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Jazzinstitut Darmstadt

Bettina Bohle (Leiterin des Jazzinstitut Darmstadt) bei der ersten Sichtung der Sammlung Paysan

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Jazzinstitut Darmstadt übernimmt Nachlass von Marko Paysan

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Der Jazz aus Babylon Berlin – Tanzorchester, Varietés und der Swing

Das Jazzinstitut Darmstadt übernimmt den Nachlass des renommierten Jazzhistorikers und Sammlers Marko H.C. Paysan (1966–2024). Marko Paysan, der am 18. Februar 2024 in Berlin verstarb, hinterlässt eine der bedeutendsten privaten Sammlungen zur frühen deutschen Unterhaltungsmusik.

Das Jazzinstitut, eine Einrichtung der Wissenschaftsstadt Darmstadt, beherbergt seit 1990 Europas größtes öffentlich zugängliches Archiv zum Jazz und verwandten Musikgenres. Mit dem Paysan-Nachlass erhält das Institut wertvolle Dokumente zur lebendigen Kulturszene der Weimarer Republik und zur Jazzgeschichte Deutschlands zwischen den Weltkriegen. Der Nachlass umfasst Notizen, Korrespondenzen, Manuskripte, Fotografien sowie originale Zeitschriften, Programmhefte und Plakate.

"Diese Materialien dokumentieren eindrucksvoll die musikalische und kulturelle Vielfalt der Goldenen Zwanziger ebenso wie die aufziehende Morbidität und den kulturellen Verfall während der Nazizeit, die zum Beispiel als Inspiration für die Netflix-Serie Babylon Berlin diente", so Dr. Bettina Bohle, die Leiterin des Jazzinstituts Darmstadt.

Marko Paysan zählte seit den frühen 1990er Jahren zu den führenden Experten für die Unterhaltungsmusik der 1920er bis 1950er Jahre. Seit er 1993 als Referent beim 3. Darmstädter Jazzforum war, stand er beständig im Austausch mit dem Jazzinstitut. Paysan verfasste zahlreiche Bücher und Artikel zur deutschen Jazz- und Musikgeschichte und hinterlässt ein bedeutendes Vermächtnis.

Durch die Vermittlung von Christian Kellersmann, Musikwissenschaftler und ehemaliger Manager von Universal Music Deutschland, gelangte der Großteil des privaten Nachlasses an das Jazzinstitut. Dieser umfasst etwa 50 Umzugskartons mit Materialien von unschätzbarem historischem Wert. Darunter befinden sich etwa Audioaufnahmen von Interviews mit ehemaligen Musikern deutscher Tanzorchester und Varieté-Theater, die Paysan seit den späten 1980er Jahren führte. Diese Interviews bieten einzigartige Einblicke in die Musik- und Kulturgeschichte der Weimarer Zeit.

Das Jazzinstitut Darmstadt wird den Nachlass katalogisieren und für Forschungszwecke zugänglich machen. Die Bestände tragen wesentlich zur Erhaltung und Erforschung der deutschen Musikgeschichte bei und sichern Originaldokumente, die andernfalls unwiederbringlich verloren gingen.

Nachlassgeber sind die Witwe des Verstorbenen, Valerie Paysan und der gemeinsame Sohn. Valerie Paysan: "Wir sind dankbar, dass die wissenschaftliche Arbeit meines verstorbenen Mannes durch das Jazzinstitut Darmstadt nun allen Interessierten zugänglich ist. So sind seine Gedanken, seine Ideen und vor allem seine Forschung nicht vergessen."

Das Jazzinstitut Darmstadt spricht der Familie Paysan seinen Dank für das Vertrauen und die Unterstützung bei der Übergabe dieses einzigartigen Archivs aus.

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