Hauptrubrik
Banner Full-Size

1.2.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

Publikationsdatum
Body

Rudolstadt: Schiller-Gedenkstätte soll im Mai 2009 +++ Rudolstadt: Schillers «Fiesco» am Landestheater +++ Köln: Erste Gewinner des Deutschen Hörbuchpreises 2008 stehen fest


Rudolstadt: Schiller-Gedenkstätte soll im Mai 2009
Rudolstadt (ddp). Seine erste Begegnung mit seinem Kollegen Johann Wolfgang von Goethe wurde für Friedrich Schiller zur Enttäuschung. Der umworbene Schriftsteller zeigte an jenem 7. September 1788 in Rudolstadt wenig Interesse für den jungen Schiller. Ernüchtert notierte dieser: «Sein erster Anblick stimmt die hohe Meinung ziemlich tief herunter, die man mir von dieser anziehenden und schönen Figur beigebracht hatte.»
Die beiden Klassiker waren vor 200 Jahren im Haus der Familien Beulwitz und Lengefeld, in dem Friedrich Schiller (1759-1805) gastierte und den Töchtern Caroline und Charlotte Avancen machte, zusammengetroffen. Das Gebäude in der Schillerstraße 25 soll in Zukunft als Museum genutzt werden und wird dafür umgebaut. Die Eröffnung planen die Ausstellungsgestalter am 9. Mai 2009, dem Todestag Friedrich Schillers.
Das Schillermuseum soll dabei nach Angaben von Rudolstadts Kulturfachleiterin Petra Rottschalk für 1,8 Millionen Euro komplett umgestaltet werden. Die zehn Räume des Gebäudes werden mit Dauerleihgaben des Schillerarchivs aus seinem Geburtsort Marbach ausgestattet. «Schwerpunkt der Ausstellung soll die Erstbegegnung mit Goethe sowie das Verhältnis zu den Lengefeld-Schwestern sein», sagt Rottschalk.
Der Besucher soll nach Angaben von Museumsgestalter Jens Henkel vom Landesmuseum Heidecksburg einen Eindruck von der im 18. Jahrhundert herrschenden Salonmode erhalten. Von Vorteil sei, dass ein großer Teil der vor 200 Jahren bestehenden Bausubstanz erhalten blieb. Dazu gehören die Küche, die Toilette sowie ein Vorratsraum. Dafür müsse das neue Stadtmuseum auf die Leihgaben aus Baden-Württemberg zurückgreifen, weil es keine Einrichtungsgegenstände gebe.
Der 1802 in Weimar geadelte Friedrich von Schiller erlebte schöne Tage unterhalb der Heidecksburg. Er pflegte 1788 über mehrere Monate eine glückliche Liaison mit den Schwestern Charlotte von Lengefeld (1766-1826) und Caroline von Wolzogen (1763-1847). Nach mehreren Monaten der Unentschlossenheit entschied sich Schiller für die jüngere Charlotte und heiratete die Adelige am 22. Februar 1790 in Wenigenjena bei Jena.
Nach seiner Hochzeit blieb der Kontakt nach Rudolstadt bestehen, denn die Schwiegermutter Louise von Lengefeld arbeitete als Hofmeisterin für die Prinzessinnen am Schwarzburger Fürstenhof. Seine Stücke konnte das Rudolstädter Publikum im 1793 eröffneten Schauspielhaus bewundern, denn nach einer Aussprache mit Goethe im Sommer 1793 in Jena verwandelte sich das distanzierte Verhältnis der beiden Dichter in die berühmte Freundschaft.
Der bewunderte Goethe (1749-1832) leitete neben dem herzoglichen Hoftheater in Weimar auch die kleine Bühne in der Saalestadt. Als Theaterdirektor brachte er innerhalb von zehn Jahren die bekannten Dramen «Don Carlos», «Kabale und Liebe», «Die Räuber», «Maria Stuart», «Die Jungfrau von Orleans» sowie alle drei Teile von «Wallenstein» auf die Bühne.
Das Interesse in der 4000-Einwohner-Stadt an Schillers Stücken war groß. Zwischen 300 und 400 Zuschauer besuchten nach Angaben des Landestheaters die Inszenierungen. Die Begeisterung für das kleine Schauspielhaus hält in der Saalestadt mit ihren heute 25 000 Einwohnern nach wie vor an. «Die Besucherauslastung der 260 Sitzplätze liegt bei 95 Prozent», sagt Theatersprecherin Silke Zschäckel.
Frank Brauer
http://www.rudolstadt.de


Rudolstadt: Schillers «Fiesco» am Landestheater
Rudolstadt (ddp-lth). Das Landestheater Rudolstadt zeigt ab Samstag eine moderne Inszenierung des Trauerspiels «Die Verschwörung des Fiesco zu Genua» von Friedrich Schiller (1759-1805). «Je länger ich mich damit beschäftige, desto mehr verfestigt sich mein Eindruck, dass es Schillers bestes Stück ist», sagte Regisseur Axel Richter in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur ddp.
«Es ist eigentlich nicht zu fassen, dass der Autor mit bereits 22 Jahren so ein Stück geschrieben hat», sagte Richter. Es sei ein an Willliam Shakespeare geschulter und komplexer Text, der drei Verschwörungshandlungen miteinander verquickt. «Eine Schwierigkeit bereitet die Neigung Schillers, jeden Satz so metaphorisch wie möglich auszudrücken», betonte der Regisseur. Der Autor pflege eine betont kraftvolle und plastische Sprache, «die heute für unsere Ohren etwas ungewohnt klingt».
Richter sieht im «Fiesco» ein modernes Bühnenwerk. Es zeige den Prozess einer «komplizierten Machtablösung». «Das Thema ist der Machtkampf, der mit Intrigen geführt wird und für den sehr wenig belastbare Bündnisse eingegangen werden», erklärte der Spielleiter. Dabei setzten die Genueser Adelscliquen wie heute die Parteien auf «Wahlbetrug, falsche Wahlversprechen und viel öffentliches Getöse».
Dennoch möchte der Regisseur in seiner Inszenierung «keine direkte Gegenwart auf die Bühne» stellen. Die Kostüme von Klaus Noack orientieren sich an der Mode der Renaissance und der «altdeutschen Tracht». Dagegen soll der Ausstatter die Bühne als einen öffentlichen und zeitlosen Raum gestalten. Die etwa zweieinhalbstündige Inszenierung zeigt nach Richters Angaben dabei auch alle drei Enden, die der Autor für sein Bühnenwerk erdachte.
Schiller schrieb das Trauerspiel 1782 als Auftragsarbeit für das Theater Mannheim. Der Dramatiker nutzte dabei die Aufzeichnungen über einen Putsch, den der Edelmann Fiesco gemeinsam mit Söldnern im Jahr 1547 gegen den Genueser Dogen Andrea und seinen Neffen Gianettino unternahm. Dabei starb Fiesco und die Umsturzpläne scheiterten.
http://www.theater-rudolstadt.de


Köln: Erste Gewinner des Deutschen Hörbuchpreises 2008 stehen fest
Köln (ddp-nrw). Im Wettbewerb um den Deutschen Hörbuchpreis 2008 stehen die ersten drei Gewinner fest. Als «Das besondere Hörbuch/Regie» kürt die Jury die Hörspielproduktion «Die Ästhetik des Widerstands» nach dem gleichnamigen Roman von Peter Weiss, wie der WDR am Freitag in Köln mitteilte. Preisträger ist Karl Bruckmaier, der die umfangreiche literarische Vorlage für das Radio bearbeitete und inszenierte. Die Produktion des Bayerischen und des Westdeutschen Rundfunks ist 2007 im Hörverlag erschienen.
Der Preis für die «Beste Interpretin» geht an die Schauspielerin Anna Thalbach für ihre Lesung des Romans «Paint it black» der amerikanischen Bestsellerautorin Janet Fitch. Als Hörbuch produziert wurde die Geschichte vom Verlag Lübbe Audio.
Anna Thalbach wird in Köln noch eine weitere Auszeichnung in Empfang nehmen können. Zusammen mit der Schauspielerin Anna Carlsson, beide Jahrgang 1973, erhält sie ebenfalls den Deutschen Hörbuchpreis in der Kategorie «Bestes Kinder- und Jugendhörbuch» für die gemeinsame Lesung des Briefromans «Liebe Tracey, liebe Mandy». Das Audiobook nach dem Roman des australischen Jugendbuchautors John Marsden ist im Verlag Beltz & Gelberg erschienen.
Der Deutsche Hörbuchpreis wird außerdem in den Kategorien «Beste Fiktion», «Beste Information», «Bester Interpret» und «Beste verlegerische Leistung» vergeben. Die weiteren Preisträger stehen am 11. Februar fest.
Ausgezeichnet werden die besten und innovativsten Hörbücher aus dem Erscheinungsjahr 2007. Eine Vorjury nominierte aus den rund 400 Einreichungen 18 Hörbücher und drei Verlage. Die Preise werden bei einer Galaveranstaltung während der LitCologne am 9. März in Köln überreicht.
http://www.deutscherhoerbuchpreis.de