Hauptrubrik
Banner Full-Size

Saustadl

Untertitel
Ferchows Fenstersturz 2016/02
Publikationsdatum
Body

Da brauchen Sie gar nicht so blöd grinsen, liebe Andy Borg-Fans. Mit Ihren durchschnittlich 68 Jahren und Ihrer AOK-Kauleiste. Nur weil die „Stadlshow“ abgesetzt wurde. Das hat ja gesellschaftliche Nachwehen. Denn die jungen Leute, die jetzt auf deutschen Bahnhöfen Frauen belästigen, sollten nach internen Plänen der Stadlsender ORF, BR und SRF eigentlich am Samstagabend vor der „Stadlshow“ sitzen. Stichwort: Publikumsverjüngung. Oder „schunkeln statt shakern“. Und nicht dass Sie mir jetzt eine Vorverurteilung unterstellen. Ich bin da ganz bei Rainer Brüderle: „Was heißt denn hier bitte belästigen?“ Aber, anderes Thema.

 Seien Sie doch großherzig mit den chronisch unterfinanzierten öffentlich-rechtlichen Sendern. Ohne Budget gibt es eben nur die kleine Lösung. Im Stadlfall: Francine Jordi und Alexander Mazza. Letzterer hat wenigstens ein Frauenmagazin im ZDF präsentiert. Auch nicht schön. Als Mann. Erstere dagegen kommt aus einem Land namens Schweiz oder so … Und die sollen nun das von Andy Borg eingeschläferte Stadlpublikum zum Leben erwecken? Also „Resident Evil – Teil 10“. Tolle Idee, liebe öffentlich-rechtliche Sender. Da könnte man genauso gut einen Sympathiebolzen wie Xavier Naidoo zum ESC schicken. Aber mal ehrlich. Francine Jordi und Alexander Mazza haben ihre Sache erstklassig erledigt. Da wurde konsequent und nonchalant jede wochenlang geübte Pointe überraschenderweise doch versaut. Butter bei die Fische. Exakt das darf man vom „Stadl 2.0“ erwarten. Ich bin 42. Wenn meine Kinder Samstagabend noch wach sind, möchte ich, dass der Fernseher politisch korrekt weiterlaufen kann, wenn ich nach sieben Cuba Libre im Unterhemd auf der Couch eindöse. Kann schon sein, dass die dann heimlich Rum-Reste durch den Strohhalm ziehen. Aber dabei läuft die „Stadlshow“.

Und nicht zwei gecastete Hartzer auf RTL II, die sich mit „Halt die Fresse, du dumme Sau, sonst hau ich dir auf die Schnauze“ anstottern. Da lege ich Wert darauf. Gut, Sie haben Recht. Es gab unschöne „Stadlshow“-Momente. Ich bin heftig aus dem Silvester-Suff erschrocken, als die „Amigos“ die Showtreppe zu Linz hinunter zitterten. Und was werden sich erst die syrischen Flüchtlinge im Publikum gedacht haben, denen der ORF die Eintrittskarten angeblich und quasi als Begrüßungsgeld in die Hand drückte? Die wollten doch raus aus dem Elend. Böse Zungen behaupten übrigens, einige Syrer wären ohne Umweg in den nächsten Zug Richtung Lampedusa gesprungen. Abgefeimt, die Ösis. Das hätte dem Herrn Haider gefallen.

Aber im Klartext: Die Stadl-Absetzung ist ein monetärer Hilferuf der öffentlich-rechtlichen Anstalten. Den Wolfgang Schäuble bereits erhört hat. Pro Tankfüllung möchte er einen Liter Benzin oder Diesel als Sonderabgabe für die öffentlich-rechtlichen Sender aus dem Tank saugen. Oder pusten. Ganz wie Sie wollen. Finde ich gut. Tradition kostet. Und Sie wollen doch sicher auch, dass sämtliche Blaskapellen Deutschlands weiterhin unsere Kleinkinder erschrecken.

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!