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Magdalene Linz mit ihrem Amtsvorgänger Johannes M. Metzger. Foto: ABDA
Magdalene Linz mit ihrem Amtsvorgänger Johannes M. Metzger. Foto: ABDA
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Sonderpreise der Bundesapothekerkammer feiern Jubiläum &#8211

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Interview mit Präsidentin Magdalene Linz
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Jubiläum kann eine besondere Art der Jugendförderung in diesem Jahr feiern: Seit zehn Jahren vergibt die Bundesapothekerkammer zweimal pro Jahr Sonderpreise an erste Preisträger des Bundeswettbewerbs „Jugend musiziert“. Die jungen Ausnahmetalente erhalten neben einem Preisgeld auch die Gelegenheit, sich während der Pharmacon-Kongresse in Davos und Meran einem größeren Publikum zu präsentieren. Am 15. Februar 2006 ist es wieder so weit: Das Stepp-Quartett aus Stuttgart und der Berliner Pianist Leon Buche werden mit Werken von Beethoven bis Haydn die Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer im Schweizer Luftkurort verwöhnen. Die nmz sprach mit der Präsidentin der Bundesapothekerkammer, Magdalene Linz.

: Seit zehn Jahren vergibt die Bundesapothekerkammer Sonderpreise an Preisträger der Bundeswettbewerbe „Jugend musiziert“. Wie kam es dazu, wer hatte die Idee beziehungsweise gab den Anstoß für dieses lobenswerte Engagement?

Magdalene Linz: Seit 1993 veranstalten wir bereits klassische Konzerte während unserer Pharmacon-Kongresse, das waren aber zuerst, nennen wir es jetzt einfach mal reife beziehungsweise bekannte Künstler. Derjenige, der von unserem damaligen geschäftsführenden Vorstand eine besonders enge Bindung zur Kunst hatte und hat, war Werner Trockel, der damalige Vizepräsident der ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände). Er ist selbst auch ein hervorragender Pianist und hatte damals den Vorschlag eingebracht, Konzerte in die Kongresse einzubauen. Zwei Jahre später nahm dann Gregor Ulrich, der Geschäftsführer unserer Werbe- und Vertriebsgesellschaft, zusammen mit Werner Trockel Kontakt mit der neuen musikzeitung auf, denn er hatte die Idee, „Jugend musiziert“-Preisträger einzubinden. So wurde der Sonderpreis der Deutschen Apothekerkammer eingerichtet. Die Jury besteht bis heute aus Werner Trockel und Barbara Haack vom ConBrio Verlag.

: Warum setzt sich die Bundesapothekerkammer für die musikalische Bildung der Jugend ein und warum sollten sich möglicherweise auch andere Institutionen dieser Art dafür einsetzen?

: Hintergrund war, dass wir es für sinnvoll hielten und halten, auch junge Leute zu fördern, und zwar unter zwei Gesichtspunkten: einmal weil es in unseren Augen Sinn macht, einen Ansporn zu geben und zu motivieren, und weil wir auch festgestellt haben, dass junge Künstler mit großer Begeisterung bereit sind, bei den Kongresskonzerten zu musizieren, bekannte Künstler sind dagegen oftmals schwer zu buchen, die Vorlaufzeiten sind enorm. Und so hat man, salopp gesagt, zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Wir fördern junge Talente, darüber hinaus können wir sicher sein, dass diese ein wirkliches Interesse an einem Auftritt haben. Die musische Bildung der Jugend liegt uns Apothekern als Naturwissenschaftlern aber auch besonders am Herzen: Naturwissenschaft und künstlerische Fähigkeiten sind häufig miteinander vergesellschaftet, es gibt relativ viele berühmte oder bekannte Künstler, die ursprünglich einen naturwissenschaftlichen Beruf hatten, Nikolaus Harnoncourt zum Beispiel, aber auch andere, die ursprünglich Naturwissenschaftler waren und beides miteinander vereinen. Also gibt es wohl tatsächlich eine direkte Verbindung, vielleicht von der genetischen Veranlagung her oder von der Vernetzung im Gehirn, die diese Fähigkeiten miteinander kombiniert. Menschen wie Carl Friedrich von Weizsäcker sind ja auch „nebenbei“ noch hervorragende Musiker. Ein weiterer Grund für unser Engagement ist, dass in der Schule heute in meinen Augen – ich habe auch Kinder und weiß, wie das läuft – die musische Bildung viel zu gering eingeschätzt wird. Neben den „normalen“ Fächern wie Deutsch, Mathematik und Geschichte wird der Wert der beiden Fächer Musik und Kunst falsch, oft nur als lästiges Beiwerk, das man notgedrungen bedient, eingeschätzt. Es gibt viel zu wenige Schulen, die eine gezielte Förderung betreiben und musische Fächer als Schwerpunkt pflegen. Aber auch die normalen Schulen sollten sich bewusst werden, dass man mit den musischen Fächern einen guten Ausgleich schaffen kann. Manches Kind ist eben in den Paukfächern nicht gut, kann aber dafür in Musik und Kunst besondere Begabung haben.

: Sie haben schon von Schulen gesprochen, also auch von öffentlichen Schulen, vom Bildungsauftrag, wie stehen Sie zum Verhältnis zwischen öffentlicher und privater Förderung von Kunst und Kultur in Zeiten knapper öffentlicher Kassen?

: Ich glaube, dass Kunst eine ganz wichtige Bereicherung unseres Lebens ist, Kunst und Kultur im Allgemeinen, wobei die Kunst ja ein Teil der Kultur ist und Kultur nicht nur Kunst. Ich bin der Meinung, dass man bei aller Knappheit der Kassen trotzdem – zugegebenermaßen in einem machbaren Rahmen – die Kultur weiter fördern muss, weil sie das Aushängeschild eines Volkes ist. Und deswegen ist es ganz wichtig, dass die öffentliche Hand trotzdem ein gewisses Volumen weiterhin in Kultur investiert. Wenn da gar nichts mehr getan würde, wer bitte sollte sich denn dann noch bemüßigt fühlen, in diesem Bereich seine Zukunft zu suchen? Jemand, der wirklich ein Künstler von innen heraus ist, der wird sich so leicht in meinen Augen durch gar nichts bremsen lassen. Aber auch Künstler müssen im Allgemeinen von irgend etwas leben. Und das ist eben der Punkt, wenn Kunst überhaupt nicht mehr gefördert wird, weil man meint, es sei entbehrlich, dann schadet man sich erheblich. In Zeiten knapper öffentlicher Kassen sollten natürlich auch Private einspringen, Stiftungen oder Organisationen wie jetzt wir auch als Verband. Aber es kann nicht sein, dass die Privaten die Öffentliche Hand völlig ersetzen. Der Staat hat auch weiterhin eine Verpflichtung.

: Sie sind seit circa einem Jahr als Präsidentin, als erste Frau überhaupt, im Amt. Haben Sie bereits vorher die Vergabe der Sonderpreise verfolgt, die Preisträgerkonzerte besucht?

: Ich habe auch vorher durchaus Kongresse besucht, allerdings hatte ich früher als Mutter zweier schulpflichtiger Kinder oft Schwierigkeiten, für eine ganze Woche zu einem Fortbildungskongress zu fahren. Wenn ich aber bei den Kongressen gewesen bin, habe ich – bis auf eine Ausnahme – immer die Konzerte besucht.

: Haben Sie das persönlich genossen?

: Ja, absolut. Besonders beeindruckt war ich von dem Konzert im letzten Jahr in Davos, das war eine sehr ungewöhnliche Zusammenstellung – Schlagzeug und Violine. Vor allem der Schlagzeuger Ruven Ruppik hat mich sehr beeindruckt. Konservativere Kollegen waren zuerst von dieser Kombination auch noch in Verbindung mit moderner Musik abgeschreckt, die Anmeldungen liefen nicht gut. Aber nach einer flammenden Rede von Herrn Trockel war das Konzert dann doch sehr gut besucht, und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren mehr als begeistert. Solche enthusiastischen Beifallsstürme habe ich selten zuvor erlebt. Und das zeigt eben auch, wie wichtig es ist, in solch einem Rahmen Menschen an ein Konzertprogramm heranzuführen, die beim Lesen ansonsten sagen würden: „Oh Gott, geh mir weg damit“, die aber auf diese Art und Weise persönlich angesprochen sich auch anderer Art von Musik nähern – sowohl vom Instrument her, als Soloinstrument ist das Schlagzeug ja eher selten, als auch von der Musik her. So war es sowohl für Herrn Trockel als auch für mich höchst erfreulich, dass die Auswahl dieses zugegebenermaßen eben doch etwas mutigen Programms sich letztlich bewährt hat und angenommen wurde. Es ist außerdem wirklich faszinierend zu sehen, wie diese jungen Menschen ihre Musik lieben. Das ist ihr Leben. Und wenn man Ruven Ruppik abends beim Essen gesehen hat, wie er immer noch mit seinen Fingern auf dem Tisch trommelte, da merkte man, der kann gar nicht mehr anders. Dieses Konzert war für mich wirklich ein absolutes Highlight. Natürlich gehen nicht alle zu den Konzerten, aber die Beteiligung ist im Allgemeinen sehr gut.

: Und jetzt im Vergleich zu den Profi-Konzerten früher – finden Sie, dass gerade diese jungen Leute gut beim Publikum ankommen?

: Ich glaube sogar, dass sie mittlerweile teilweise besser ankommen als arrivierte Musiker. Das Konzept hat sich bewährt.

: Zum Schluss eine private Frage: Welche Rolle hat Musik in Ihrem Haus und bei der Erziehung Ihrer Kinder gespielt?

: Ich stamme aus einem sehr musikalischen Elternhaus, gerade von der Seite meines Vaters her, da gab es immer wieder Pastorenfamilien, die im Allgemeinen relativ viel mit Musik zu tun haben. Mein Vater hat meiner Schwester und mir die Liebe zur Musik vermittelt. Ich selber habe einige Jahre Klavierunterricht erhalten, spiele auch noch, aber nur noch wenig, weil ich einfach keine Zeit habe dazu. In der Jahres-Endphase, wenn es auf Advent und Weihnachten zugeht, dann klappe ich auch mal wieder das Klavier auf und spiele. Aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass ich, wenn ich nicht mehr so massiv eingebunden bin in die Standespolitik, selber wieder Klavierstunden nehme – wie auch Herr Trockel, der das weit weniger nötig hat. Was unsere Kinder anbetrifft – ich habe beide in die musikalische Frühförderung geschickt. Das Ganze endete damit, dass unser Sohn Blockflöte spielte und dann eigentlich ganz gerne umsteigen wollte auf Klarinette. Leider hat sich das aber zerschlagen, weil bei der privaten Musikschule der Klarinettenlehrer ausfiel, und zu was anderem hatte er keine Lust. Unsere Tochter hatte mit acht Jahren den definitiven Wunsch, Querflöte zu lernen. Sie hatte dann sechs Jahre Unterricht, hat zuerst mit großer Begeisterung mitgemacht, aber wie das so ist in der Musik – es steht und fällt mit dem Lehrer. Anfangs hatte sie eine ganz fantastische junge Lehrerin, die dann aber leider ein Kind bekam und ausstieg, dann folgte ein Lehrer, mit dem meine Tochter überhaupt nicht klarkam. Das führte dazu, dass sie natürlich die Lust am Querflötespielen verlor, und später stellte sich sogar heraus, dass er ihr auch noch eine falsche Technik vermittelt hatte. Danach haben wir es noch mal mit einer anderen Lehrerin bei einer anderen Musikschule versucht, die sich mit sehr viel Einfühlungsvermögen bemüht hat, ihr die Lust am Spielen wieder zu vermitteln, aber dann kam die Pubertät und Sie können sich vorstellen, was daraus geworden ist: Die Flöte liegt jetzt irgendwo in ihrem Zimmer. Ich hoffe aber sehr, dass sie irgendwann so weit ist zu sagen: Ich fange wieder an.

Beide Kinder haben also zumindest ein Instrument gespielt, tun das im Moment leider nicht mehr aktiv. Aber wir singen zum Beispiel auch zusammen zu Weihnachten und in Teilen der Familie wird auch Hausmusik gemacht, an der wir uns aktiv beteiligen. Musik spielt bei uns also schon eine Rolle.

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