Cabaret-Szene, die Gerhard Bronner und Helmut Qualtinger gerade begannen, heftig aufzumischen. Nach ersten Auftritten in Bronners Marietta Bar schreibt der Musikkritiker Hans Weigel: „In einer Wiener Bar wirkt einer namens Georg Kreisler, der etwas unendlich Seltenes, Schwieriges, Köstliches und Kostbares beherrscht, eine wienerische Mischung aus Frank Wedekind, Maurice Chevalier und Kurt Weill. Geht hin und bewundert ihn! Und wenn nicht alles trügt, wird er bald sehr berühmt sein.“ Und er wurde berühmt, erst in der Bronner/Qualtinger-Cabaretrevue „Blattl vorm Mund“ (mit seinem berühmten „Karajanuskopf“ und dem „Triangel“) und später auch mit seinen „Everblacks“ wie „Opernboogie“, „Der Musikkritiker“, „Gelsenkirchen“ oder „Das Mädchen mit den drei blauen Augen“. Ende der fünfziger Jahre zog Kreisler mit seiner zweiten Frau Topsy Küppers nach München um. Für sie schrieb er dann auch die wunderbare One-Woman-Show „Heute abend: Lola Blau“… Eine durch und durch amerikanische Show, die geprägt ist von seinen Erfahrungen nach dem „Anschluss“.  [Viktor Rotthaler]

Zum Tod von Eberhard Schmidt

Vor 18 Monaten konnte sich Eberhard Schmidt noch über die Eröffnung der Landesakademie Niedersachsens in Wolfenbüttel freuen, wo er zeitgleich seinen 80. Geburtstag feierte, jetzt hat ihm eine lange Krankheit den Lebensfaden abgeschnitten. Als Chormeister und Schulmusiker wirkte er 30 Jahre hindurch erfolgreich in Hannover. Er gehörte seiner Zeit zu den Initiatoren der Jeunesses Musicales in Deutschland, engagierte sich richtungsweisend im Förderprojekt „Jugend musiziert“, initiierte und leitete Jahrzehnte lang die daran anschließenden Kammermusikkurse. Als Gründer und Präsident des Landesmusikrats gab er den Anstoß für den „Musikplan“ Niedersachsens, womit  ein Netzwerk musikalischer Grundversorgung und Förderprogramme in Gang kamen. Das Musikleben landes- und bundesweit habe er entscheidend mit geprägt, lobte ihn Niedersachsens Kunstminister. 

Wieniawski-Preis für Stefan Tarara

In einem der ältesten internationalen Wettbewerbe, im 14. Wieniawski Violin Competition, der Ende Oktober in Poznan ausgetragen wurde, erreichte unter den 46 Kandidaten aus 16 Ländern der deutsche Geiger Stefan Tarara (25) den mit 12.000 Euro dotierten 3. Preis und eine Einladung  für ein Konzert mit Sinfonietta Polonia Orchestra. Soyoung Yoon (26) aus Korea holte sich den mit 30.000 Euro veranschlagten 1. Preis und die meis-ten der ausgesetzten Sonderpreise, die Japanerin Miki Kobayashi (21) den 2. Preis (20.000 Euro). Tarara ist rumänischer Herkunft, in Heidelberg geboren und dort und in Zürich ausgebildet, wie Soyoung Schüler von Zakhar Bron, seit 1994 Preisträger von „Jugend musiziert“, gefördert von der Jürgen-Ponto-Stiftung und der Villa Musica, inzwischen Gewinner bei den namhaftesten internationalen Wettbewerben. 

Zum Tod des Kritikers Dietrich Steinbeck

Im Alter von 74 Jahren starb in der Nacht zum 25. November der Musik-, Opern- und Tanzkritiker Dietrich Steinbeck. Viele Jahrzehnte lang hatte er mit seiner markanten Stimme die Programme des Sender Freies Berlin, später des Radio Berlin-Brandenburg, geprägt: im „Zeitfunk“, in der „Galerie des Theaters“, zeitweise auch in der „Abendschau“, vor allem aber als die Stimme des „Musikmagazins“ am Samstagnachmittag auf SFB 3 und dem Kulturradio des rbb. Neben seiner Tätigkeit beim Funk blieben Steinbeck Wissenschaft und Lehre immer wichtig. Das Hamburger Institut für Theater, Musiktheater und Film verlieh ihm für seine engagierte Arbeit den Professoren-Titel.

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