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Sprach´s, und es ward Musik

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Statt Texte traditionell zu vertonen, entdeckten im 20. Jahrhundert führende Komponisten die Lautlichkeit und Struktur der Wortsprache als autonomes expressives, komponierfähiges Material. Zu einem Zentrum neuer Vokal- und Sprachkomposition entwickelte sich seit den 1950er-Jahren insbesondere Köln, nicht zuletzt Dank des Studios für elektronische Musik des WDR. Hier wurden Schlüsselwerke im Spannungsfeld von Musik und Sprache, Klang und Bedeutung komponiert und/oder uraufgeführt: Karlheinz Stockhausens „Gesang der Jünglinge“, Mauricio Kagels „Anagrama“, Luigi Nonos „Il canto sospeso“, György Ligetis „Artikulation“, Hans G. Helms „fa:m´ Ahniesgwow“, Peter Eötvös „Mese“, Luciano Berios „Coro“ und viele weitere. Bis heute wird diese Tradition in der Domstadt fortgeschrieben.

Das Kölner „phonetisch-musikalische SprachKunstTrio Sprechbohrer“ spricht am 6. Oktober in der Kunst-Station Sankt Peter neben Werken von Helms, Heißenbüttel, Schnebel, Elfriede Czurda und eigenen Stücken zwei neue Werke von Gerhard Rühm und Peter Behrendsen. Am selben Abend singt im Rahmen der Reihe „Ensembl[:E:]uropa“ im Großen Sendesaal des WDR Köln die Schola Heidelberg unter Leitung von Walter Nussbaum erstmals „Wasser, Rosen“ von Friedrich Jaecker auf Textfragmente unter anderem von Emmy Hennings, Arthur Rimbaud und Felix Paul Greve. Schließlich veranstalten am 23., 25. und 30. Oktober die Kölner Ensemble „tra i tempi“ und „Multimode“ in der Alten Feuerwache das Festival „Die entgrenzte Stimme“ mit Uraufführungen neuer Vokalwerke von Bettina Wenzel, Jamilia Jazylbekova, Johannes Quint sowie älterer Stücke von Scelsi, Cage, Veltman und Klaus Lang. Auch andernorts steht die menschliche Stimme im Zentrum des Interesses. Das Festival „Musica“in Strasbourg bringt am 3. Oktober die Uraufführung von Heinz Holligers „Contrechant sur le nom de Baudelaire“ für Countertenor und Bassklarinette. Jan Kopps „Tres canciones“ sind am 5. Oktober bei einer „Soirée espagnole“ im Gymnasium Remchingen erstmals zu erleben. Wilfried Hillers A-cappella-Chorwerk „Die Himmelsscheibe von Nebra“ nach Gedichten von Mimnermos und Albert von Schirnding kommt am 13. Oktober in der Wieskiche bei Steingaden zur Uraufführung. Zur Wiedereröffnung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar erklingen am 25. Oktober erstmals Manfred Trojahns „Lettera Amorosa“. Und Vocalconsort Berlin und musikFabrik bringen am 28. Oktober im Berliner Radialsystem die Kammeroper „Medea“ von Frank Schwemmer nach dem Roman von Christa Wolff in der Inszenierung von Maren Strack zum ersten Mal auf die Bühne.

Weitere Uraufführungen:

1.–6.10.: Dresdner Tage für zeitgenössische Musik im Festspielhaus Hellerau mit neuen Kammermusikwerken von Benjamin Schweitzer, Gerhard Stäbler, Matan Porat und Yinam Leef.

2.–7.10.: Musikprotokoll im Steirischen Herbst Graz mit neuen Werken von Friedrich Cerha, Burkhard Friedrich, Beat Furrer, Bernhard Gander, Georg Friedrich Haas, Hanna Hartmann, Peter Jakober, Tetsuo Kogawa, Isabel Mundry, Brice Pauset, Michael Pinter und Wolfgang Suppan.

4.–10.10.: Festival Internazionale di Musica Contemporanea Biennale di Venezia mit neuen Werken vor allem italienischer Komponisten, unter anderem von Giacomo Manzoni, Claudio Ambrosiani, Michele dall’ Ongaro, Misato Mochizuki, und Michael Nyman.

19.–21.10.: Donaueschinger Musiktage mit neuen Werken von Helmut Oehring, Makiko Nishikaze, Younghi Pagh-Paan, Michael Lentz, Uli Winters, Alex Buess, Edgar Reitz, Johannes Kalitzke, Francesco Filidei, Pär Frid, Michael Pelzel, Simon Steen-Andersen, François Sarhan, Elliott Sharp, Bernhard Lang, Hans Thomalla, Arnulf Herrmann, James Saunders, Hans Zender, Mark Andre und Enno Poppe sowie Klangkunst von Marc Sabat, Lorenzo Pompa, Trimpin, Erwin Stache, Mario Verandi, Kristof Georgen und Stefan Fricke.

26.–28.10.: Festival Transit im belgischen Leuven mit neuen Werken vor allem belgischer Komponisten

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