Die Hochschule für Musik Trossingen bietet ab 2026 eine komplett neue Generation an Studiengängen, die Studierenden individuelle und vielfältige Gestaltungs- und Entscheidungsspielräume im Musikstudium eröffnen. Ein künstlerisch fokussiertes und inhaltlich umfassendes Musikstudium mit dem Ziel Orchestermusiker:in oder ein vielfältiges Studium, in dem Alte Musik mit Musikdesign verbunden werden kann: Das neue Portfolio an Studiengängen mit reichhaltigen Kombinationsmöglichkeiten an Künstlerischen Kernbereichen, Profilen und Projekten bietet strukturell neue Möglichkeiten für eine individuelle Gestaltung des Musikstudiums.
Wie bekannt und doch anders: Die Video-Projektion am Neubau der HfM Trossingen als Sinnbild für die individuellen Facetten und Varianten der Studiengänge im neuen Modell. Foto: HfM Trossingen
Zukunft gestalten
Studiengangsentwicklung – ein langer Weg
Transformationsprozesse in Hochschulen brauchen Zeit und vor allem Hingabe! Die gewohnten und eingespielten Strukturen und Abläufe zu hinterfragen und im Sinne der Studierenden sowie mit Blick auf künftige Entwicklungen neu zu gestalten, rüttelt auf und erfordert viel Vertrauen im Miteinander. In Klausurtagungen, Workshops und zahlreichen Gesprächen haben die Fachgruppen und Institute, die Hochschulleitung und vor allem die Studienkommissionen und der Senat in gut drei Jahren ein neues Studiengangsmodell erarbeitet.
Auf der Prozessebene erfolgte zunächst die Festlegung eines Meilensteinplanes, der nun mit der aktuell laufenden Programmakkreditierung und den operativen Vorbereitungen auf den Studienstart im Jahr 2026 seinen Abschluss findet.
Auf der inhaltlichen Ebene fokussierten Klausurtage neue gesellschaftliche und künstlerische Bedarfe und Visionen für ein zeitgemäßes Musikstudium. Aufbauend auf dem Leitbild der Hochschule wurden Grundsätze formuliert, die als Leitlinien für die weitere Ausarbeitung des Studiengangsmodells dienten. Diese handlungsleitenden Grundsätze wurden in sogenannten „Axiomen“ fixiert, wie beispielsweise die „Gestaltungs- und Entscheidungsspielräume der Studierenden konsequent ausbauen“ oder „Möglichkeiten zur Interdisziplinarität“ ausloten und entwickeln. Diese Grundsätze haben sich in den intensiven Diskussionen bewährt – als Möglichkeit der gegenseitigen Vergewisserung über die Ausrichtung zukunftsorientierter Studienangebote.
Trossinger Studiengangsmodell
In der Entwicklung des neuen Studiengangsmodells zeigte sich schnell eine zentrale Herausforderung: Wie lassen sich die Zielsetzungen und Haltungen der Axiome mit den rechtlichen Anforderungen und organisatorischen Begrenzungen in Einklang bringen? Als Antwort auf diese Frage entstand ein Modell, in dem alle Studiengänge grundsätzlich einer einheitlichen Struktur folgen: die Künstlerischen Kernbereiche umfassen 50 Prozent, Profile 25 Prozent und weitere Studiengangsbestandteile (Horizont, Projekte und Abschluss) zusammen 25 Prozent der ECTS-Punkte. Das Trossinger Modell verbindet so die Anforderungen an eine effiziente Administrierbarkeit, nutzt die Gestaltungsspielräume der rechtlichen Rahmenbedingungen und eröffnet zugleich verschiedene Dimensionen für die Individualisierung und Flexibilisierung eines zeitgemäßen Musikstudiums.
In den Bachelorstudiengängen sind zwei und in den Masterstudiengängen (mit 120 ECTS-Punkten) ist ein Profil zu je 30 ECTS-Punkten vorgesehen. Für ausgewählte Künstlerische Kernbereiche ist das Erstprofil verbindlich vorgegeben, um die künstlerische oder künstlerisch-pädagogische Arbeit sinnvoll und notwendig zu ergänzen. Die Profile bieten den Studierenden vielfältige Optionen zur Gestaltung des eigenen Studienverlaufs.
Struktur und schematischer Ablauf in den Bachelorstudiengängen
Gestaltungs- und Entscheidungsspielräume
Profile und Projekte ermöglichen Studierenden, Brücken zu anderen musikalischen Inhalten, künstlerischen Kompetenzen und beruflichen Entwicklungsperspektiven zu schlagen.
Die Profile bieten durch vertiefende oder komplementäre Studienangebote vielfältige Möglichkeiten für individuelle Gestaltungen des Musikstudiums. Beispielsweise können Profile wie Aufführungspraxis, Jazz/Pop, Neue Musik, Musikforschung, Instrumentalpädagogik, Creative Arts Practice, Komposition oder Musikdesign light gewählt werden. Die größtmögliche Freiheit bietet das Profil Marktplatz, in dem Module individuell kombiniert werden können.
In den Projekten ist eine individuelle Ausgestaltung kreativer Ideen möglich, seien sie künstlerischer, pädagogischer oder interdisziplinärer Art, etwa mit Blick auf Artistic Research.
Studium, Beruf, Familie – Master in Teilzeit
Das Trossinger Studiengangsmodell berücksichtigt mit seinen Wahlmöglichkeiten die individuellen Bedarfe von Studierenden an eine Flexibilisierung des Studienverlaufs, und so werden nahezu alle Masterstudiengänge auch in Teilzeit angeboten. Zur Vereinbarkeit von Studium mit Beruf, Familie oder anderen Lebensumständen, können Masterstudiengänge damit um ein Jahr gestreckt werden. Auf diese Weise erleichtert die Hochschule für Musik Trossingen Absolvent:innen von Bachelorstudiengängen die Vereinbarkeit von Berufseinstieg und privater Lebensplanung einerseits und einem fundierten Masterstudium andererseits.
Transformation der Organisation
Neue Studienangebote verändern Bestehendes in nahezu allen Aspekten einer Hochschule. Die zeitliche und räumliche Organisation von Vollzeit- und Teilzeitstudiengängen fordert dazu auf, bestehende Prozesse zu überdenken. Dies betrifft nicht nur die Organisation von künstlerischen Projekten und Lehrveranstaltungen! Auch scheinbar nicht-betroffene Prozesse wie beispielsweise die Raumbuchung oder die Prüfungsorganisation muss berücksichtigt werden. In der Lehr- und Semesterorganisation wurden daher Abläufe und Verantwortlichkeiten teils neu gedacht und auf Möglichkeiten des Studiengangsmodells bezogen.
Curriculare Weiterentwicklung
Gesellschaftlich relevante Themen und künstlerische Perspektivwechsel finden oftmals als „Add-on“ neuer Lehrveranstaltungen Einzug in die Curricula einer Musikhochschule. Dies kann leicht Studienverlaufspläne überfrachten. Die Studiengangsreform in Trossingen hat daher bewusst einen anderen Weg eingeschlagen: Neue Inhalte werden als Querschnittsthemen in Modulen berücksichtigt. Die Einbeziehung von Bildung für nachhaltige Entwicklung beispielsweise zieht sich als roter Faden durch alle Studiengänge, so wie auch Demokratiebildung und Digitalisierung. Verstärkt werden diese Entwicklungen durch das Landeszentrum MUSIK–DESIGN–PERFORMANCE, das Brücken baut zwischen den Traditionen künstlerischer Disziplinen und den innovativen Ansätzen des digitalen Zeitalters für künstlerische Praxis, Forschung und Lehre.
„Podium und Orchester“ und „Musik- Pädagogik“ – Bachelor und Master
Für Gesang, Klavier, Gitarre, Akkordeon, Orchesterinstrumente, Alte Musik sowie Musik und Bewegung bietet die Hochschule einen künstlerisch ausgerichteten Studiengang „Podium und Orchester“ sowie einen künstlerisch-pädagogisch ausgerichteten Studiengang „Musik-Pädagogik“ auf den Ebenen Bachelor (240 ECTS-Punkte) und Master (120 ECTS-Punkte) an.
Neu ist der Studiengang „Musik-Pädagogik“ als eigenständiger Bachelor- und Master-Studiengang. Damit will die Hochschule für Musik Trossingen aktiv dem bereits jetzt bestehenden Fachkräftemangel an Musikschulen entgegenwirken und Bewerber:innen mit diesem Berufsziel gezielte Studienangebot bieten.
Im Bereich der Masterstudiengänge mit 120 ECTS-Punkten sind zudem die Studiengänge „Bühne und Orchesterpraxis“ sowie „Kammermusik“ als Studienangebote in Teilzeit mit einer Studiendauer von drei Jahren konzipiert, um die Vereinbarkeit von Berufseinstieg und privater Lebensplanung mit einem Masterstudium zu erleichtern.
Lehramt Musik und Verbreiterungsfach Jazz und Popularmusik
Für ein Studium der „Schulmusik“ bietet die Hochschule für Musik Trossingen auch weiterhin optimale Bedingungen: Das Fach Musik (Erstfach) kann mit Orchesterinstrumenten, Klavier, Gitarre, Akkordeon, Musik und Bewegung, Schulpraktischem Klavierspiel oder Producing studiert werden. Die Hochschule bietet darüber hinaus auch Möglichkeiten, die Bildungswissenschaften und Fachdidaktik in Trossingen zu studieren. Anstelle eines zweiten Fachs an einer Universität kann das Verbreiterungsfach Jazz und Popularmusik in Trossingen gewählt werden. Und Dank der Kooperationen mit den Universitäten Konstanz und Tübingen bestehen hervorragende Möglichkeiten, ein zweites Fach an einer benachbarten Universität zu studieren.
Bachelor „Musikdesign“ und Master „Audio Experience Design“
Auf dem Fundament einer musikalisch künstlerischen Ausbildung gestalten Musikerdesigner:innen die Klänge der Zukunft an den Schnittstellen von Kunst, Technologie, Wirtschaft und Wissenschaft: technisch innovativ, musikalisch anspruchsvoll und in interdisziplinärer Teamarbeit. Musikdesigner:innen schaffen Klangwelten für Filme und Games, Räume und Produkte, entwickeln neuartige Konzertformate und stehen gemeinsam mit traditionellen Musiker:innen auf der Bühne. Das Studium ist projektorientiert und bietet praxisnahe Einblicke mit externen Professionals sowie Raum für persönliche Entfaltung.
Der neue Teilzeit-Masterstudiengang Audio Experience Design (Master of Arts mit 60 ECTS-Punkten) ist ein innovatives, projektbasiertes Studienangebot. Nach dem Motto “Bring Your Own Project” verwirklichen die Studierenden eigene Vorhaben an der Schnittstelle von Audio, Technologie, Forschung, Anwendung und User Experience. Das Angebot richtet sich an kreative und neugierige Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Fachrichtungen (Musik, Producing, Informatik, Architektur, Design, Szenografie, Wirtschaft, Wissenschaft, Pädagogik), die eine auditive Gestaltungsfrage mit ihrer bisherigen designerischen oder forschenden Praxis verbinden wollen.
Master „Creative Arts“ und „Musik und Gesellschaft“
Mit den ebenfalls ab Herbst 2026 beginnenden neuen Studienangeboten in „Creative Arts“ und „Musik und Gesellschaft“ gestaltet die Hochschule aktiv umfassende Transformationsprozesse und begegnet damit Herausforderungen und Bedarfen für ein zukunftsorientiertes Musikstudium.
Creative Arts: Die eigenständige, vielseitige künstlerische Profilierung ist zentraler Gegenstand des Teilzeit-Masters „Creative Arts“. Das Studium kann als Atelier für künstlerische Entwicklungsvorhaben begriffen werden, das in Jahresprojekten organisiert ist. Es bietet einen flexiblen Rahmen für eine individuelle und selbstständige Studiengestaltung mit intensivem Praxisbezug. Im Zentrum des Masters „Creative Arts“ erproben und professionalisieren sich Studierende in interdisziplinären Kontexten.
Musik und Gesellschaft: Schwerpunkte des Masters „Musik und Gesellschaft” liegen im Musizieren im Amateurbereich (Stichwort „Community music“ und Musikräume als „Safe Space“). Im Vordergrund stehen gesellschaftlich relevante Aspekte der Musikpädagogik in außerschulischen Kontexten wie Inklusion, Partizipation, Teilhabe, nachhaltiges Lernen, soziales Handeln, Diversität und Antidiskriminierung sowie Gerechtigkeit in musizierpraktischen Handlungsfeldern. Dieser Studiengang an mit den künstlerischen Kernbereichen „Inklusion und Musizieren“, „Grundlagen von Rhythmik mit Elementarer Musik-Pädagogik“, „Dirigieren und Ensembleleitung“ sowie „Musizieren mit Gruppen“ studiert werden.
Besondere Formate haben Tradition an der HfM Trossingen: Im Rahmenprogramm der Donaueschinger Musiktage 2025 gestalteten Studierende inmitten der Ausstellungsräume des Museum Art. Plus ein Konzert mit Werken, die in einen direkten Dialog mit den Räumen und den dort gezeigten Kunstwerken traten. Zur Aufführung gelangten Uraufführungen von Kompositions- und Musikdesignstudierenden, interpretiert vom Open Score Ensemble der Hochschule. Foto: HfM Trossingen
- Share by mail
Share on