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Summer Dream, Disney und Sternenabenteuer

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Ministerin Renate Schmidt verlieh den Deutschen Jugendorchesterpreis der Jeunesses Musicales
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Am 11. Oktober 2003 hat Bundesjugendministerin Renate Schmidt die Preise beim dritten Deutschen Jugendorchesterpreis der Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) verliehen. Im „Epizentrum junger Musiker“, wie Schmidt die Musikalische Bildungsstätte der JMD auf Schloss Weikersheim nannte, sagte die Ministern zu, die Schirmherrschaft über diesen „jugendpolitisch wertvollen“ und im deutschen Musikleben einzigartigen Wettbewerb zu übernehmen.

Alles andere als einfach war die Aufgabe, die die Jugendorchester bei der der diesjährigen Ausschreibung zu lösen hatten: „Organisiert ein Konzert für Kinder und/oder Jugendliche. Euer Ziel soll sein, eure Zuhörer für die Musik zu begeistern.“ Aus ursprünglich 80 Anfragen kristallisierten sich relativ schnell rund 20 Orchesterprojekte heraus, die die JMD-Jury in die engere Auswahl nahm. Was sie zu sehen bekamen, begeisterte die Juroren, so vielfältig und kreativ waren die Lösungen der Aufgabe.

Mit „Ännekens Sternenabenteuer” erreichte das Jugendsinfonieorchester der Musikschule Bocholt-Isselburg-Rhede den ersten Platz: „Erst wars ein einziger Musiker des Orchesters, der sich für die Idee erwärmte, dann wurde eine regelrechte Lawine daraus,“ berichten Orchestermitglieder. Nicht einmal der Musikschuldirektor wusste etwas von der Bewerbung: Komplett in Eigeninitiative starteten die Bocholter Jugendlichen ihr Projekt, das zunächst mit zwei komplett ausverkauften Vorstellungen im Bocholter Stadttheater und jetzt mit der Preisverleihung durch Familienministerin Renate Schmidt und den JMD-Bundesvorsitzenden Martin Christoph Redel seine Höhepunkte erlebte.

Die Grundidee des Stückes war einfach: Ein Bösewicht zerstreut das Jugendorchester kreuz und quer übers ganze Weltall – und Änneken macht sich auf den Weg, die jungen Musiker wieder in die Heimat zurückzuholen. Komplett von A bis Z selbstgemacht sollte das Konzertabenteuer sein, von der Planung bis zur Durchführung, samt Choreografie und Bühnenbild, samt Pressearbeit und Werbung, Raum- und Sponsorensuche. An der Bocholter Musikschule setzte rege Tätigkeit ein: Da entstanden erdferne Vulkanlandschaften, wurde eine ganze Rakete gebaut – schließlich muss Änneken ja von Planet zu Planet gelangen –, da wurde gereimt und gedichtet, über Licht- und Leuchteffekte nachgedacht, und die Sache wurde rund. Als das junge Publikum die Vorstellung zu Gesicht bekam, Änneken mit kleinen Lichtern und rhythmischen Zaubersprüchen bei der Suche nach den im All versprengten Mitgliedern des Jugendorchesters helfen konnte, war nicht mehr sichtbar, dass viel, sehr viel Arbeit in dem Projekt steckte.

Den zweiten Preis konnte die Bundesfamilienministerin an die Jugendmusikkapelle Au am Rhein für das Konzert „Summer Dreaming“ vergeben, zwei dritte Preise wurden dem Blasorchester der Musikschule Neubrandenburg für „Woher weht der Wind“ und das Jugendmusikkorps Bad Kissingen für „…ins Disneyland“ verliehen. Gäbe es für Wettbewerbe als solches Auszeichnungen, so Renate Schmidt, dann würde sie dem JMD-Wettbewerb zum Jugendorchesterpreis das Prädikat „jugendpolitisch wertvoll“ verleihen. Ganz richtig also sei ihre Entscheidung, die Schirmherrschaft für den Wettbewerb zu übernehmen.
Das Wettbewerbskonzept stimmt: Was wohl kann Jugendorchester mehr motivieren als ihnen eigene Produktionen abzuverlangen? Dabei wachsen neben Initiative und Teamgeist auch die kreativen Möglichkeiten – und der Gestaltungsprozess geht weit über den Aufbau eines rein musikalischen Programmes hinaus. Die Dokumentationen der Projekte, die bei der Preisverleihung im Weikersheimer Gärtnerhaus zu sehen waren, gestalteten die Jugendorchester ebenfalls selbst.

Wie vielfältig die jungen Musiker die Herausforderung annahmen, zeigten die Präsentationen von drei exemplarischen Konzertprojekten. Etwa das Bayerische Landesjugendzitherorchester, das mit der „Suche nach der Zauberharfe“ nicht nur ein Stück auf die Bühne brachte, sondern auch Kinder mit der Zither vertraut machte.

Beispielhaft ist auch die Konzertidee des Jugendsinfonieorchesters Bad Mergentheim, das die Umsetzung eines Kinderbuches präsentierte: Das „Haus voll Musik” setzte sich inhaltlich mit Musikinstrumenten und der Frage nach der Harmonie auseinander, das Kinderpublikum war eingeladen, sich durch szenische Umsetzungen aktiv am Konzert zu beteiligen. Neun Ausschüsse des Orchesters entwickelten die Ideen, sieben Kindergärten waren an den Vorbereitungen beteiligt, die Kindergartenkids lernten die Instrumente kennen und beteiligten sich mit ihren Bildern an der Deko der Halle.

Spritzig umgesetzt hat das Querflötenorchester Lauf die Idee, die Farbenlehre nach der Vorlage von Eva Heller musikalisch aufzubereiteten. Bei „Colours with Music“ organisiert sich aus anfänglichem Chaos das Orchester als Farbenkreis – selbstverständlich in korrekter musikalischer Zuordnung. Die kreative Vielfalt der Wettbewerbsteilnehmer beweist, dass es „keineswegs nur die Preisträger sind, die gewonnen haben“, wie Weikersheims Bürgermeister Kornberger formulierte.

Martin Christoph Redel, JMD-Bundesvorsitzender, lobte die vielen innovativen Impulse, die von der Weikersheimer JMD ausgehen: Manches ist von hier ausgegangen, auch dass sich im Main-Tauber-Kreis vieles um Musik dreht. Er kann sich auch weiterhin auf die Kommune stützen: Für Kornberger ist Kultur nicht mögliches Einsparpotential, sondern wesentlicher Imagefaktor seiner Stadt. Uli Kostenbader, Vizepräsident des Deutschen Musikrats, freute sich, Kultur- und Musikförderung ganz real zu erleben – und das „auf ausgezeichnetem Niveau“. Die Weikersheimer JMD mit ihrer international anerkannten Qualität lobte er als „Juwel musikpädagogischer Tätigkeit“, die kulturpolitische Identität präge und schaffe.

Den musikalischen Rahmen schuf die Jugendtagung, die sich eine Uraufführung vorgenommen hatte: Mit „Himmelsbaum, Layers“ wurde das erste komplett in Weikersheim entstandene Stück der Weikersheimer Stadtkomponistin Charlotte Seither erstmals öffentlich präsentiert. Ganz zart blüht da der Himmelsbaum, in dem leise Glöckchen klingeln, ein Kuckuck durchs Geäst ruft und eine Spielorgel ihr feines Zirpen klingen lässt – eine Komposition als Schule des Hörens, aus der dann Klänge wie Säulen wachsen, sich zurückziehen, neu ausknospen. Nicht nur das Publikum, auch die Musiker hatten sichtbar ihren Spaß an der vielschichtigen Komposition, die sie in kürzester Zeit umsetzten. Dass die Vertreter der Jugendorchester nicht nur ganz besonders die Ohren spitzten, sondern auch sehr kräftig Beifall spendeten, darf Seither als klare Bestätigung ihrer Arbeit werten. Es wird für die Region höchst spannend werden, mehr von ihr zu hören, soviel ist nach der Uraufführung des kurzen Konzeptstückes klar.

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