Der Hochschule für Musik Würzburg steht in ihrem Großen Saal eine in zwei Bauphasen (2016/2024) realisierte Konzertorgel in weltweiter Alleinstellung zur Verfügung. Das von Orgelbau Klais erstellte Instrument erlangt diese Singularität insbesondere aufgrund dreier Komponenten und deren vielfältigen Wechselwirkungen, wie sie von Prof. Dr. h.c. Christoph Bossert in einen Zusammenhang gebracht und erstmals im Orgelbau angewendet wurden.
Konzertorgel mit Studierenden. Foto: H. Ritschel
Die Konzertorgel der HfM Würzburg
Es sind dies (1) die mechanische Kegellade, (2) Elektrik, 3) deren Verknüpfung durch elektronische Komponenten wie insbesondere Proportionalmagneten. Auf dieser Basis gelingt eine maximal flexible Windsteuerung und somit für den elektrischen Spieltisch eine zuvor nicht gekannte Sensibilisierung und Dynamisierung der Tastensteuerung – als sei das Instrument mechanisch gesteuert. Damit stehen einem historisch und ebenso einem avantgardistisch verorteten Umgang alle Wege offen.
Die durch Prof. Bossert in diesem Sinn entwickelte Gesamtkonzeption sowie die darin beinhaltete Disposition der Klangfarben geht ebenfalls singuläre Wege. Im Ergebnis verfügt diese Konzertsaalorgel somit über ein multi-ästhetisches Klangkonzept, das die gesamte Orgelgeschichte seit der Blockwerkorgel des Spätmittelalters abzubilden vermag. Bossert nennt diese Orgel daher den Prototyp eines ‚Multiästhetikon‘.
Seit gut einem Jahrzehnt postuliert Randall Harlow (Professor an der University of Northern Iowa) den Begriff ‚Hyper-Orgel‘. Bereits die 2016 in Würzburg realisierte Bauphase I der Konzertsaalorgel nähert sich diesem Typus aufgrund der Verknüpfung historisch verorteten Klangdenkens mit neuesten Technologien an. Aufgrund der Bewilligung weiterer Finanzmittel konnte anhand Bauphase II die Wechselwirkung von maximaler stilistischer Vielfalt mit MIDI-Schnittstelle, Computersteuerung, Registerprogrammierungen wie Sostenutofunktionen und Inverskoppeln, der Möglichkeit des Zugriffs durch bis zu fünf Keyboards sowie einer Innen- Mikrofonierung nunmehr zu einem Optimum weiterentwickelt werden. Durch die im Rahmen der High-Tech-Agenda Bayern eigens geschaffene Professur ‚Orgelkunst – Kreativitätskonzepte – KI‘ werden unter Prof. Dr. Hannes Ritschel aktuell neue Möglichkeiten des Musizierens und Interagierens mit dem Instrument Orgel mit Hilfe digitaler Technologien und Elektronik sowie neue Konzertformate konzipiert, implementiert und erprobt. Dazu gehört beispielsweise das berührungslose Orgelspiel ähnlich einem Theremin, kooperatives Spiel von Mensch und Maschine, die digitale Verarbeitung von Orgelklängen, Klangsynthese, sowie Licht und mediale Elemente (siehe https://hfm-wuerzburg. de/ki). All diese Entwicklungen münden in einem experimentellen, digitalen Spieltisch, der sich derzeit im Bau befindet.
Virtueller Rundgang auf unserer Website unter https://hfm-wuerzburg.de/hyper-orgel, Informationen zu KI an der HfM Würzburg unter https:// hfm-wuerzburg.de/ki
Erfolgreich kommuniziert wird das Instrument durch die Website des in der HfM Würzburg verorteten und von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre finanzierten Drittmittelprojektes DVVLIO unter der Leitung von Prof. Bossert:
https://innovation-orgellehre.digital
Die offizielle Einweihung und Übergabe an die Öffentlichkeit erfolgt am 30. Januar 2026. Herzliche Einladung!
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