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Das Team der HfM Detmold, das sich für mehr Partizipation in der Lehramtsausbildung einsetzt. Foto: Privat

Das Team der HfM Detmold, das sich für mehr Partizipation in der Lehramtsausbildung einsetzt. Foto: Privat

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Par.La.Mus: Neue Wege in der Musiklehrkräftebildung an der HfM Detmold

Vorspann / Teaser

Wie kann Musiklehrkräftebildung in einer Zeit gelingen, in der sich musikalische, kulturelle und technologische Realitäten rasant verändern? Mit dieser Frage beschäftigt sich das neue, im Rah­men der Ausschreibung Lehrarchitektur von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre (StIL) geförderte Entwicklungs- und Forschungsvorha­ben Par.La.Mus (Partizipative Lehramtsausbildung Musik), das an der Hochschule für Musik Det­mold im Oktober 2025 gestartet ist. Ziel ist es, die Ausbildung von Musiklehrkräften zukunftsfähig, demokratisch und divers zu gestalten und dabei die Hochschule selbst zu einem Raum partizipa­tiver Transformation zu machen. 

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Impulse für ein neues Verständnis musikalischer Bildung

Die Ausbildung von Musiklehrkräften steht bundes­weit unter Druck. Sinkende Bewerber*innenzahlen, veraltete Studienstrukturen und ein Mangel an institutioneller Innovationskraft gefährden die Zukunft des Schul- und Studienfachs Musik. Par. La.Mus reagiert auf diese Herausforderungen mit einem klaren Anspruch: Studiengangs- und Curriculumsentwicklung soll nicht mehr hinter verschlossenen Türen, sondern als offener, for­schungsbasierter und dialogischer Prozess statt­finden. Lehrende, Studierende, Schüler*innen und externe Partner*innen arbeiten gemeinsam an der Frage, wie eine demokratische und zugängliche Musiklehrkräftebildung aussehen kann. 

Partizipation als Prinzip

Im Zentrum steht die Idee, Hochschulentwicklung nicht ‚nur‘ für, sondern auch mit den Beteiligten zu gestalten. In Zukunftswerkstätten und Dialogforen nach dem Vorbild von Bürger*innenräten diskutieren Studierende und Lehrende über Prüfungsordnungen, Studieninhalte und neue Lehr-Lernformate. Auch Schüler*innen, Musiklehrkräfte und Fachleiter*innen werden in diese Prozesse einbezogen. Damit wird ein Gestaltungsraum geschaffen, in dem Partizipation nicht nur Thema, sondern gelebte Praxis ist – auf dem Weg zu einer demokratischeren Lernkultur. 

Eignungsprüfung im Wandel

Ein inhaltlicher Schwerpunkt liegt auf der Reform des Eignungsfeststellungsverfahrens. Viele Studien­interessierte empfinden beziehungsweise erwarten die bestehende künstlerische Eignungsprüfung als kaum zu überwindende Hürde auf dem Weg ins Lehramtsstudium Musik. Im Projekt Par.La.Mus soll dieses Verfahren grundlegend überprüft und evalu­iert werden. Auf Basis (zu erhebender) empirischer Befunde und interner wie externer Diskussionen mit Projektpartner*innen werden Kriterien und Abläufe kritisch reflektiert und weiterentwickelt, um indi­viduelle Stärken besser zu berücksichtigen, soziale Barrieren abzubauen und die Transparenz der An­forderungen zu erhöhen. In diesem Zusammenhang ist auch ein studienvorbereitendes Propädeutikum geplant, das individuelle Förderung und Beratung ermöglicht. 

Neue Lernräume

Par.La.Mus versteht sich als Explorationsraum für die Gestaltung kultureller und technologischer Transformationen. In interdisziplinären Lehrkoope­rationen sollen künstlerische, musikpädagogische und musikwissenschaftliche Perspektiven gezielt miteinander verflochten werden. Studierende erhal­ten zudem die Möglichkeit, eigene Schwerpunkte zu setzen und selbstverantwortete Lehrangebote mit externen Dozierenden zu entwickeln. 

Ein besonderer Fokus liegt auf der Entwicklung von Lehr-Lernangeboten, die sich mit Musiklernen unter Bedingungen der Postdigitalität befassen. So werden etwa Einsatzmöglichkeiten generativer KI in musikpädagogischen Kontexten weiterbearbei­tet – in enger Verbindung zum Schwesterprojekt KIMu_Lab an der HfM Detmold. Darüber hinaus soll ein Music Maker Space im Sinne eines ‚Dritten Raums‘ entstehen, in dem Austausch, gemeinsames Gestalten und Experimentieren im Mittelpunkt stehen und neue Formen musikalischen Lernens, Lehrens und Teilhabens erprobt und wissenschaftlich begleitet werden. 

Forschung als Motor der Veränderung

Das Projekt wird durch eine Begleitforschung im Sinne des Design-Based Research-Ansatzes sowie durch eine externe Struktur- und Evaluationskom­mission unterstützt. So werden Entwicklungspro­zesse systematisch untersucht und Rückkopplungs­schleifen zwischen Forschung und Praxis ermöglicht. Dabei geht es weniger um kurzfristige Reformen als um die Entwicklung langfristig tragfähiger Struk­turen. Die Ergebnisse werden in die Re-Akkreditie­rung der Lehramtsstudiengänge 2030/31 einfließen und sollen potenziell auch Modellcharakter für andere Musikhochschulen entwickeln. 

Ein Labor für Transformation

Par.La.Mus steht damit exemplarisch für einen Wandel im Selbstverständnis musikpädagogischer Hochschulbildung: Weg von starren Curricula und geschlossenen Fachlogiken, hin zu offenen Lehr- Lernarchitekturen, vielfältigen musikalischen Aus­drucksformen und demokratischen Entscheidungs­prozessen. Die HfM Detmold wird damit zu einem Labor, in dem neue Formen musikalischer Bildung erprobt, reflektiert und in den institutionellen Alltag überführt werden. 

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