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Regensburger „Institution“

Untertitel
90. Geburtstag des Domorganisten und Komponisten Eberhard Kraus
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Am 17. Feburar wäre Eberhard Kraus 90 Jahre alt geworden. Der 2003 verstorbene Musiker war über viele Jahrzehnte für Regensburg eine „Institution“, wie ihn der Musikhistoriker Franz A. Stein charakterisierte. Schon 11-jährig sprang er als Organist ein. 3 Jahre später übernahm er den sonntäglichen Orgeldienst in der Dominikanerkirche.

 So lag es auf der Hand, dass er nach dem Abitur an der Münchner Musikhochschule Orgel, außerdem Cembalo, Klavier und Komposition studierte. Bereits als Student begründete er die „Sonntäglichen Orgelstunden“, die er mit 1094 Konzerten bis zu seinem Tod ehrenamtlich fortführte. 1964 wurde er als Nachfolger seines Vaters Karl Kraus Regensburger Domorganist. Er erfüllte dieses Amt bis zu seiner Pensionierung 1996 mit außergewöhnlichem künstlerisch-musikalischem Leben. Zu den bereits ge­-
nannten Orgelstunden kamen bald die „Sonntäglichen Konzert-Matineen im Museum“ hinzu. Ab 1975 leitete er das Collegium musicum Regensburg, das in seinen Konzerten Kammermusik und Oratorien aufführte.

Im selben Jahr bereicherte er den Regensburger Konzertkalender mit der alljährlich stattfindenden „Bach-Woche“. Er vermittelte seinem Publikum nicht nur die reiche Musiktradition, sondern setzte sich auch für zeitgenössische Musik ein. So gründete er zusammen mit Bezirksheimatpfleger Adolf Eichenseer das „Studio Neue Musik Oberpfalz“. Ab 1984 leitete er als 1. Vorsitzender die „Vereinigung Ostbayerischer Tonkünstler“ und kümmerte sich dort nicht nur um zeitgenössische Komponisten, sondern ebenfalls um die Interpreten und Pädagogen des Verbandes. Auch er selbst war ein begeisterter Pädagoge: So unterrichtete er am Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen und am Bischöflichen Priesterseminar; 1971 wurde er Dozent an der späteren Hochschule für katholische Kirchenmusik, 1975 an der Universität. Neben diesen vielfältigen Verpflichtungen in seiner Heimatstadt entfaltete er eine internationale Konzerttätigkeit als Organist und Cembalist, die ihn durch ganz Europa führte. Auch fand er Muße und Inspiration als Komponist: Im Zentrum seines reichen Oeuvres steht zwar die Orgel, doch ebenso schuf er bedeutende Werke für Kammer- und Orches­terbesetzung, für Sologesang, Chor bis hin zu Messen und Kantaten.

Wie konnte ein Mensch dies alles leis­ten? „Er wurde von einer produktiven Unruhe getrieben,“ erinnert sich seine Gattin, die Sängerin Brigitte Kraus. Er war humorvoll, ein zu geistvollen Gesprächen aufgelegter Gastgeber. Erholen konnte er sich bei Wanderungen in der Natur. Denen, die seine Konzerte noch erleben durften, ist sein Orgelspiel voller Spiritualität, Farbigkeit der Registrierung, mitreißender Rhythmik und mit einer Durchdringung bis ins Detail in lebendiger Erinnerung. Die von Brigitte und Sohn Wolfgang Kraus, der die 3. Generation der Kraus’schen „Organistendynastie“ verkörpert, ins Leben gerufene Stiftung setzt sich für das Weiterleben des Werks von Eberhard Kraus ein.

Notenausgaben der Werke von Eberhard Kraus, CDs mit Eberhard Kraus als Interpret und Komponist sind im Verlag Eberhard Krauss erhältlich (www.eberhard-kraus.de).

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